Drogen- und Banden-Kriminalität

"Man muss einfach anerkennen: Die Drogen gibt es"

Bernd Werse im Gespräch mit Julius Stucke · 11.09.2018
Drogen legalisieren und die Strafbarkeit für Konsumenten aufheben: Das fordert Bernd Werse vom "Centre for Drug Research" – zumindest bezüglich Cannabis. Nur so könne ein bisher vollkommen unkontrollierter Markt in geregelte Bahnen gelenkt werden.
In Berlin, auf einer belebten Straße wird ein Mann erschossen, mutmaßlich im Streit rivalisierender Banden, die mit Drogen handeln. Weil es sich um einen Intensivtäter handelt, heißt dies: Großeinsatz für die Polizei.
Zwar seien solche gewalttätigen Auseinandersetzungen im Drogen-Milieu eine große Seltenheit, sagt Bernd Werse vom "Centre for Drug Research" an der Goethe-Universität in Frankfurt. Der Großteil des Drogenhandels laufe "mehr oder minder reibungslos ab". Trotzdem stellt sich die Frage, ob sich der Drogenkriminalität nicht anders sinnvoller begegnen lässt, als mit einem Großaufgebot der Polizei.
Er selbst und viele andere Experten fordern, "die Verbote, insbesondere die Strafbarkeit für Konsumenten" aufzuheben, sagt Werse. Gleichzeitig solle man "einen regulierten Markt schaffen, angefangen bei Cannabis, aber man kann sich abgestuft auch Modelle für andere Drogen überlegen".

Illegaler Markt bietet Süchtigen Finanzierungsmodell

So könne der Markt nicht nur kontrolliert, sondern bis zu einem gewissen Grad auch Sucht bekämpft werden. Denn viele drogenabhängige Menschen "haben durch die Illegalität eine Möglichkeit, sich ihren Konsum zu finanzieren". Sie würden die Drogen im "kleinen Kreis" weiterverkaufen. Eine Legalisierung würde dieses Geschäftmodell erschweren.
"Man muss halt einfach anerkennen: Die Drogen gibt es. Die sind im gewissen Maße verbreitet, insbesondere Cannabis. Es gibt kaum einen Jugendlichen, der nicht irgendwie in irgendeiner Weise mit Cannabis in Berührung kommt."
Natürlich plädiere er nicht dafür, "dass man an jeder Ecke problemlos alle möglichen Drogen erhalten kann", betont Werse. Doch eine legalisierte Abgabe würde "etwas, was jetzt komplett unkontrolliert abläuft, in geregelte Bahnen und vor allem unter eine gewisse Kontrolle stellen".
(lk)
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