Rapper Ben Salomo kündigt Rückzug an

Der Antisemitismus der Rap-Szene

Ben Salomo im Gespräch mit Gesa Ufer · 18.04.2018
Der Musiker Ben Salomo ist einer der wenigen Rapper, der seine jüdische Identität in Songs thematisiert. Nun will er sich zurückziehen: Er habe die Schnauze voll vom Antisemitismus in der Szene.
Der Rapper Ben Salomo stammt aus Israel und hat den in Berlin stattfindenden "Rap am Mittwoch" gegründet, eine erfolgreiche Veranstaltung, bei der Rapper gegeneinander antreten. In dem Song "Identität" geht es um seine Herkunft:
Jetzt hat der Rapper seinen Rückzug angekündigt. Was sind die Gründe dafür?
"Ein sehr dominanter Grund ist der für mich seit Jahren entgegenkommende Antisemitismus innerhalb der Rap-Szene – oftmals mit dem Deckmantel des Antizionismus, des Hasses auf Israel. Davon habe ich auf jeden Fall die Schnauze voll. Ich habe jahrelang versucht, dieses Problem innerhalb der Rap-Szene anzugehen und zu verändern und aufzuklären. Aber scheinbar ist das nicht ausreichend."

Sammelbecken für Terrorismusversteher

In den vergangenen Jahren sei Antisemitismus "immer salonfähiger, frecher und völlig selbstverständlich" geworden, beklagt Salomo. Selbst die Hip-Hop-Medien würden dies nicht kritisch hinterfragen. Neben Antisemitismus würden in den Texten auch Islamismus, Terrorismus, Frauenverachtung, Homophobie und Kriminalität glorifiziert.
"Die deutsche Hip-Hop-Szene ist ähnlich antisemitisch wie die Rechtsrock-Szene. Der Unterschied ist, sie will es entweder nicht wahrhaben oder weiß es nicht. Es ist ein Sammelbecken – nicht nur für Antisemiten, sondern auch für Islamismusversteher und Terrorismusversteher. Leute, die all solche Dinge in ihren Texten glorifizieren und genauso auch Frauen verachtendes, Homophobie und Kriminalität glorifizieren. Und somit ist es inzwischen eine Bewegung, die für eine freiheitliche Gesellschaft, so wie wir sie eigentlich in Deutschland lieben, sehr schädlich ist."

Vergleichbar mit Pornofilmen

Inzwischen sei Rap in vielen Teilen vergleichbar "mit Pornofilmen, krassen Horrorfilmen, radikalen Propagandavideos", kritisiert Ben Salomo. Er fordert den Gesetzgeber auf, hier Regeln einzuführen. Musik mit diesen Inhalten sollte nur für Menschen sein, die über 18 sind, damit sie "erwachsen darüber reflektieren können", findet der Rapper.
(cosa)
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