Eine eigene musikalische Sprache

Von Shelly Kupferberg |
Es war ein gutes Jahr für die israelische Sängerin, Komponistin und Gitarristin Dalia Faitelson. Sie veröffentlichte zusammen mit israelischen, palästinensischen, und westlichen Musikern die CD "The Orient West Quire". Dabei übersetzte sie das Latein von gregorianischen Gesängen ins Hebräische - und mischte es mit orientalischen Klängen.
"Ich fing an auf Hebräisch zu singen - das war vor vier Jahren. Und das hat etwas in mir geöffnet: Ich entdeckte meine Liebe zur hebräischen Sprache neu, die Möglichkeit, sich auf Hebräisch musikalisch auszudrücken. Ich fühlte mich zu Hause. Das heißt, ich bin in einer Phase, in der ich wieder zurück zu meinen Wurzeln finde."
Denn geboren ist Dalia Faitelson in Israel - 1963 in Arad, einer Stadt im Süden des Landes inmitten der Negev-Wüste. Schon als Kind liebte und lernte sie das Musikmachen - erst war es das Klavier, später brachte sie sich das Gitarrenspiel bei. Ihre Ausbildung erhielt sie in den USA, am berühmten Berklee College of Music in Boston. Dann ging es nach Europa - und über mehrere Stationen nach Dänemark, der Liebe wegen. Seit über 20 Jahren lebt Dalia Faitelson nun in Kopenhagen.
Zusammen mit den drei Musikern des Pilpel-Projektes, hat Dalia Faitelson eine eigene musikalische Sprache entwickelt, die sich vom Jazz über den Balkan zum Nahen Osten bewegt. Zehn eigene Platten hat sie bereits herausgebracht, die letzten drei auf Hebräisch. Dabei stellte sie fest, wie perkussive Hebräisch ist.
"Hebräisch fühlt sich im Mund unglaublich anders an als Englisch. Was mir wichtig war: Es gibt nicht sehr viele Menschen, die Hebräisch sprechen außerhalb Israels. Ich entscheide mich daher oft für Texte - vor allem Refrains - die man lautmalerisch einfach erfasst. Irgendetwas bleibt hängen. Worte, die sich wiederholen, die perkussiv klingen. Auch das macht den Klang, den Sound von Musik aus."
Dalia Faitelsons Texte sind poetisch, gehen in die Tiefe. Sie singt von der Dunkelheit, dem Mond- und Zwielicht, von der Seele, die in einem Körper gefangen ist und es nicht schafft, zu entweichen. Der Übergang von Leben und Tod wird besungen. Aber auch die Liebe darf nicht fehlen -
"Texte waren mir immer sehr wichtig. Auch, als ich auf Englisch schrieb. Ich bin keine Dichterin, aber ich habe etwas zu sagen. Auch deswegen hatte ich vorher nicht auf Hebräisch, sondern auf Englisch geschrieben, weil ich Angst hatte, dass die Menschen mich nicht verstehen würden. Dafür erzähle ich heutzutage mehr bei meinen Konzerten zwischendurch, worum es geht. Einige der Themen sind sehr schwer, aber es gibt in meinen Songs immer die Hoffnung, das Helle."
Gemeinsam mit dem Akkordeon-Weltmeister Lelo Nika, dem Bassisten Thommy Anderson und dem Perkussionisten Jarrod Cagwin ist das neue Album von Dalia Faitelson eine poetisch-rhythmische Reise in das Innerste der Sängerin geworden. Und zeichnet ihren musikalischen Lebensweg wunderbar nach:
"Ich komme aus dem Nahen Osten. Aufgewachsen bin ich mit Rock, Pink Floyd, Jimmy Hendrix und so - und das hat sich dann zum Jazz-Rock hin entwickelt, später zum Jazz. Dann wurde es mal traditioneller, mal moderner - und dann ging's von da in Richtung Weltmusik. Vielleicht ist es auch die bulgarische Herkunft meiner Mutter, die da hinein funkt. Der Balkan passt gut zu mir, der nahe Osten ebenso. Ich lebe in Skandinavien - das sind alles Dinge, die mich geprägt haben - und der Jazz war schon immer ein roter Faden in meinem musikalischen Leben."
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