Musikalischer Brückenschlag zwischen Europa und Argentinien

Von Ullrich Bohn |
Das berühmte Gemälde „Le Salon de la Rue des Moulins“ von Henri Toulouse-Lautrec dürfte vielen bekannt sein: Es zeigt eine Szene des Bordells, in dem der Maler gelebt und sehr häufig auch gemalt hat. Und dieses Bild ist nun zum Ausgangspunkt für eine Oper geworden. „Un Tango pour Monsieur Lautrec“ hatte jetzt ihre Deutsche Erstaufführung in Hannover.
Opern, die ein literarisches Werk zur Grundlage haben, gibt es viele. Das jedoch ein Gemälde zum Ausgangspunkt einer Oper werden kann, ist noch eher die Ausnahme. Und bei Toulouse-Lautrecs Bild „Le Salon de la Rue des Moulins“ lässt sich daraus dank gesicherter Quellen sogar eine wahre Geschichte entwickeln. Denn eine der Prostituierten, die der Künstler da gemalt hat, und zu der er auch ein enges Verhältnis pflegte, ist Mireille.

Sie ging schließlich mit einigen Rindfleischhändlern nach Argentinien, hoffte dort ihr Glück zu finden, und machte eine Karriere als Sängerin und Tangotänzerin, während Toulouse-Lautrec enttäuscht in Paris zurückblieb und bekanntermaßen im Delirium endete:

Jorge Zulueta, ein argentinischer Pianist und Komponist hat sich von dieser eher traurigen Lovestory ohne Happy-End begeistern lassen, einen musikalischen Brückenschlag zwischen Europa und Argentinien entworfen mit etlichen Tango-Rhythmen und französischen Walzerklängen, wobei sich jedoch die musikalischen Konturen dieses überlangen Abends dann zu sehr in Beliebigkeit verlieren.

Uraufgeführt wurde das Werk bereits im November 1998 im Opernhaus von Nancy in Frankreich, wanderte dann im Jahre 2001 in einer speziellen Musicalfassung und in deutscher Sprache auf einer Tournee durch Deutschland und Frankreich und wurde jetzt für die Aufführungen in Hannover für ein 15-köpfiges Musikerensemble arrangiert.

Und deshalb kann man auch nicht mehr von einer reinen Oper sprechen, sondern von einer Mischung aus opernhaften, zuweilen auch melodramatischen Szenen, zu denen sich aber auch etliche Musicalszenen und rezitativische Elemente gesellen.

Szenisch eingerichtet wurde das Stück vom argentinischen Musikwissenschaftler Jacobo Romano, der zusammen mit Jorge Zulueta in seiner Heimat schon verschiedene sogenannte Operncollagen entworfen hat, worin sich Musik, Theater und Bildende Kunst gegenseitig beeinflussen. So dass jetzt auch keine szenische Nachahmung des Bildes von Toulouse-Lautrec auf der Bühne zu sehen ist, sondern das Geschehen auf dem schwarzen Bühnenpodium durch zahlreiche Videoanimationen im Hintergrund, und durch die Kostüme von Paco Rabanne, dem weltbekannten, spanischen Modeschöpfer angereichert wird.