Der Mittvierziger-Chor
Der Schweriner Gospelchor will Menschen dazu bewegen, dass sie auch in der Kirche aus sich herausgehen. Die Zuhörer sollen selbst mitklatschen oder mitsingen, wenn der Chor auftritt und die Sängerinnen und Sänger mit Spaß und Freude loslegen.
Diane Aondo lutscht an einem Hustenbonbon. Endlich. Um sie herum sitzen knapp 50 weiße Mittvierzigerinnen – und drei Männer … oder maximal 6, in einem beigefarbenen Probenraum mit Theke und Bühne, wobei der Bühne heute mehr Aufmerksamkeit zukommt als der Theke.
Diane ist 15 Jahre alt, schwarz und etwas heiser: Sie singt heute zum ersten Mal beim Schweriner Gospelchor mit, ein Bekannter hat ihr den Tipp gegeben
Diane: „Und da hat er mir gesagt, dass es im ‘Bus Stop‘ diesen Gospelchor gibt, den kenn‘ ich schon, da hab ich schon mal zugehört, also stand neben der Bühne, da hat mich keiner gesehen, und ich habe zugehört.“
Diane ist 15 Jahre alt, schwarz und etwas heiser: Sie singt heute zum ersten Mal beim Schweriner Gospelchor mit, ein Bekannter hat ihr den Tipp gegeben
Diane: „Und da hat er mir gesagt, dass es im ‘Bus Stop‘ diesen Gospelchor gibt, den kenn‘ ich schon, da hab ich schon mal zugehört, also stand neben der Bühne, da hat mich keiner gesehen, und ich habe zugehört.“
„Ist das sehr schlimm, wenn man keine Noten kann?“
Das war vor einem Jahr.
„Und dann ist mir heute spontan eingefallen, dass ich irgendwas mit Gospelchor machen muss, weil heute ist ja Dienstag und der Gospelchor ist hier.“
Die Alt-Sängerin Martina Guse hat Diane neben sich gesetzt und spricht ihr mit nordischer Gelassenheit Mut zu.
Diane: „Ist das sehr schlimm, wenn man keine Noten kann?“
Guse: „Also ich kann auch keine Noten.“
Martina: „Tschakka du schaffst das.“
Dinae: „Haha.“
Steffi: „Aufgeregt?“
Diane: „Ja, schon ein bisschen.“
Martina Guse schiebt Diane einige Textblätter zu, Diane wippt zaghaft im Takt mit. Ihre Lippen bewegen sich noch nicht.
Martina Guse: „”Wir sind ein alter Chor, also uns fehlen die jungen Stimmen."“
Diane: „Ich find das cool, mit alten Leuten kann man sich besser unterhalten, sie sind offener, und es macht mehr Spaß.“
„Na ja, wir sind ja nur ein bisschen älter als du, wir sind ja nicht alt, ne.“
„Und dann ist mir heute spontan eingefallen, dass ich irgendwas mit Gospelchor machen muss, weil heute ist ja Dienstag und der Gospelchor ist hier.“
Die Alt-Sängerin Martina Guse hat Diane neben sich gesetzt und spricht ihr mit nordischer Gelassenheit Mut zu.
Diane: „Ist das sehr schlimm, wenn man keine Noten kann?“
Guse: „Also ich kann auch keine Noten.“
Martina: „Tschakka du schaffst das.“
Dinae: „Haha.“
Steffi: „Aufgeregt?“
Diane: „Ja, schon ein bisschen.“
Martina Guse schiebt Diane einige Textblätter zu, Diane wippt zaghaft im Takt mit. Ihre Lippen bewegen sich noch nicht.
Martina Guse: „”Wir sind ein alter Chor, also uns fehlen die jungen Stimmen."“
Diane: „Ich find das cool, mit alten Leuten kann man sich besser unterhalten, sie sind offener, und es macht mehr Spaß.“
„Na ja, wir sind ja nur ein bisschen älter als du, wir sind ja nicht alt, ne.“
Spaßige Auftritte
Auch wenn Diane noch nicht mitsingt, ist ihr klar: Dieser Chor macht Spaß. Und zwar im Schnitt zwei Mal pro Minute.
Und auch die Problemzonen des englisch singenden, aber nicht englisch sprachigen Chors werden spaßig-offensiv angegangen.
„”Wid de trabels. Ddddddd. Gelächter. Ich weiß es nicht, schreibt euch doch was hin. Marianne schreibt sich immer so sachen hin, ein d kein t."“
Sagt Ines Krakow, die inoffizielle Englischbeauftragte des Gospelchors.
Der Chor singt seit seiner Gründung 2000 auf Englisch – und das, obwohl viele hier die Sprache nie gelernt haben. Mit der Sprache hat Diane keine Probleme. Bis sie dann diesen Satz hört:
„Chorleiter: Das Plattdeutsche machen wir noch mal …“
Diane schaut den Chorleiter Andreas Thorun verwundert an.
Steffi: „Kannst du Plattdeutsch?“
Diane: „Nein, gar nicht.“
Matthias Brinkmann: „Ich muss sagen, es war stocksteifes Publikum, die saßen alle in ihren Plüschsesseln und Stimmung kam eigentlich gar nicht auf.“
Erzählt der Basssänger Matthias Brinkmann von einem Konzert im Staatstheater.
„Aber als ich dann in der Wiederholung mit ‚O Watn Dach‘ anfing, hat man gesehen, wie da in den Köpfen abgeht ‚was ist das denn‘?? Und da kriegte ich noch ein bisschen Stimmung aus den Plüschsesseln raus.“
Und auch die Problemzonen des englisch singenden, aber nicht englisch sprachigen Chors werden spaßig-offensiv angegangen.
