Ein Leben für den Tanz

Von Haino Rindler |
Tango ist gleichzeitig Ausdruck eines Lebensgefühls. Alfredo De Ángelis war ein Musiker der 1930er und 40er-Jahre, der als Bandleader und Komponist die "Goldene Ära des Tangos" prägte. Er starb vor 20 Jahren starb.
Wie eine frische Brise wirkte die Erneuerung des Tangos in den 1930er-Jahren. Argentiniens Wirtschaft hatte sich etwas erholt, lieferte Fleisch und Leder in das vom zweiten Weltkrieg heimgesuchte Europa, die Menschen hatten wieder mehr Geld in der Tasche und trugen es an den Wochenenden in die Tanzlokale. In dieser Atmosphäre des plötzlichen Wohlstands schossen die Tango-Formationen wie Pilze aus dem Boden, etwa 600 Orchester buhlten um die Gunst des Publikums. Der Tango wurde salonfähig, und zu den erfolgreichsten Bandleadern zählte Alfredo De Ángelis.

Ángelis wurde in einem kleinen Ort südlich von Buenos Aires geboren; als Sohn eines Geigers ergab sich automatisch der Weg in die Musik, zunächst lernte er Bandoneon, wechselte aber bald zum Klavier. Mit Anfang 20 begann seine Karriere als Pianist in einem Orchester Tipica, ein Septett, bestehend aus zwei Bandoneons, zwei Geigen, Klavier, Cello und Bass. Ende der 20er-Jahre kam der Gesang dazu, der dem Tango mit Sängern wie Carlos Dante zu internationalem Erfolg verhalf. 1941 gründete Ángelis zusammen mit dem Bandoneonisten Daniel Álvarez sein eigenes Orchester, das Álvarez-De Ángelis Orchestra, das auch international bekannt wurde.

Charakteristisch für Alfredo De Ángelis sind Tangos mit harmonischer und einfacher Struktur. De Angelis war nicht nur ein exzellenter Pianist und Dirigent mit unverwechselbarem Stil, sondern auch ein produktiver Musiker und Bandleader. Er bewies ein glückliches Händchen bei der Wahl seiner Sänger. Roberto Mancini, Julio Martel oder der schon erwähnte Carlos Dante, einer der besten Tangosänger der 40er Jahre, gehörten zu seinem Ensemble. Für das Berliner Label Odeon, bei dem später auch die Beatles unter Vertag waren, nahm er zwischen 1943 und 77 etwa 480 Tangos auf. Beim argentinischen Radiosender El Mundo wurde Ángelis‘ Orchester für eine heute legendäre Show engagiert, für den "Glostora Tango Club". Und mit "El taladro" lieferte er die Hymne auf das Stadion des Fußballclubs Banfield von Buenos Aires.

Zu den Errungenschaften seiner Ära gehört auch der Duettgesang, der in den 40er-Jahren im Tango populär wurde. Dadurch wurde das harmonisch Runde, das seine Kompositionen ausmacht, um ein weiteres Element bereichert. Als Alfredo De Ángelis 1992 starb, hinterließ er einen Fundus an Aufnahmen, die bis heute in der Tangoszene zum festen Repertoire gehören
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