Deutschlandweites Ferienprojekt
Das Rathaus, die Bank oder das Bauamt: Alles wird hier von Kindern betrieben und geleitet. © Eren Önsöz
Die Stadt der Kinder
30:02 Minuten
An verschiedensten Orten Deutschlands dürfen Kinder im Sommer ihre eigene Stadt bauen, und die sieht vollkommen anders aus als die von Erwachsenen. Das fängt beim gastronomischen Angebot an – Crêpes, Waffeln, Pizza – und hört beim Pool im Zentrum auf.
Es begann Ende der 70er-Jahre in München mit „Mini-München“ und ist 40 Jahre später das wohl beliebteste Ferienprojekt: Die „Stadt der Kinder“ wird überall in der Republik in den Sommerferien gespielt. Im „Düsseldörfchen“ waren in diesen Sommer rund 300 Kinder am Planen, Konstruieren und Arbeiten. Manche ergattern einen Job als Beamte, andere machen sich selbstständig und eröffnen ein Bistro.
Wer sein Wahlversprechen nicht einhält, ist raus
Bei den Bürgermeisterwahlen konkurrieren verschiedene Parteien und Kandidaten miteinander, aber wer seine Wahlversprechen nicht einhält, ist schnell raus aus dem Geschäft.
Wer wie viel Steuern bezahlen muss, entscheiden die Kinder demokratisch. Da kommt es auch mal vor, dass ein Kind seine Steuerschuld nicht bezahlen will, weil es krank war. „Müssen Kranke etwa keine Steuern zahlen?“, fragt da die Finanzbeamtin und kennt kein Pardon.
Jede Kinderstadt hat ihre eigene lokale Währung – das Geld verdient man sich durch Arbeit und kann damit dann in der Stadt einkaufen gehen. Die Sparsamen können es auch auf die Bank bringen, deren Schalter tatsächlich täglich geöffnet ist – anders als im realen Leben der Erwachsenen. Neben Bankangestellten gibt es Handwerker, Reporterinnen, Polizei, ein Medienzentrum, Konditorei, Wettbüro, je nachdem, was die Kinder entscheiden.
Eltern, Pädagogen und Kinder: alle freuen sich
Warum das Projekt seit 40 Jahren so erfolgreich ist, begründet die Stadt Potsdam beispielsweise so: „Lernen und Spaß werden in einzigartiger Weise miteinander verknüpft. Im Ferienprojekt können auch Kinder, die vielleicht in der Schule Misserfolge einstecken, zeigen, was in ihnen steckt. Sie haben die Chance, sich einmal unabhängig von der Schulbank zu erproben und Erfolge zu erzielen. So ist die ‚Stadt der Kinder‘ ein wichtiger Ort, an dem Kinder Selbstbewusstsein tanken können.“
Nebenbei können sich die Kinder in verschiedenen Berufen ausprobieren und so lernen, ihre Interessen und Fähigkeiten einzuschätzen. Über all das freuen sich Pädagogen und Eltern.
Ein Gefängnis gibt es nicht
Die Kinder hingegen haben einfach Spaß. Sie lassen ihrer Fantasie freien Lauf, auch wenn sie mitunter kriminelle Energie freisetzt. Im „Düsseldörfchen“ war in diesem Jahr Falschgeld im Umlauf. Das wurde sofort erkannt. Dabei hatten die Fälscher durchaus Mühe und Arbeit in ihr Produkt investiert. Aber da es im „Düsseldörfchen“ kein Gefängnis gibt, blieb es bei einer Ermahnung.
Am Ende des Ferienprojekts dürfen dann endlich auch die Eltern vorbeikommen. In der Stadt der Kinder kriegen sie Taschengeld in lokaler Währung: Wenn sie sich ordentlich benehmen.