Computerspiele

Wie Games der Psyche helfen können

08:15 Minuten
Ein Junge liegt auf einem Bett und spielt Computerspiele an einem Tablet.
Ein Grund zur Sorge? Nicht unbedingt. Durchs Zocken lässt sich Kompetenz erleben, sagt die Psychologin Jessica Kathmann. © picture alliance / Jochen Tack
Jessica Kathmann im Gespräch mit Nicole Dittmer · 25.08.2021
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Auf dem Gamescom Congress wird darüber diskutiert, inwieweit Games bei psychischen Problemen helfen können. Computer-, Konsolen- und Smartphone-Spiele könnten durchaus gut für die Seele sein, sagt die Psychologin Jessica Kathmann.
Eltern beobachten öfter, dass Computerspielen die Stimmung ihrer pubertierenden Kindern aufhellt, sind gleichzeitig aber von einem schlechten Gewissen gequält: Denn so viel Spielen – ist das nicht ungesund? Doch der Zusammenhang zwischen Games und Gesundheit wird mittlerweile auch unter umgekehrten Vorzeichen diskutiert: Auf dem am Donnerstag beginnenden Gamescom Congress geht es unter anderem um die Frage, inwieweit Games bei psychischen Problemen helfen können.
Computer-, Konsolen- oder Smartphone-Spiele könnten durchaus gut für die Psyche sein, sagt die Psychologin Jessica Kathmann. Sie ist selbst Gamerin und betreibt mit zwei Kollegen den Podcast "Behind the screens" über Games aus psychologischer Sicht.
"Wir können Kompetenz erleben", sagt Kathmann über positive Wirkungen von Games im Alltag. "Spiele liefern uns sehr schnell ein Erfolgserlebnis, wir können Kontakte zu anderen Menschen aufbauen." Gerade in der Pandemie sei Verbundenheit über Spiele ein großes Thema gewesen. Zu Games im therapeutischen Bereich wiederum gebe es Studien, dass Spiele mit viel Bewegung depressive Symptomatiken reduzieren könnten.

Unterstützend in der Psychotherapie

Kathmann arbeitet auch selbst in der Psychotherapie mit Games, wenn ein Klient oder eine Klientin selbst spielt. Das Computerspiel könne dann beispielsweise Diagnostikum sein, "um zu schauen: Wie geht eine Person mit Niederlagen und mit Kränkungen um? Mit neuen Situationen, mit Teamwork auch?" Auch könne man womöglich Parallelen aufzeigen zwischen Spiel und Realität, etwa wie eine Person mit Spielcharakteren umgehe und wie mit realen Menschen.
"Ich hatte schon mehrere junge Menschen, die mit Beziehungsproblemen kamen, aber schwer darüber sprechen konnten, wie sie diese Beziehungen gestaltet haben und was da so genau passiert ist", erzählt die Psychologin. Über den Umweg des Spiels konnte dann aber schließlich auch die reale Beziehung besprochen werden.
Neben den klassischen Unterhaltungsspielen gibt es auch dezidiert therapeutische Spiele, die im Rahmen einer Psychotherapie zum Einsatz kommen. "Ich kenne tatsächlich niemanden, der damit arbeitet", sagt Kathmann. Sie könne sich vorstellen, dass solche Spiele den Therapieprozess bereichern und eventuell strukturieren könnten. Die Therapie ersetzen könnten sie aber ganz sicher nicht.
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