Zum Tod von David Crosby

Folk-Ikone, Troubadour und Großmaul

07:41 Minuten
David Crosby bei einem Konzert im Boston Wang Theater 2012.
Hatte eine grandiose Stimme und konnte große Songs schreiben: David Crosby bei einem Konzert im Boston Wang Theater 2012. © IMAGO / MediaPunch
Harald Mönkedieck im Gespräch mit Mascha Drost · 20.01.2023
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Der Singer-Songwriter David Crosby ist tot. Er spielte in der US-Folkszene über Jahrzehnte eine Schlüsselrolle und hinterlässt ein beeindruckendes Werk. Streit und den Verlockungen des Lebens ging er selten aus dem Weg.
Der einflussreiche amerikanische Singer-Songwriter David Crosby ist tot. Der Musiker starb im Alter von 81 Jahren "nach langer Krankheit", wie seine Ehefrau mitteilte.
Der Sänger und Gitarrist mit dem Walrossbart wurde 1941 in Los Angeles geboren und für seine beiden Bands The Byrds und Crosby, Stills & Nash gleich zwei Mal in die "Rock and Roll Hall of Fame" aufgenommen.

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Seine Anfänge als Rockmusiker führten ihn mit den Byrds gleich in höchste Höhen - die Gruppe hatte er zusammen mit Roger McGuinn und Gene Clark gegründet. Von 1964 bis 1967 spielte Crosby mit ihnen fünf Schlüsselalben des US-Folkrocks ein und hatte mehrere Hits. Doch Streitereien führten zu Crosbys Entlassung.

Legendärer Auftritt in Woodstock

Das schadete seiner Karriere allerdings nicht. Crosby fiel weich und bildete bald mit Stephen Stills (Buffalo Springfield) und Graham Nash (The Hollies) die "Supergroup" Crosby, Stills & Nash (CSN). Zeitweise kam der Kanadier Neil Young als viertes Studio- und Live-Mitglied hinzu, so auch 1969 beim berühmten Woodstock-Festival.

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Anfang der 70er-Jahre konzentrierte sich der mit einer wunderbar klaren, hellen Stimme gesegnete Musiker auf sein herausragendes Solo-Debüt "If I Could Only Remember My Name ...". Weitere Alben mit den ihm teilweise in Hassliebe verbundenen Weggefährten Stills, Nash und Young folgten eher sporadisch.
Häufig kamen Crosby Rauschgift-Eskapaden und sein ausschweifendes Privatleben in die Quere. Der Singer-Songwriter war ein Rebell, ein schnurrbärtiger Hippie-Superstar, ein Troubadour, der nichts ausließ. Nach jahrzehntelangem Drogenkonsum musste er sich 1994 einer Lebertransplantation unterziehen, er überlebte Diabetes, Hepatitis C und eine Herzoperation in den 1970er-Jahren.

An der Frontlinie der kulturellen Revolution

Crosby stand an der Frontlinie der kulturellen Revolution der 60er- und 70er-Jahre, legte triumphale Auftritte wie in Woodstock hin. Mit "Almost Cut My Hair" verschaffte er seiner Generation eine Hymne, in "Long Time Gone" betrauerte er die Ermordung Robert Kennedys. Er war ein Dreh- und Angelpunkt der Rockmusikszene in Los Angeles, die später Künstler wie die Eagles und Jackson Browne hervorbrachte. Und er inspirierte Dennis Hopper zu dessen Film "Easy Rider" (1969).

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Crosby machte sich für den Frieden stark - und war zugleich ein reueloses Großmaul, das sich Fehden mit anderen Musikern lieferte. Crosby sei ein schillernder und unberechenbarer Charakter, der mit nicht allzu vielen Menschen zurechtkomme, charakterisierte ihn Bob Dylan in seinen Memoiren.
Crosby selbst erzählte des Öfteren, dass er mit dem Gitarrespielen angefangen habe, um schneller an Sex zu kommen. Und nach seinem ersten Joint sei er sich sicher gewesen, dass es keinen Krieg mehr gäbe, wenn alle kifften, erklärte der Musiker in seiner Biografie "Long Time Gone" von 1988. "Mit dem Sex hatte ich recht. Was Drogen anging, habe ich mich geirrt."

Beeindruckendes Spätwerk

Mit wirklich bemerkenswerten Alben trat Crosby erst im gehobenen Alter wieder in Erscheinung. Die fünf zuletzt vorgelegten Solowerke zählen zum Schönsten und Berührendsten, was David Crosby in seiner langen Laufbahn gemacht hat - von "Croz" (2014) bis "For Free" (2021) legte er ein beeindruckendes Spätwerk vor.
Der Musikjournalist Harald Mönkedieck spricht vor diesem Hintergrund auch von einem "vollendeten Künstlerleben". Crosby sei bis zuletzt erfüllt vom Streben gewesen, neue Musik zu machen. "Er war stolz auf das Alte, aber das Aktuelle war ihm wichtiger", betont der Journalist. Crosbys Talente, seine Musikalität und individuelle Kreativität seien enorm gewesen.

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Vergangenes Jahr verkündete Crosby schließlich, dass er für Konzerte mittlerweile zu alt sei und ihm die Kraft fehle. Nun ist er gestorben. Kurz vor seinem Tod kommentierte er auf seinem Twitter-Account noch den Himmel: "Ich habe gehört, der Ort ist überbewertet ... bewölkt."
(AP/ahe/dpa)
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