Debüt im Deutschlandfunk Kultur

Mit Verve in die Spätromantik

Alpesh Chauhan dirigiert mit verschmitztem Gesicht und großer Geste ein Orchester.
Alpesh Chauhan stammt aus Birmingham und ist inzwischen dort Musikdirektor der Birmingham Opera Company. © Marco Borrelli/Fondazione ORT
Moderation: Holger Hettinger · 18.06.2023
Im Debüt treten junge Musikerinnen und Musiker am Beginn ihrer Karriere mit dem Deutsches Symphonie-Orchester Berlin in künstlerischen Dialog. Im spätromantischen Programm stellen sich Cellist Bryan Cheng, Geigerin Maria Ioudenitch und Dirigent Alpesh Chauhan vor.
Dieses Konzert beschließt die 64. Saison der Sendereihe "Debüt im Deutschlandfunk Kultur" mit dem Deutsches Symphonie-Orchester Berlin. Dabei erklingt spätromantische Musik, die um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert entstanden ist. Hier finden Sie das Programmheft des Konzertes.

Der Cellist des Abends

Zu Beginn stellt sich Cellist Bryan Cheng vor. Er ist in Kanada geboren, studierte in Berlin und startete seine Karriere mit 14 Jahren, als er in der New Yorker Carnegie Hall debütierte und schließlich Preise bei drei der renommiertesten Wettbewerbe gewann, darunter der Reine Elisabeth in Brüssel und den Paulo-Cello-Wettbewerb in Helsinki.
Ein junger Mann sitzt in einem auffällig schwarz-weiß gemustertem Hemd neben seinem Violoncello und hält mit verrückter Geste und geschlossenen Augen sein Instrument fest.
Bryan Cheng tritt nicht nur als Solist, sondern auch als Mitglied des Cheng² Duo, CelloFellos und als Kammermusiker ausgiebig auf der ganzen Welt auf.© Andrej Grilc
Er spielt das Cellokonzert von Saint-Saëns aus dem Jahr 1902. Es war sein letztes Solokonzert und unterscheidet sich von dem 31 Jahre zuvor geschriebenen 1. Cellokonzert durch die deutlich gesteigerte Virtuosität des Soloparts.

Mit Virtuosität an die Startrampe

Auch Geigerin Maria Ioudenitch legte einen unglaublichen Start vor, denn sie hat bereits drei der renommiertesten Musikwettbewerbe gewonnen: den Ysaÿe-Wettbewerb, den Tibor-Varga-Violinwettbewerb sowie den Joseph-Joachim-Violinwettbewerb. Neben den großen Solokonzerten liebt sie die Kammermusik und begibt sich gern auch die Suche nach unbekannten Repertoire.
Maria Ioudenitch steht in einem dunklen Abendkleid und ihrer Geige in einer interessanten Betonarchitektur und lacht in die Kamera.
Die in Russland geborene Geigerin Maria Ioudenitch zog im Alter von zwei Jahren mit ihrer musikalischen Familie in die Vereinigten Staaten.© Jenny Chou
Sie spielt das Violinkonzert von Alexander Glasunow , das inmitten des unruhigen Jahres 1905 in St. Petersburg entstand. Im Januar kam es zum „Petersburger Blutsonntag“. Professor Glasunow zeigte sich als geschickter Vermittler zwischen den begeisterten Studenten und den Hochschulverantwortlichen. Sein Konzert steht in der hochromantischen Virtuosentradition, das Einflüsse aus der westeuropäischen Musiktradition und eine spezifisch russische Klangsprache vereint.

Teilhabe ermöglichen

Alpesh Chauhan stammt aus Birmingham, studierte zunächst Violoncello und wechselte dann zum Dirigieren. Er hat als Gast mit bedeutenden Orchestern wie dem Royal Philharmonic Orchestra, dem BBC Scottish Symphony Orchestra und dem Orchestre National de Lille zusammengearbeitet.
Sein besonderes Anliegen ist die Förderung junger Musikerinnen und Musiker, er ist Schirmherr einer Initiative, die jungen Menschen aus benachteiligten Verhältnissen auf ihrem Weg in die Musikwelt unterstützt. Seine erste CD mit Orchesterwerken von Peter Tschaikowski ist vor wenigen Tagen erschienen. Er dirigiert an diesem Abend zwei große Orchesterwerke

Der Weg zur polnischen Musiksprache

Zu Beginn erklingt die „Konzertouvertüre“ op. 12 von Karol Szymanowski. Das erste Orchesterwerk des damals 23-Jährigen wurde 1906 in der Warschauer Philharmonie uraufgeführt.
Für die polnische Musik war dieses Konzert wegweisend, da es war der erste Auftritt eines Zusammenschlusses namens „Vereinsverlag jungpolnischer Komponisten“ war und somit ein erster Ansatz, in dem politisch dreigeteilten Land eine nationale Musiksprache zu etablieren.

Programm oder Gefühl?

Der 25-jährige Richard Strauss hat den Charakter des Don Juan, diese Chiffre für überbordendes Selbstbewusstsein und rücksichtslose Egomanie, in eine ganz eigene Richtung gelesen: hier ist Don Juan zunächst der typische Frauenheld, dessen Energie jedoch rasch überschrieben wird von innerer Leere, Selbstüberdruss und Resignation.
Umstritten ist, ob diese „Tondichtung“, die 1889 den internationalen Durchbruch von Richard Strauss markierte, ein literarisches Programm als Grundlage hat. Die drei Textpassagen aus Nikolaus Lenaus Gedicht „Don Juan“ geben keine Handlung vor, sondern umreißen eher den Stimmungsgehalt der Geschichte.
Debüt im Deutschlandfunk Kultur
Aufzeichnung vom 14.06.2023 in der Philharmonie Berlin

Karol Szymanowski
Konzertouvertüre E-Dur op. 12

Camille Saint-Saëns 
Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 2 d-Moll op. 119

ca. 20.45 Konzertpause Mascha Drost im Gespräch mit den Debütanten

Alexander Glasunow
Konzert für Violine und Orchester a-Moll op. 82

Zugabe der Solisten:
Maurice Ravel 
Sonate für Violine und Violoncello
2. Satz „Tre vif“

Richard Strauss 
"Don Juan", Tondichtung für großes Orchester op. 20

Bryan Cheng, Violoncello
Maria Ioudenitch, Violine
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Alpesh Chauhan

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