Coronatests im Saarland

Im Ford-Werk gibt es den Abstrich am Autofenster

04:46 Minuten
Die Covid-19 Drive In- Test Station am Dienstag 24.03.2020 auf dem Gelände der FORD Werke in Saarlouis.
Abstrichnahme auf dem Gelände der Ford-Werke in Saarlouis. Getestet wird nur, wer einen Termin und eine ärztliche Überweisung hat. © imago/ Becker&Bredel
Von Tonia Koch · 24.03.2020
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In Saarlouis hat heute ein neues Coronavirus-Abstrichzentrum eröffnet. Im Ford-Werk ruhte die Produktion, nun können auf dem Gelände 600 Tests am Tag vorgenommen werden. Es handelt sich um eine Drive-Through-Station – was große Vorteile hat.
Mit Hochdruck arbeiten Feuerwehr, Deutsches Rotes Kreuz und Bundeswehr am Aufbau einer mobilen Teststation für Corona-Patienten. Immer wieder hebt ein Windstoß die Zeltplanen an und erschwert das Festzurren der Planen. Aber schließlich werden diese doch gebändigt.
In den kommenden Tagen soll die mobile Teststation auf dem Gelände der Ford-Werke Saarlouis – hier ruht die Produktion im Moment – ihre Vorteile ausspielen, sagt Landrat Patrick Lauer. "Die Zielsetzung ist, dass wir zunächst einmal die Arztpraxen entlasten. Der zweite große Vorteil des Drive-In–Systems ist, dass die Menschen in ihren Fahrzeugen bleiben, deswegen werden die Patienten untereinander nicht Kontakt kommen und sich gegenseitig anstecken können. Und gleichzeitig minimiert es auch das Ansteckungsrisiko derjenigen, die die Tests vornehmen."

600 Tests am Tag

Betrieben wird die Freiluft-Test-Station vom Deutschen Roten Kreuz. Es koordiniert den Einsatz von Ärzten und Helfern anderer Hilfsorganisationen sowie der Bundeswehr. "Die Verkehrslenkung, die Clearing-Stelle, Hilfe beim Abstrich, Etikettierung der Probenröhrchen und so weiter", sagt Matthias Strauß vom DRK Saarlouis.
Wenn alles ineinander greift, dann soll es vor Ort sehr schnell gehen. "Möglich ist es, dass wir pro Linie und davon haben wir drei Stück, 50 Testungen pro Stunde machen können", so Strauß weiter,
Das wären allein in Saarlouis, bei einer Öffnungszeit von etwa vier Stunden täglich 600 Tests. Und da vergleichbare Zentren drinnen wie draußen im Lauf der Woche in allen saarländischen Landkreisen an den Start gehen, dürften die Laborkapazitäten des Landes an ihre Grenzen kommen, glaubt Landrat Lauer.

Mangel an Schutzkleidung

An Test Kits bestehe hingegen kein Mangel. "Im Moment ist eher die Schwierigkeit, dass die Tests im Labor zunehmend länger brauchen, weil die Labore im Saarland auf 500 beschränkt sind, die sie pro Tag durchschleusen können. Aber nach meinem derzeitigen Kenntnisstand sind noch genug Test Kits da."
Woran es allerdings mangele sei nach wie vor geeignete Schutzkleidung. Auch für diesen Engpass stellten die mobilen Teststellen eine Lösung dar, betont das DRK. Denn anders als in Arztpraxen müsste die Einweg-Schutzkleidung nur einmal am Tag gewechselt werden.

Bundeswehr unterstützt

Auch die Bundeswehr ist in die Abläufe eingebunden, allerdings nicht mit dafür ausgebildetem medizinischem Personal, erläutert Heiner Kausch vom Landeskommando Saarland. "Die Soldaten sind von der Stabsfernmeldekompagnie aus Saarlouis, also keine Sanitäter, sondern Fernmeldesoldaten. Aber es können natürlich auch Sanitätssoldaten angefordert werden, wobei das natürlich eine knappe Ressource ist."
Bundesweit haben die Landkreise die Bundeswehr um Hilfe gebeten. Und wer womit rechnen kann, wird zentral vom Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr in Berlin entschieden. Es fungiert als Anlaufstelle für die Zusammenarbeit zwischen militärischen und zivilen Stellen.
In drei der mobilen saarländischen Teststellen hat die Bundeswehr den Hut auf. In Saarlouis hingegen beschränken sich die Aufgaben der Soldaten auf die Verkehrseinweisung, die Entnahme der Abstriche und die Clearingstelle. Diese prüft zunächst ob die Testpersonen auch eine Überweisung ihres Arztes dabei haben.

Ärztliche Überweisung ist Pflicht

Denn nicht jeder wird getestet, sagt der Landrat Patrick Lauer. "Es möge um Himmels Willen nicht jeder kommen, sondern es mögen nur diejenigen kommen, die eine entsprechende Überweisung ihres Arztes bekommen haben, weil sie Symptome zeigen und weil sie nachweislich mit einer Person Kontakt hatten, die an Corona erkrankt ist."
Dass eine Überweisung nötig ist, hat sich herumgesprochen: "Ohne ärztliche Bescheinigung kommt man ja wahrscheinlich gar nicht dran. Also, zuerst Arzt anrufen, nicht hinlaufen, ist wichtig. Ich habe am Freitag eine Überweisung bekommen und wusste nicht, wo ich mich hinwenden sollte. Es schon gut, dass sie es so machen."

Lange Schlange vor der Teststation

Und auch der Vertreter des DRK, Matthias Strauß, ist zufrieden, dass sie kaum jemanden abweisen mussten. "Ein überwiegender Teil hat zwei Überweisungen, was auch ganz wichtig ist, die Überweisung in zweifacher Ausfertigung mitzubringen. Das ist wegen der Laborabrechnung und der Nachverfolgung wichtig, sonst müssten die Sachen alle noch einmal separat in Listen eingepflegt werden was die Zeit vor Ort unheimlich stark verlangsamt." Termine erhält man über die Rufnummer 116117 oder über das Gesundheitsamt.
Schon vor Öffnung des Zentrums um 10 Uhr heute früh, hatte sich eine lange Autoschlange vor der Teststation gebildet.
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