Test für Corona-Betroffene

Mit dem Auto zum Abstrich

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Eine Mitarbeiterin eines Krankenhauses nimmt während eines Pressetermins zum Start einer "Drive-In"-Teststation für den Coronavirus eine Probe durch ein Autofenster.
Corona-Test durch das Autofenster: In Nürtingen nehmen Krankenhausmitarbeiter Proben an einem "Drive In". © Picture Alliance / dpa / Marijan Murat
Michael Geißler im Gespräch mit Julius Stucke · 09.03.2020
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Die Idee ist bestechend einfach: Wer sich auf den Coranavirus testen lassen will, fährt mit dem Auto zu einem "Drive In", wo ein Abstrich durch das Autofenster entnommen wird. So kann niemand anders angesteckt werden. In Nürtingen gibt es nun eine solche Anlaufstelle.
Wenn es den Verdacht gibt, dass jemand vom Coronavirus betroffen ist, müssen Test durchgeführt werden. In Nürtingen in Baden-Württemberg ist jetzt der erste "Drive In" für solche Untersuchungen eröffnet worden. Dort können mögliche Infizierte mit dem Auto vorfahren, um sich testen zu lassen.

Idee aus Südkorea

Die Idee dafür sei bei einer Krisensitzung im Landkreis Esslingen am vergangen Dienstag entstanden, sagt Michael Geißler. Er ist Chefarzt und Direktor des Klinikums Esslingen. Der östlich von Stuttgart gelegene Landkreis sei sehr groß und habe ein halbe Millionen Einwohner. Deshalb seien verschiedene Modelle diskutiert worden. Dabei kam der Vorschlag auf, wie in Südkorea Container aufzustellen, wo durch das Autofenster Abstriche bei Betroffenen entnommen werden.
Es könne aber nicht einfach jeder dorthin fahren, so Geißler. Betroffene müssten sich vorher bei Ärzten oder Behörden melden. Anschließend bekämen diejenigen, die beispielsweise aus einem Risikogebiet kämen, einen Code.
Am Montag seien bereits 230 Menschen getestet worden, berichtet der Mediziner. Die Tests würden nicht vor Ort untersucht, sondern zentral in einem Labor. Die Ergebnisse lägen dann am nächsten Tag vor. Positiv Getestete würden anschließend vom Gesundheitsamt über den Befund informiert.

Auch in Ballungszentren möglich

Es sei vor allem für große Landkreise ein "optimales System", das in den stark betroffenen Bundesländern Bayern, Baden Württemberg oder Nordrhein Westfalen genutzt werden könne, unterstreicht Geißler. "In Großstädten ginge es auch. Da muss man entsprechende Flächen finden, die nicht genutzt werden, wo man so Container aufstellen kann."
Das Konzept sei vor allem für die Menschen vorteilhaft, die mobil seien und ein Auto hätten. "Für die anderen brauchen wir natürlich weiterhin Konzepte, wo die Menschen zuhause abgestrichen werden", sagt der Chefarzt. In Ballungszentren müsse verhindert werden, dass Betroffene Krankenhausambulanzen oder Arztpraxen aufsuchten, weil dann das Risiko bestehe, dass sie andere Patienten in den Warteräumen ansteckten.
Es gebe zudem ein strukturelles Problem in den niedergelassenen Praxen: Diese hätten nicht ausreichend Schutzmaterial zur Verfügung. "All diese Probleme würden wir mit so einem zentralen Containerkonzept lösen", betont der Mediziner.
(rzr)
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