Coronavirus

Warum verlaufen Infektionen bei Kindern meist mild?

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Kinder in Jemens Hauptstadt Sanaa tragen am 15.3.2020 Mundschutzmasken.
Vermutlich durch ihr noch untrainiertes Immunsystem kommen Kinder mit dem Virus besser zurecht als Erwachsene. © imago / Xinhua
Martin Mair im Gespräch mit Ute Welty · 17.03.2020
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Warum infizierte Kinder besser mit dem Coronavirus klarkommen als Erwachsene, ist den Forschern bisher nicht ganz klar. Vermutlich hat es etwas mit dem noch untrainierten Immunsystem von Kindern zu tun. Ansteckend sind sie trotzdem.
Nach allem was man bisher weiß, verläuft eine Infektion mit dem Coronavirus bei Kindern deutlich weniger schwer als bei älteren Menschen. Warum das so ist, darauf gibt es bisher noch keine ganz klare Antwort, erläutert Wissenschaftsredakteur Martin Mair. Aber es gebe unter Experten eine starke Vermutung: Und zwar funktioniere die Immunabwehr von Kindern anders als die von Erwachsenen.
Erwachsene hätten schon viele Infekte durchgemacht und ihr Immunsystem sei daher auf die Abwehr von einzelnen Erregern trainiert. Das Kinder-Immunsystem sei dagegen noch nicht trainiert und reagiere daher unspezifisch: Es fahre alles auf, um den Krankheitserreger abzuwehren.

Unspezifische Abwehr als großer Vorteil

"Und genau diese unspezifische Abwehr ist jetzt ein großer Vorteil", so Mair über die aktuelle Theorie der Virologen. Das Immunsystem von Kindern reagiere mit einer starken allgemeinen Reaktion und könne so das Coronavirus besser in Schach halten.
Das sage aber noch nichts über die Ansteckungsgefahr aus, so der Wissenschaftsredakteur von Deutschlandfunk Kultur weiter. Die Daten deuteten darauf hin, dass Kinder genauso ansteckend seien wie Erwachsene: "Mehr noch: Kinder sind wahrscheinlich besonders einfache Überträger dieses Virus. Das liegt daran, dass Kinder keine oder kaum Symptome zeigen."
Nach Daten aus China, die in den USA ausgewertet wurden, hätten weniger als die Hälfte der Kinder überhaupt Fieber bekommen. Allerdings sei die Anzahl der Kinder, die in diese Studie eingeflossen ist, sehr niedrig - und die Ergebnisse sind daher mit Vorsicht zu behandeln.

Schwangere offenbar nicht stärker betroffen

Laut Mair gibt es zum jetzigen Zeitpunkt noch keine eindeutige Antwort auf die Frage, ob schwangere Frauen das Virus auf ihre ungeborenen Kinder übertragen können. Es deute im Moment nichts darauf hin, Forscher könnten das aber auch nicht ausschließen.
"Die gute Nachricht ist, dass Schwangere insgesamt offensichtlich nicht stärker betroffen sind als nichtschwangere Personen. Das heißt, sie sind nicht in einer größeren Gefahr", erklärt Martin Mair.
Allerdings sei es natürlich möglich, dass eine infizierte Mutter das Virus an ihr Neugeborenes weitergebe: "Aber wahrscheinlich nicht durchs Stillen. Frauen könnten wahrscheinlich sogar weiter stillen, müssten aber besonders auf Hygiene achten." Aber auch hier gelte, dass die Datenbasis noch sehr gering sei, so Mair.
(mak)
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