Das Ende des Ruhrkohlebergbaus

Der letzte Deckel auf'm Pütt

Die Silhouette vom Malakowturm der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop, aufgenommen bei Sonnenuntergang
Schon bald Geschichte: die Silhouette vom Malakowturm der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop. © dpa/Julian Stratenschulte
Von Ulrich Land · 19.12.2018
Mit einer letzten Grubenfahrt in der Bottroper Zeche Prosper-Haniel endet am 21. Dezember der Steinkohlebergbau in Deutschland. Wir blicken zurück auf die Ära der Kohle und begeben uns auf Fahrt durch das vom Bergbau geprägte Ruhrgebiet.
"Da wird der eine oder andere schon noch ein Tränchen vergießen", sagt der Bergmann Jürgen Jakubeit, wenn er an die letzte Schicht in der Bottroper Zeche Prosper-Haniel denkt. Auch für den Kohlenhändler Thomas Seidelmann, der 31 Jahre lang Kohlen ausgefahren hat, geht ein Zeitalter zu Ende. "Man weiß ja nicht, wo es hingeht", sagt er.
Der Kohlenpott, wie er traditionell genannt wurde, ist schon lange eine Industrielandschaft im Umbruch. Seit einem halben Jahrhundert schließen Zechen und Stahlwerke. In Bottrop waren die Bergleute eine Stunde in den Stollen unterwegs, bis sie an die Kohlevorkommen kamen. Am Ende bauten sie die Kohle in 1.200 Metern Tiefe ab, bei Temperaturen von bis zu 45 Grad. Der Abbau rentierte sich nicht mehr.

Langsam sackt das Haus weg

Was über Tage bleibt, ist eine Landschaft, die mit den Folgeschäden des Bergbaus zu kämpfen hat. "Hier sieht man, wie ein Riss durch das ganze Haus geht", erzählt ein Ehepaar aus Dortmund-Hörde. Nach dem Ende des Kohleabbaus bedrohen unterirdische Hohlräume über Tage die Häuser.
Plötzliche Absenkungen führen dazu, dass Grundstücke, Straßen und Bahnlinien gesperrt werden müssen. Viele wohnen im Ruhrgebiet auf unsicherem Grund, und die Ruhrkohle AG muss Millionen Euro aufwenden, um Bergbau-Folgeschäden zu bekämpfen.

"Opa war im Bergbau, Papa war im Bergbau"

Und doch überwiegt bei vielen die Wehmut, wenn der Deckel auf den letzten Pütt kommt. "Opa war im Bergbau, Papa war im Bergbau und ich auch." Diesen Satz hört man heute noch im Ruhrgebiet.
Knappen-Vereine pflegen die Tradition, und alte Bergmannssiedlungen stehen heute unter Denkmalschutz. Und es gibt einen Stolz der Bergleute, der noch beim Abschied von der Kohle spürbar ist: Mit ihrer Solidarität haben sich sozialpolitisch viel erreicht. Auch den Abgang in Würde.
Mehr zum Thema