"Wir müssen aufpassen, dass wir uns im Sprechen darüber nicht in eine totale Eskalation begeben."
Waffenlieferungen, Aufrüstung, mögliche Wehrpflicht
Der pazifistische Nachkriegskonsens werde gerade äußerst schnell abgeräumt. Die Gesellschaft müsse sich aber Raum zum Zögern und Debattieren nehmen, mahnt die Journalistin Hannah Bethke. © imago/Björn Trotzki
Zeitenwende in atemberaubendem Tempo
07:39 Minuten
Die Regierung spricht von einer Zeitenwende: Es sei Zeit für verstärkte Rüstungsausgaben. Auch eine Wiedereinführung der Wehrpflicht ist im Gespräch. Im Interview warnt die Journalistin Hannah Bethke davor, das Zögern nicht mehr zuzulassen.
"Das Tempo, mit dem Ideologien gerade radikal ausgetauscht werden, ist atemberaubend." Das meint die Journalistin Hannah Bethke. Zwar schätze sie die klare Positionierung zum Beispiel von Annalena Baerbock vor der UN-Vollversammlung. Dennoch könne es sein, dass die deutsche Öffentlichkeit in Tempo und Rhetorik etwas mehr Ruhe walten lassen solle.
Korrekturen in Rekordgeschwindigkeit
Die Waffenlieferungen seien richtig gewesen, doch ebenso sei auch das Zögern richtig gewesen. Dass jetzt kommentiert werde, die deutsche Gesellschaft "sei endlich aufgewacht", sei nicht fair.
Für viele Ideen, die weit in der gesellschaftlichen Mitte verankert sind, sei jahrzehntelang zu Recht gekämpft worden, wie zum Beispiel für die Abrüstungs- und Entspannungspolitik.
Deshalb sei einfach die Vorsicht angezeigt, dass wir nicht von heute auf morgen 30, 40 Jahre zurückfallen, insbesondere dann, wenn wir Themen wie Atomausstieg, Wehrpflicht und Aufrüstung zusammen diskutieren.
Neue Renaissance der transatlantischen Partnerschaft
Eine gute Entwicklung sei, dass es eine neue Einigkeit unter westlichen Demokratien gebe. Das gebe Hoffnung.
(maw)