Erdbeben in Nepal

Tempel sind nicht für immer verloren

Zu sehen ist nur noch der Rumpf des Turms und Stufen, die dorthin führen, drumherum weitere eingestürzte Gebäude und Menschen.
Der eingestürzte Turm Dharahara in Nepals Hauptstadt Kathmandu, nur Stufen und der Rumpf sind geblieben © picture alliance / dpa / Narendra Shrestha
Adalbert Gail im Gespräch mit Anke Schaefer und Christopher Ricke · 27.04.2015
Das Erdbeben in Nepal hat auch das kulturelle Erbe des Landes schwer beschädigt, darunter Weltkulturdenkmäler im Tal von Kathmandu. Doch zerstörte Tempel können wieder aufgebaut werden, sagt der Kunsthistoriker Adalbert Gail.
Der Experte für indische Kunstgeschichte, Adalbert Gail, glaubt trotz der großen Zerstörungen in Nepal daran, dass man historisch bedeutende Tempel und Gebäude wieder aufbauen kann.
Im Deutschlandradio Kultur sagte Gail, seinen Erkenntnissen zufolge sei der alte Palast in Kathmandu bei dem Beben weitgehend erhalten geblieben. Die Tempel auf der Westseite des Palastplatzes seien hingegen zerstört worden.
Ein Wiederaufbau ist nach Gails Worten möglich. Er habe selbst in den 80er-Jahren den Wiederaufbau eines Tempels beobachtet, der vom Monsun zerstört worden war. Damals seien die Pyramiden-Dächer regelrecht weggerissen worden. "Da stand nur noch ein erbärmliches Gerüst über dem Unterbau des Tempels." Es habe zwar lange gedauert, aber man habe den Tempel erneut so aufgebaut, wie er vorher gewesen sei – für Kunsthistoriker sei es jetzt sogar schwierig zu beurteilen, was alt und was nachgeschnitzt worden sei.
Beim Wiederaufbau kann auch eine Bilddatenbank des Professors helfen
Beim Wiederaufbau könnte auch eine Bilddatenbank helfen, die Gail in seiner Eigenschaft als Professor für Indische Kunstgeschichte der Freien Universität Berlin angelegt hat. Zwischen 1974 und 2008 unternahm er dreißig Reisen nach Süd- und Südostasien mit dem Schwerpunkt Nepal. Dabei machte er Tausende von Bildern von kunsthistorisch bedeutenden Orten.
Die Bauform der historischen Gebäude aus Ziegeln und Holzgerüsten sei eigentlich erdbebensicher, sagte Gail. Bei einem Erdbeben 1935 seien die meisten Gebäude stehengeblieben. Dass es dieses Mal schlimmer kam, ist wohl ein Hinweis auf die verheerende Stärke des Erdbebens.
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