Dörte Hansen: „Mittagsstunde“
Penguin Verlag, München 2018
336 Seiten, 12 Euro
Bücher zum Verschenken
Schonungslos und liebevoll: Dörte Hansen berichtet vom Leben auf dem Dorf. © Deutschlandradio / picture alliance / Zoonar / Penguin
Dörte Hansen: "Mittagsstunde"
02:28 Minuten
24-mal literarische Bescherung: Wir empfehlen Bücher zum Verschenken. Heute: Dörte Hansens nordfriesischer Dorfroman mit schrulligen Figuren und schweren Schicksalen. Für alle, die gerne lesen - oder vorlesen.
Worum geht es?
Ich verschenke in diesem Jahr – mal wieder – Dörte Hansens Roman „Mittagsstunde“. In Brinkebüll, einem kleinen Dorf in Nordfriesland, wird ordentlich aufgeräumt. Im Zuge der Flurbereinigung werden nicht nur Felder neu aufgeteilt, Straßen begradigt und Urwüchsiges abgeholzt, auch die Menschen im Dorf verändern sich, denn aus dem bäuerlichen Leben wird hochtechnisierte Landwirtschaft.
Dieser gravierende Veränderungsprozess ist der Hintergrund von „Mittagsstunde“. Im Vordergrund: das Leben der Menschen im Dorf, insbesondere das von Ingwer Feddersen, der während der Flurbereinigung gezeugt wird, im Dorfgasthof seiner Großeltern aufwächst, das Gymnasium besuchen darf und sich auch als Erwachsener noch immer fragt, ob er nach Brinkebüll gehört oder nicht.
Was ist das Besondere?
Mir als Städterin wurde beim Lesen die Illusion genommen, zu wissen, wie es in einem Dorf zugeht. Nach der Lektüre von „Mittagsstunde“ aber bin ich vielleicht ein bisschen schlauer gewesen. Schonungslos und doch auch liebevoll, mit dem Blick für kleine Schrulligkeiten und schwere Schicksale, erzählt Dörte Hansen vom Leben in Brinkebüll. Und dafür braucht sie meist nur wenige Worte: Ein Bild reicht aus, eine kurze Beschreibung – und schon ist eine Figur sichtbar, eine Atmosphäre spürbar.
Wem wollen Sie es schenken?
Ich verschenke „Mittagsstunde“ von Dörte Hansen seit Jahren. So oft schon habe ich es in Papier gewickelt und mit Schleife verpackt, dass ich inzwischen eine kleine Liste darüber führe, wer es von mir bereits bekommen hat. Denn es gibt ja kaum etwas Peinlicheres als eine Geschenkdoppelung. Ist mit allerdings auch schon passiert!
In diesem Jahr geht „Mittagsstunde“ per Post an Hannah, meine Freundin aus Kindergartenzeiten. Die ist eine Viel- und Vorleserin, kannte aber den Roman noch nicht. Und da ich finde, dass man „Mittagsstunde“ einander wunderbar laut vorlesen kann, habe ich mir gedacht: Pack' ich’s mal wieder ein.