Ein T-Shirt als Kühlschrank

Von Thomas Wagner · 17.07.2011
Der Natursportler von heute trägt High-Tech-T-Shirts, die automatisch die Temperatur herunterkühlen – oder Spezialschuhe, die ihm das Gefühl geben, barfuß unterwegs zu sein. Wenn der Schlafsack sich automatisch belüftet, ist dies auch nicht verkehrt.
Vor dem Stand eines amerikanischen Outdoor-Herstellers bildet sich immer wieder eine kleine Menschentraube. Viele Messebesucher wollen es ausprobieren – das T-Shirt, das immer dann kühlt, wenn es mit Flüssigkeit wie beispielsweise Körperschweiß in Kontakt kommt. Der erste Eindruck:

"Angenehm kühl auf der Haut, absolut. Wenn man läuft und schwitzt, tut das richtig gut. Gerade auch hier, am Arm, wenn man das Handgelenk kühlen kann, ganz toll." – "Es war sofort ein kühlender Effekt, sowie es feucht wurde. Und das Interessante dabei war, dass es nachhaltig kühl war, selbst ein paar Minuten später. Das scheint zu funktionieren."

Das T-Shirt, das sich in eine Art Kühlschrank verwandelt, ist eine der Weltneuheiten auf der Europäischen Fachmesse Outdoor in Friedrichshafen. In diesem Fall sind es winzige Eiskristalle, die der Hersteller in die textile Struktur des Kunststoffs einarbeiten lässt.

"Das Eis kann man nur erkennen, wenn man wirklich das Material unter das Mikroskop legt. Das sind ganz hauchdünne Partikel, die da eingearbeitet werden in die Fasern. Und durch die Zuführung von Feuchtigkeit, also beispielsweise Körperschweiß, wird ein Kühlungseffekt hervorgerufen und aktiviert."

… erklärt Unternehmenssprecher Tobias Baier. Die Eiskristalle sind Bestandteil der molekularen Struktur des T-Shirts – und zwar geometrisch so isoliert, dass sie keine Wärmeenergie aufnehmen und daher auch nicht schmelzen können. Dies ändert sich erst beim Kontakt mit der Flüssigkeit: Die Eispartikel kristallisieren aus und sorgen für eine angenehmen Temperatursturz:

"Der kann tatsächlich bis zu fünf Grad Temperaturunterschied hervorrufen, also tatsächlich um fünf Grad Celsius abkühlen. Aber es ist nicht garantiert, dass ich diesen Temperaturunterschied bekomme, je nachdem, wie intensiv ich schwitze, wie ich das auch wahrnehme."

Das Beispiel zeigt: High-Tech zieht sich quer durch die Outdoor-Branche. Die Schuhsohlen, die so ähnlich gestaltet sind wie der Reifen eines Geländewagens und damit den größtmöglichen Halt bieten; T-Shirts mit Silberionen, die Bakterien und damit unliebsame Gerüche neutralisieren; das Zwei-Personen-Zelt aus ultraleichtem Gewebe, das nur knapp über ein Kilogramm wiegt – über 150 Entwicklungen umfasst die Liste der Weltneuheiten in diesem Jahr. Dazu gehört auch der Schlafsack, der sich an die Außentemperatur anpasst.

"Also das ist ein Drei-Jahreszeiten-Schlafsack, der eben die gegebenen Umstände berücksichtigt, nämlich dass es eben im Frühjahr etwas kälter ist, im Sommer etwas wärmer, oder dass sich die Temperaturen ganz generell etwas wechselhafter bewegen."

… so Kai Steinbach, Geschäftsführers der Herstellers aus dem sächsischen Görlitz. Er hat eine Schlafsack-Technologie entwickelt, die sich den Außentemperaturen anpasst und in unterschiedlichem Ausmaß kühlt oder wärmt. "Clima Balance" nennt er dieses System. Dabei verfügt das Innenteil über verschiedene Öffnungen, die sich je nach Temperatur schließen oder eben auch nicht:

"Und so kann ich eine sehr, sehr gute Klimabalance darstellen hier im Schlafsack. Also ich brauch' ihn nicht mehr aufmachen, zumachen – Fuß raus, Fuß rein; also diese typischen Symptome, wenn einem zu warm ist unter einer Decke."

Dies erübrigt sich aufgrund der Öffnungen, die mal mehr, mal weniger Wärme nach außen leiten – abhängig davon, ob es draußen gerade warm oder kalt ist. Schließlich gibt es auch den "nachwachsenden Schlafsack", ein Angebot für Kinder, die von Jahr zu Jahr um einiges größer werden und daher aus herkömmlichen Kinderschlafsäcken ständig herauswachsen. Das System des mitwachsenden Schlafsacks ist so banal wie einleuchtend: Der Hersteller liefert mehrere Module mit, die je nach Größe und Alter der Kinder an ein Grundmodul angefügt werden.
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