Musik verbindet

Von Hannelore Becker-Willhardt |
Im Rahmen der Jüdischen Kulturtage NRW war das Israel Chamber Orchestra zu Gast in Ratingen. Zusammen mit dem Orchesterchor 73 Ratingen spielte es Felix Mendelssohns Oratorium "Elias".
"Elias in Israel", verkünden die Plakate in der Stadthalle von Ratingen. Und die ist bis auf den letzten Platz besetzt, als die Musiker des Israel Chamber Orchestra auf dem Podium Platz nehmen.

Christiane Yehudin: "Ich finde es ganz toll, dass wir hierher kommen konnten. Und es ist eine große Ehre für uns, sozusagen als Botschafter Israels bei den jüdischen Tagen aufzutreten. Ist einfach super."

"Der Elias, tolle Musik. Sehr beeindruckende Bilder, also starke Bilder in der Musik. Ich finds toll."

Für Christiane Yehudin und ihre Kollegen ist es das dritte Mal, dass sie den "Elias" von Mendelssohn aufführen. Und bisher jedes Mal mit dem Ratinger Konzertchor 73. Die Vorgeschichte dieser Zusammenarbeit von Chor und Orchester reicht gut zweieinhalb Jahre zurück.
Die Idee dazu stammte von Hanna Eisenbart, einem damaligen Chormitglied. Sie hatte mit einer Gruppe ihrer Kirchengemeinde in Israel Urlaub gemacht. Als die Reiseführerin dann erzählte, wo überall der Prophet Elias gewirkt hatte, war für sie klar: "Wir müssen Mendelssohns ‚Elias’ unbedingt am historischen Ort singen!"

Eine Idee, für die sie den künstlerische Leiter des Ratinger Konzertchores schnell begeistern konnte. Über ein Reisebüro in Israel bekam Josef Waggin einige Adressen von dortigen Orchestern.

Josef Waggin: "Und dann kam Interesse vom Israel Chamber Orchestra, das ich auch angeschrieben hatte. Und die wollten eine Demo unserer Qualitäten haben. Und dann habe ich ihnen einen Konzertmitschnitt geschickt. Und nachdem er dort angekommen ist, kam prompt die Reaktion: Das ist toll, - das machen wir!"

Dass es Mendelssohns "Elias" und nicht sein "Paulus"-Oratorium sein sollte, war für Josef Waggin von Anfang an klar.

Waggin: "Der ‚Elias’ ist ein mosaischer Prophet und der ‚Paulus’ ist ein christlicher. Und wenn man nach Israel reist, ist also die Annäherung größer, wenn wir an die mosaischen Wurzeln ansetzen."

"Zum Anderen ist es so, dass der ‚Elias’ kein Oratorium ist, sondern eine Oper, es ist ein dramatisches Stück von Anfang bis zum Ende, ist eine durchgehende Erzählung, eine Geschichte."

"Da mein Herz mehr an der Oper hängt, liegt mir der ‚Elias’ sehr viel mehr als der ‚Paulus’. Der ‚Paulus’ ist ein gestandenes Oratorium, das man wie ein Nummerntheater aufführen kann. Während beim ‚Elias’ ist es so, dass man die Dramaturgie immer Auge haben muss."

Ein ehrgeiziges und spannendes Projekt, - für das nicht nur die Finanzierung gesichert werden musste. Auch die 60 Sängerinnen und Sänger des Chores brauchten Verstärkung.

Waggin: "So haben wir es als bundesweites Projekt ausgeschrieben. Und es sind insgesamt 115 Leute zusammengekommen. Davon sind Mitglieder aus Chören von Rostock bis zum Bodensee. Also aus ganz Deutschland. Und wir haben uns dann zu drei Chorwochenenden getroffen sind dann nach Israel gefahren."

Ein Anliegen der Sänger und Sängerinnen: Mit diesem deutsch-israelischen Chor-Projekt wollten sie zeigen, wie Musik und das gemeinsame Musizieren verbinden kann.

Im Oktober letzten Jahres war es dann so weit. Zwei Konzerte in Folge waren ausverkauft - und das Publikum in der Konzert-Halle von Tel Aviv begeistert. Für die meisten der Besucher war Mendelssohns ‚Elias’
eine ganz neue Erfahrung.

Waggin: "Ich habe von Sängern gehört, die erzählten, dass Zuhörer dagewesen seien, die nach dem Konzert Tränen in den Augen gehabt hätten. Sodass man sagen kann, das, was wir gemacht haben, ist ‘rüber gekommen."
"Elias in Israel". Ein Chorprojekt, das am letzten Wochenende mit einem ‘Elias in Ratingen’ fortgesetzt werden konnte. Die Idee dazu kam von einem Chorsänger, der – welche glückliche Fügung - Geschäftsführer vom Kultursekretariat NRW ist und bereits in die Vorbereitung der Jüdischen Kultur-Tage eingebunden war.

So kam das Israel Chamber Orchestra am letzten Wochenende
zu einem Gegenbesuch nach Ratingen und spielte dort nun zum ersten Mal den ‚Elias’.

Das Publikum war beeindruckt und dankte stehend mit tosendem Applaus: für ein musikalisches Highlight – und für das enorme Engagement beider: der Musiker und des Ratinger Chores.

Meinolf Jansing: "Dieses Werk aufzuführen mit dem Israel Chamber Orchestra, das verschafft schon so ein Gänsehaut-Feeling, durchaus, wenn man sich als aktiver Musiker, als Chorsänger, sich beteiligen darf."