Coronamaßnahmen

Nicht mehr nur auf die Inzidenz blicken

05:56 Minuten
Im Infektionszimmer für Covid-19-Patienten auf der Interdisziplinären internistischen Intensivtherapiestation (ITS) der Universitätsmedizin Rostock.
Das Bundesgesundheitsministerium hat vorgelegt, welche Parameter künftig die Corona-Gefahrenlage bewerten sollen. Es soll auch auf die Krankenhausbelegung geblickt werden. © picture alliance / dpa / Bernd Wüstneck
Gerald Gaß im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 27.08.2021
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Bisher galten allein Infektionsinzidenzwerte als Maßstab dafür, welche Coronamaßnahmen gelten. Die Inzidenz bleibe wichtig, betont Gerald Gaß, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Doch auch andere Indikatoren sollen nun in den Fokus rücken.
Wie viele Neuansteckungen mit Covid-19 auf 100.000 Einwohner hat es in den vergangenen sieben Tagen gegeben? Die Antwort auf diese Frage war in den vergangen Monaten extrem wichtig. Der Inzidenzwert entschied unter anderem darüber, welche Coronamaßnahmen greifen.
Inzwischen liegt die Inzidenz wieder weit über 50, aber es sind auch knapp 60 Prozent der Deutschen vollständig geimpft. Das Bundesgesundheitsministerium hat nun Pläne vorgelegt, anhand welcher Parameter künftig die Corona-Gefahrenlage bewertet werden soll – der Inzidenzwert alleine soll nicht mehr die Entscheidungsgrundlage sein. Es soll zu einer Mischung verschiedener Indikatoren kommen, vor allem die Klinikbelegung, die Hospitalisierungsinzidenz, rückt dabei in den Fokus.

Frage nach der Klinikbelegung

Das sei sinnvoll, sagt Gerald Gaß, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Neben der Infektions- und der Hospitalisierungsinzidenz sei auch die Frage nach der Belegung der Intensivbetten wichtig. Am Ende sei immer die entscheidende Frage, so Gaß: Sind wir noch in der Lage, neue Patientinnen und Patienten zu versorgen?
Derzeit sei die Lage dynamisch. Anders als bei den ersten Corona-Wellen, seien die über 60-jährigen zu 80 Prozent geimpft, sagt Gaß. Das verändere die Lage in den Krankenhäusern, da jüngere Patienten oftmals nicht so schwere Verläufe hätten.

Lage sei gut in den Griff zu bekommen

"Es nützt nichts, nur zu schauen, wie viele Menschen kommen ins Krankenhaus, wenn ich nicht weiß, wie viel Kapazität am Ende denn überhaupt da sind oder noch übrig sind. Die Zahl kennen wir natürlich, und darum wird es jetzt auch gehen", sagt Gaß.
Allerdings warnt er davor, dies pro Landkreis scharf zu trennen. Wenn regional Betten belegt seien, würden Patienten auch in andere Krankenhäuser verlegt werden, auch über Bundesländergrenzen hinweg. Das sei schon bei den ersten Wellen so gewesen.
Die Infektionsinzidenz habe aber nicht ausgedient, beton Gaß zugleich. Sie bleibe weiter wichtig in der Corona-Pandemie und sei der erste Frühwarnwert. Insgesamt zeigt er zuversichtlich, dass "wir die Lage gut im Griff haben werden".
(nho)
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