Claudia Roth wird Kulturstaatsministerin

Eine kulturaffine Ermöglicherin

06:09 Minuten
Claudia Roth lächelnd mit ausgebreiteten Armen.
"Sie steht für Meinungsvielfalt", sagt Klaus-Dieter Lehmann über die designierte Kulturstaatsministerin Claudia Roth. © imago images / Future Image / Dwi Anoraganingrum
Klaus-Dieter Lehmann im Gespräch mit Marietta Schwarz · 25.11.2021
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Die frühere Grünen-Vorsitzende Claudia Roth soll in der kommenden Bundesregierung Staatsministerin für Kultur und Medien werden. Klaus-Dieter Lehmann, Ex-Präsident des Goethe-Instituts, hofft unter ihrer Führung auf eine neue Art von Kulturpolitik.
Nach mehrstündigen und intensiven Debatten innerhalb der Gremien haben sich die Grünen auf die personelle Besetzung ihrer Ministerien in der Ampelregierung geeinigt. Ihre langjährige Parteivorsitzende Claudia Roth soll Staatsministerin für Kultur und Medien werden.

Verkrustete Strukturen aufbrechen

Roth sei sehr kulturaffin und „ein Urgestein“, sagt der ehemalige Präsident des Goethe-Instituts, Klaus-Dieter Lehmann. „Sie ist eine Ermöglicherin, sie steht für Meinungsvielfalt und weiß, dass Kultur nur in einem solchen Umfeld sich entfalten und gedeihen kann. Das ist etwas, das bei ihr leidenschaftlich vertreten sein wird.“ Er hoffe außerdem, dass die Vielfalt in der Gesellschaft, die durch zugewanderte Kunst- und Kulturschaffende entstanden sei, sich nun auch in der Kulturpolitik zeigen werde.

Die kurzen Wege zur Macht sind sehr viel wichtiger als die Eigenständigkeit eines Kulturministeriums.

Klaus-Dieter Lehmann, Ex-Präsident des Goethe-Instituts

Denn die Strukturen in der Kultur seien verkrustet und müssten aufgebrochen werden. Es sei schwierig für Migranten, ihren Weg beispielsweise in Museen oder Theatern zu gehen, so Lehmann. „Hier kann man etwas tun, dass die Kultur nicht nur rezeptiv ist, sondern dass sie aktiv und offensiv das in den jeweiligen Institutionen sichtbar macht.“

Andere Schwerpunkte als die Vorgängerin

Darum habe sich Roths Vorgängerin Monika Grütters wenig gekümmert, sie sei stark der Hochkultur zugeneigt gewesen. „Was in Erinnerung bleibt, sind die großen Bauten. Ob das nun die James-Simon-Galerie ist, das Humboldt Forum oder auch der Reformprozess in der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.“
Roth hingegen werde sich vermutlich stärker auf die Ermöglichung von „Kultur in der Fläche“ einlassen. „Ich glaube, dass Claudia Roth die Bundeskulturstiftung sehr stark nutzen wird. Das heißt, dass sie Beispiele geben wird, wie in der Kultur eine Weiterentwicklung auch in den Bereichen möglich ist, wo sie keine Zuständigkeit hat, also im Länderbereich oder im kommunalen Bereich“, sagt Lehmann.

"Zuerst mal wünsche ich ihr alles Gute und viel Erfolg", sagt Kai Sichtermann, Bassist der Band Ton, Steine, Scherben, die von Claudia Roth ab 1982 gemanagt wurde. "Und dass sie an uns Kulturschaffende denkt." Sie habe bei den Scherben ganz gut die Organisation gemacht und dadurch "einen ganz guten Background". [AUDIO]

Dass für die Kultur wieder kein eigenes Ministerium eingerichtet wurde, spiele keine große Rolle. Schließlich sei die Kulturhoheit der Länder rechtlich festgelegt und klar definiert. „Die kurzen Wege zur Macht sind sehr viel wichtiger als die Eigenständigkeit eines Kulturministeriums.“

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