„”Wid de trabels. Ddddddd. Gelächter. Ich weiß es nicht, schreibt euch doch was hin. Marianne schreibt sich immer so sachen hin, ein d kein t."“
Sagt Ines Krakow, die inoffizielle Englischbeauftragte des Gospelchors.
Der Chor singt seit seiner Gründung 2000 auf Englisch – und das, obwohl viele hier die Sprache nie gelernt haben. Mit der Sprache hat Diane keine Probleme. Bis sie dann diesen Satz hört:
„Chorleiter: Das Plattdeutsche machen wir noch mal …“
Diane schaut den Chorleiter Andreas Thorun verwundert an.
Steffi: „Kannst du Plattdeutsch?“
Diane: „Nein, gar nicht.“
Matthias Brinkmann: „Ich muss sagen, es war stocksteifes Publikum, die saßen alle in ihren Plüschsesseln und Stimmung kam eigentlich gar nicht auf.“
Erzählt der Basssänger Matthias Brinkmann von einem Konzert im Staatstheater.
„Aber als ich dann in der Wiederholung mit ‚O Watn Dach‘ anfing, hat man gesehen, wie da in den Köpfen abgeht ‚was ist das denn‘?? Und da kriegte ich noch ein bisschen Stimmung aus den Plüschsesseln raus.“
Zuhörer auf hölzernen Kirchenbanken
Doch meistens sitzen die Zuhörer auf hölzernen Kirchenbänken. Manchmal stehen sie auf, klatschen mit, einmal ist auch jemand auf die Bühne gesprungen und hat mitgesungen, so begeistert war er, erzählt der Musiklehrer Andreas Thorun, der den Chor seit fünf Jahren leitet:
„Es geht um das Berühren, es geht nicht darum, ein tolles Konzert abzuliefern, in dem Sinne, dass es künstlerisch wertvoll ist, sondern es geht darum, dass wir mit unserem Chor und unserer Musik Spaß haben und dann springt auch schnell der Funke hier in unseren Kirchen in Mecklenburg-Vorpommern über.“
Und diese Kirchen sind meistens genau so voll wie der Terminkalender des Gospelchors, letztes Jahr waren sie in Dänemark auf Tournee.
Guse: „Kommste nicht drum rum, wenn du bei uns mitmachen willst, dann stehst du auch mal auf einer Bühne, unsere Konzerte, von denen haben wir 12 bis 14 Stück im Jahr, und weil du etwas kleiner bist als alle anderen, wirst du auch in der ersten Reihe stehen, damit muss du dich anfreunden, doch doch …“
Diane lacht: „Also, ganz hinten wäre schon in Ordnung für mich!“
Doch bevor Diane auf der Bühne stehen kann, muss sie erst das Vorsingen überstehen. Drei Monate hat sie Zeit, sich darauf vorzubereiten. Den ersten Songs hat sie am Ende der Probe immerhin schon drauf:
M. Higher:
„"One, tu, sri, for …”“ (Gitarre setzt ein.)
Immer mehr Menschen in Deutschland singen im Chor. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft deutscher Chorverbände (ADC) stellt Deutschlandradio Kultur jeden Freitag um 10:50 Uhr im Profil Laienchöre aus der ganzen Republik vor: Im „Chor der Woche“ sollen nicht die großen, bekannten Chöre im Vordergrund stehen, sondern die Vielfalt der „normalen“ Chöre in allen Teilen unseres Landes: mit Sängern und Sängerinnen jeden Alters, mit allen Variationen des Repertoires, ob geistlich oder weltlich, ob klassisch oder Pop, Gospel oder Jazz und in jeder Formation und Größe.
„Es geht um das Berühren, es geht nicht darum, ein tolles Konzert abzuliefern, in dem Sinne, dass es künstlerisch wertvoll ist, sondern es geht darum, dass wir mit unserem Chor und unserer Musik Spaß haben und dann springt auch schnell der Funke hier in unseren Kirchen in Mecklenburg-Vorpommern über.“
Und diese Kirchen sind meistens genau so voll wie der Terminkalender des Gospelchors, letztes Jahr waren sie in Dänemark auf Tournee.
Guse: „Kommste nicht drum rum, wenn du bei uns mitmachen willst, dann stehst du auch mal auf einer Bühne, unsere Konzerte, von denen haben wir 12 bis 14 Stück im Jahr, und weil du etwas kleiner bist als alle anderen, wirst du auch in der ersten Reihe stehen, damit muss du dich anfreunden, doch doch …“
Diane lacht: „Also, ganz hinten wäre schon in Ordnung für mich!“
Doch bevor Diane auf der Bühne stehen kann, muss sie erst das Vorsingen überstehen. Drei Monate hat sie Zeit, sich darauf vorzubereiten. Den ersten Songs hat sie am Ende der Probe immerhin schon drauf:
M. Higher:
„"One, tu, sri, for …”“ (Gitarre setzt ein.)
Immer mehr Menschen in Deutschland singen im Chor. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft deutscher Chorverbände (ADC) stellt Deutschlandradio Kultur jeden Freitag um 10:50 Uhr im Profil Laienchöre aus der ganzen Republik vor: Im „Chor der Woche“ sollen nicht die großen, bekannten Chöre im Vordergrund stehen, sondern die Vielfalt der „normalen“ Chöre in allen Teilen unseres Landes: mit Sängern und Sängerinnen jeden Alters, mit allen Variationen des Repertoires, ob geistlich oder weltlich, ob klassisch oder Pop, Gospel oder Jazz und in jeder Formation und Größe.