E-Book-Markt

Reader-Hersteller Kobo übernimmt Tolino

Eine junge Frau liest in einem eBook, fotografiert am 18.03.2016 auf der Buchmesse in Leipzig (Sachsen). Im Hintergrund eine Grafik mit einem Buch und Kopfhörern
Johannes Haupt, Chefredakteur des Leserforums: "Der Tolino steht nicht vor dem Aus." © dpa / picture alliance / Jens Kalaene
Johannes Haupt im Gespräch mit Andrea Gerk  · 04.01.2017
Die Deutsche Telekom will keine digitalen Bücher mehr vertreiben. Der Konzern verkauft deshalb seinen Anteil an der E-Book-Plattform Tolino an das japanisch-kanadische Unternehmen Kobo. Der Experte Johannes Haupt sagt, dass sich für die Leser zunächst wenig ändert.
Tolino wurde 2013 gegründet und sollte die deutsche Konkurrenz zu Amazons Kindle-Plattform sein. Das Projekt ist eine Kooperation der Buchhändler Thalia, Weltbild, Hugendubel, Orell Füssli und Club Bertelsmann, der Mayerschen Buchhandlung, Osiander, Libri und bislang der Deutschen Telekom.

Übernahme erst im Februar

"Der Tolino steht nicht vor dem Aus", sagt der Chefredakteur des Leserforums Lesen.net, Johannes Haupt, im Deutschlandradio Kultur. Es sei richtig, dass sich die Telekom als einer der wichtigsten Partner des Projektes zurückgezogen habe. Sie habe die Hardware für das Lesegerät konzipiert und das Betriebssystem entwickelt, aber die weiteren Partner der Tolino-Allianz seien weiter aktiv. Es komme als neuer Partner Kobo dazu, ein Unternehmen, das nur Spezialisten bekannt sei. Die Übernahme werde erst im Februar vollzogen.

Wenig Veränderung für die Kunden

"Man hat die letzten Tage gesehen, dass die Verunsicherung da sehr groß ist", sagt Haupt. Es habe eine Menge Rückfragen von Nutzern gegeben, wie es bei Tolino jetzt weitergeht. Die Betreiber betonten, dass sich für die Kunden nichts ändern werde. "Wie sich das ganze praktisch ausgestalten wird, ist natürlich aktuell noch schwer abzuschätzen."

Wachstum auf dem Digitalmarkt

Der verbreiteten Ansicht, dass der E-Book-Markt stagniere, hätten die Tolino-Betreiber öffentlich widersprochen, sagt Haupt. Sie hätten alle betont, dass es ein zweistelliges Wachstum auf dem Digitalmarkt gebe. Es gebe allerdings eine Stagnation beim Verkauf der Lesegeräte. "Wer ein Gerät hat, das zwei, drei Jahre alt ist, ist im Prinzip auf dem neuesten Stand der Technik." Heutzutage läsen immer mehr Nutzer auf ihrem Smartphone oder auf ihrem Tablet. "Aber auch dafür braucht man Lesestoff." Deshalb würden E-Books mehr denn je gekauft.
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