Die besten deutschen Romane 2023

Buchtipps unserer Literaturredaktion

Auf dem Gemälde "La Liseuse" von Félix Edouard Vallotton ist eine lesende Frau im Salon zu sehen.
Die lesende Frau, versunken in ein Buch, ist seit Jahrhunderten ein beliebtes Sujet der Malerei, wie bei "La Liseuse", einem Gemälde von Félix Edouard Vallotton (1865-1925) aus dem Jahr 1922. © picture alliance / Fine Art Images / Heritage Images
29.11.2023
Was sind die zehn besten deutschsprachigen Romane in diesem Jahr? Diese Frage beschäftigte natürlich auch unsere Literaturredaktion – und hier ist ihre Auswahl.
Auch in diesem Jahr sind wieder viele lesenswerte und interessante Romane erschienen. Eine Entscheidung fällt da nicht leicht. Hier kommt trotzdem eine kleine Liste mit Empfehlungen:
10 Buchcover stehen aneinander gereiht, auf zwei Zeilen verteilt mit leichtemen Schatten auf hellem Grund
Die Literaturedaktion von Deutschlandradio empfiehlt die besten deutschen Bücher aus dem Jahr 2023© S. Fischer Verlag, Rowohlt, Luchterhand, Klett Cotta, Gans Verlag, Luchterhand, Suhrkamp, suhrkamp nova, Voland & Quist, Kiepenheuer & Witsch

Charlotte Gneuß: „Gittersee“, S. Fischer

Mit ihrem Debütroman „Gittersee“ schreibt die 1992 geborenen Charlotte Gneuß eine atemraubende Geschichte einer jugendlichen Stasi-IM. Dieses Buch ist ein literarischer Wendepunkt in der Aufarbeitung vergangenen DDR-Unrechts.

Emanuel Maeß: „Alles in allem“, Rowohlt Berlin

In seinem zweiten Roman „Alles in allem“ erzählt Emanuel Maeß opulent von einer fatalen Dreiecksbeziehung. Diese geradezu barock erzählte Geschichte fragt berückend nach dem Heiligen in profanisierten Zeiten. Unser neuer Gott ist: die Liebe.

Sherko Fatah: „Der große Wunsch“, Luchterhand

Eine junge Frau aus Deutschland folgt einem IS-Kämpfer nach Syrien. Warum verändert jemand sein Leben so radikal? Der neue Roman „Der große Wunsch“ von Sherko Fatah ist erschütternd aktuell: eine Vater-Tochter-Geschichte um das Problem der Verführbarkeit durch Ideologie.

Anne Rabe: „Die Möglichkeit von Glück“, Klett-Cotta

Wie schreibt sich politische Gewalt in Familien ein, wie setzt sich strukturelles Unrecht im privaten Raum fort? Eindrücklich und aufwühlend schaut Anne Rabe aus Sicht der nachgeborenen Generation in „Die Möglichkeit von Glück“ auf das Erbe der DDR.

Jan Kuhlbrodt: „Krüppelpassion. Oder vom Gehen“, Gans Verlag

Ein poetischer und politischer, tieftrauriger und hochkomischer Roman über Krankheit, Sterben, über Körper, die aus der Norm fallen. Ein wütendes Buch über die Ignoranz, mit der diese Körper trotz aller Reden über Barrierefreiheit unsichtbar gemacht werden.

Terézia Mora: „Muna oder Die Hälfte des Lebens“, Luchterhand

Muna liebt Magnus. Die Hälfte ihres Lebens richtet sie nach ihm aus, bemerkt erst viel zu spät, in welchem ungleichen Machtgefälle sie gefangen ist. Die Büchnerpreisträgerin von 2018 schreibt einen facettenreichen und verstörenden Entwicklungsroman.

Deniz Utlu: „Vater Meer“, Suhrkamp

Ein junger Mann sucht anrührend nach den Erinnerungen seines deutsch-türkischen Vaters, der nach zwei Schlaganfälle zum Pflegefall geworden ist. Yunus reist nach Südanatolien, durch Märchen und die Verletzlichkeit einer Familie voller Außenseiter.

Dana Vowinckel, „Gewässer im Ziplock“, Suhrkamp

Voller geistreicher Dialoge und aus vielen Perspektiven erzählt ist die Geschichte einer jüdischen Familie zwischen Berlin, Chicago und Tel Aviv. Dana Vowinckel versteht es in „Gewässer im Ziplock“, mit allen Klischees aufzuräumen.

Tomer Dotan-Dreyfus: "Birobidschan", Voland & Quist

Der israelische Lyriker Tomer Dotan-Dreyfus lässt in „Birobidschan“ die Utopie einer jüdisch-sozialistischen Autonomie in Sibirien wiederaufleben. Ein erzählerisch sehr starkes und witziges Romandebüt.

Maxim Biller: „Mama Odessa“, Kiepenheuer & Witsch

Vergiftet vom Sowjetsystem, von der egozentrischen Zuneigung der Deutschen gewürgt: Der jüdischen Familie in Maxim Billers „Mama Odessa“ bleibt nichts erspart. Sehnsucht und Schmerz treibt sie auseinander. Dieses Buch ist ohne Pathos, aber mit viel Wärme erzählt.

Die Auswahl trafen unsere Redakteure Jan Drees, Carsten Hueck, Wiebke Porombka, Stephanie von Oppen, Dorothea Westphal und Miriam Zeh.
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