Duo KlitClique

Feministischer Cloudrap aus Wien

Zwei Rapperin mit dunkelblauen Umhängen und übertrieben großen Goldketten.
Das Duo Klitclique aus Wien: G-UDIT und $CHWANGER © Elsa Okazaki 2018
Sonja Eismann im Gespräch mit Christoph Reimann · 06.06.2018
Das Duo Klitclique ist angetreten, um die Musik- und Kunstwelt aufzumischen. Ihr erstes Album "Schlecht im Bett, gut im Rap" nutzt das hippe Genre Cloudrap mit seiner schläfrig-ironischen Soundästhetik, um kräftig auszuteilen.
Den beiden jungen Frauen von Klitclique, G-udit und $chwanger, die an der Wiener Akademie der Bildenen Künster studiert haben, geht es um nichts weniger als einen Angriff auf die nach wie vor herrschende Übermacht der "white dudes", der "weißen Kerle", in allen gesellschaftlichen Bereichen – mit einer ordentlichen Portion Stänkerei, sagt Sonja Eismann vom "Missy Magazine". Sie hat die Entwicklungen im HipHop beobachtet und sagt, es habe sich viel verändert:
"Das Klischee, dass HipHop eine extrem sexistische Musikrichtung ist, stimmt heute – wie bei vielen anderen männerdominierten Genres zwar immer noch –, aber es hat sich durch das bewusst 'verweichlichte' neue Genre Cloudrap, in dem ganz andere, sozusagen 'schlaffe' Männlichkeiten dominieren, sehr viel geändert und geöffnet. Das ist ja das Schöne an HipHop, dass er für verschiedenste Zugänge und Neuformungen offen ist. KlitClique gehen bei ihrer persönlichen Interpretation von HipHop noch einen Schritt weiter und machen sich auch über die Wichtigkeit handwerklichen Könnens lustig, die ja meist mit einer männlichen Expertise verbunden ist, dieses: Wer kann am krassesten freestylen."

Ganz eigene gewitzte Sprache

Der Band werde oft der Vorwurf gemacht, ihr fehle Authentizität, meint Eismann. G-udit von KlitClique weise den Vorwurf mit dem Argument zurück, sie seien authentisch, weil sie über das rappten, was ihnen täglich begegne, zum Beispiel Sexismus und nervige Galeristen.
Die "white dudes" wollen Klitclique mit viel Humor zu Fall bringen, sagt "Missy Magazin"-Redakteurin Sonja Eismann. Es gehe ihnen darum, diese "lustig zu demontieren und deren oft sexistischem, rassistischem Vokabular eine ganz eigene, gewitzte Sprache entgegenzusetzen".

Mit anderen Frauen zusammenarbeiten

Mit ihrem Rap orientieren sich Klitclique an Maria Lassnig, einer 2014 verstorbenen österreichischen Malerin. Ihr habe das Duo mit dem Stück "Maria" ein Denkmal gesetzt, so Eismannn.
"Der an einen Kirchenchoral erinnernde musikalische Duktus ist hier natürlich einerseits auch ironisch zu verstehen, als Veräppelung des männlichen Geniekults, aber andererseits durchaus auch ernsthaft als Verbeugung vor den Vorgängerinnen. Der KlitClique ist es auch wichtig, mit anderen Frauen zusammenzuarbeiten, die sie schätzen, wie zum Beispiel mit der Tänzerin und Choreographin Florentina Holzinger, die im Video zu 'Der Feminist' nackt tanzend auftritt."

Veranstaltungstipp: Klitclique sind am 9. Juni 2018 auf dem Torstraßen-Festival in Berlin zu sehen.

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