Wegen Coronavirus zu Hause

Was machen wir mit den Kindern?

04:11 Minuten
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Wenn die Schule ausfällt, muss der Unterricht zu Hause stattfinden. © www.imago-images.de
Von Vivien Leue · 16.03.2020
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Schulen zu, Kindergärten dicht – und das für vier bis fünf Wochen. Neben der Organisation des Arbeitslebens stellt sich Eltern die Frage: Was jetzt mit den Kindern tun? Denn auch das Sporttraining und andere Beschäftigungen am Nachmittag fallen aus.
Mal ehrlich: Die meisten Kinder haben sich am Freitag erst einmal gefreut, als klar war, dass die Schule schließt. "Alle haben direkt geschrien und sind richtig ausgerastet", sagt ein Junge. Und ein Mädchen ergänzt: "Man kann lesen, man kann Freizeit haben." Ein anderer Junge freut sich: "Ich kann deswegen jetzt oft beim Freund schlafen und länger aufbleiben." Und der elfjährige Elias findet: "Ich kann ausschlafen und ich kann richtig frühstücken, nicht nur schnell ein Müsli…"
Mittlerweile ist die Freude aber auch einer großen Portion Unsicherheit gewichen. Elias etwa fragt sich, ob er jetzt lieber in der Schule wäre, statt alleine zu Hause zu arbeiten. Und Anna, zwölf Jahre alt, findet: "Es ist cool, dass man jetzt ausschlafen kann. Aber man weiß halt, dass es keine Ferien sind, sondern dass es wirklich am Virus liegt. Das ist schon ein mulmiges Gefühl…"

Auch Sport, Musik und andere Hobbys fallen aus

Außerdem fällt ja nicht nur die Schule aus – auch das Sporttraining, der Musikunterricht und andere Nachmittagsbeschäftigungen. Heißt: Bundesweit müssen Kinder, von klein bis groß, jetzt irgendwie anders beschäftigt werden. Nur wie?
Darüber macht sich auch Kathrin Woestmeyer so ihre Gedanken. Die Gymnasiallehrerin ist Mutter eines Viertklässlers und einer Sechstklässlerin und ist für eine klare Struktur am Tag: "Ich glaube man muss sich wirklich überlegen: Was macht man morgens als Erstes? Macht man morgens eine Frühsporteinheit oder geht man direkt zu einer Lerneinheit?"
Sie will sich jetzt erstmal mit Freunden zusammentun, damit der improvisierte Unterricht auch etwas bringt: "Damit nicht die Geschwister am Küchentisch zusammensitzen und versuchen, Schule zu simulieren. Ich glaube, das geht besser, wenn man wirklich auch mit Gleichaltrigen da ist."

Darf man noch auf die Spielplätze gehen?

Immerhin sagen Virologen, dass sich Kinder, die bis jetzt eng im Klassenverbund zusammen waren, auch während der schulfreien Zeit treffen dürfen – nur neue Gruppen zu bilden, das könnte aus medizinischer Sicht schwierig sein.
Fällt also der Besuch auf dem Spielplatz auch noch aus? Die Mutter eines Vierjährigen meint, dass die Kinder im Kindergarten ja eigentlich unter sich blieben - auf dem Spielplatz dagegen nicht. "Aber ich denke, Spielplätze werden nach wie vor immer noch drin sein", fügt sie an. "Schon allein, damit er ab und zu seine Freunde trifft."
Schulterzucken auch bei zwei Vätern von Kindergartenkindern: "Wir werden es auch so machen, dass wir uns in kleineren Gruppen treffen. Aber vielleicht gehen wir in den Garten statt auf die großen Spielplätze."

"Es fordert die Kreativität heraus"

Der andere sieht es ähnlich - auch wegen des Austauschs, was man mit den Kindern unternehmen kann: "Eine gute Quelle ist ja Instagram, wo viele Väter und Mütter Ideen teilen. Zum Beispiel mit Rasierschaum und Lebensmittelfarbe in der Badewanne malen. Also irgendwie zu Hause kreativ sein, was nicht zu viel zerstört und nicht zu viel Chaos schafft – aber ja: Es fordert die Kreativität heraus."
Und wie sieht es auf den Sportplätzen aus? Auf einer Düsseldorfer Bezirkssportanlage spielen gerade ein paar zehn- bis zwölfjährige Fußball. "Der Platz hat ja bald geschlossen", sagt einer. "Blöd!" Und ein anderer meint: "Dann würden wir auf den Bolzplatz gehen oder auf den Hof."
Tatsächlich haben deutschlandweit sehr viele Städte entschieden, ihre Sportplätze zu schließen – und mit ihnen gleich auch die städtischen Schwimmbäder. Bleiben noch die Parks mit ihren Rasenflächen, wenn dort denn Fußballspielen erlaubt ist.

Klavier ja, Zocken nein

Und was tun bei Regen? Die zehnjährige Clara will die neue Freizeit nutzen, um noch mehr Klavier zu spielen, sagt sie - immer dann, wenn sie Zeit und Lust hat. "Und das ist eigentlich fast jeden Tag."
Was aber lieber nicht ausgiebig jeden Tag geschehen sollte ist unbändiges Zocken, also am Smartphone oder Computer spielen, sagt Pädagogin Kathrin Woestmeyer. "Die Suchtgefahr ist groß, das sehe ich ganz klar. Und wenn man da jetzt über fünf Wochen mehr oder weniger ausschließlich vor seinen Geräten sitzt, ist das sicher nicht gut."
Vielleicht sollten Eltern stattdessen mal wieder die Brettspiele rausholen. Mensch ärger Dich nicht, zum Beispiel. Oder Monopoly, Europareise, Siedler, Uno, Mau-Mau...
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