Cixin Liu: "Die drei Sonnen"

Science Fiction gemischt mit chinesischer Geschichte

"Die drei Sonnen" von Cixin Liu
Das Hörspiel nach Cixin Lius Roman "Die drei Sonnen" © Random House Audio/imago/Ikon Images/Ian Cuming
Von Georg Gruber · 18.06.2018
Das Hörspiel "Die drei Sonnen" von Cixin Liu beginnt zur Zeit der chinesischen Kulturrevolution und führt bis in die Gegenwart, in der Kontakt mit einer außerirdischen Intelligenz aufgenommen werden soll: eine erstklassige Produktion.
Dieses Hörspiel zieht einen von Anfang an in seinen Bann. Es beginnt zur Zeit der Kulturrevolution in China, in den 60er-Jahren:
Mann: "Kommen wir nun zum letzten Punkt unserer heutigen Tagesordnung!"
Sprecher: "Der Physikprofessor Je Zhetai weigerte sich bislang, seine Schandtaten zuzugeben, Selbstmord zu begehen oder empfindungslos zu werden."
Mann: "Ich fordere nun Je Zhetai auf, die Bühne zu betreten."
Im Publikum befindet sich auch Ye Wenjie. Sie muss mit ansehen, wie ihr Vater gedemütigt und erschlagen wird, weil er seinen wissenschaftlichen Prinzipien treu bleibt:
"Ye Wenjies Blick war starr auf den Leib ihres totgeschlagenen Vaters gerichtet. Und die Gedanken, die sie nicht aussprechen konnte, lösten sich in ihrem Blut auf und pulsierten durch ihren Körper."

Eine geheime Mission

Welche Folgen dieser grausame Tod haben wird, erschließt sich erst rückblickend, im Verlauf der folgenden fünf Stunden. Als Astrophysikerin wird Ye Wenjie Teil einer streng geheimen Mission, die Kontakt zu Außerirdischen aufnehmen soll.
Der chinesische Science-Fiction-Autor Cixin Liu
Der chinesische Science-Fiction-Autor Cixin Liu© Imaginechina/dpa/Niu Bo
Der Nano-Wissenschaftler Wang Miau ist eine weitere zentrale Person in dieser Geschichte. Er wird um Hilfe gebeten, weil eine Reihe renommierte Wissenschaftler Selbstmord begingen. Zuerst sträubt er sich, macht sich dann doch auf die Suche nach den Gründen – und taucht dabei auch in ein Virtual Reality Game ein.

Eine rätselhafte Reise

Science Fiction gemischt mit Fantasy und chinesischer Geschichte – beim Hören begibt man sich auf eine rätselhafte Reise, es klingt fast wie ein psychedelischer Trip. Wie alles miteinander zusammenhängt, wird erst später klar:

Sprecherin: "Die erste Antwort auf eine außerirdische Intelligenz, die die Menschheit auf den Weg ins All sendete war eine Bitte:
Ye Wenjie: "Kommt her, ich helfe euch dabei, unsere Welt zu erobern. Unsere Zivilisation ist nicht mehr in der Lage, die Probleme selbst zu lösen. Sie braucht euer Eingreifen. Und eure Stärke."
Die angerufenen Trisolarier wollen allerdings nicht als Freunde und Helfer kommen:
Trisolarier: "Wir werden uns nicht übermäßig in das Leben der Terrestrischen einmischen. Sie können genauso weiterleben wie vorher, so als gäbe es Trisolaris gar nicht. Nur eines wird für immer verboten sein: Fortpflanzung."

Ein traumhaft klingendes Hörspiel

Science Fiction erlebt derzeit in China einen Boom und ist dabei alles andere als sozialistische Erbauungsliteratur. In "Die drei Sonnen" ist immerhin die Geschichte Chinas, die Kulturrevolution, Ausgangspunkt für den möglichen Untergang der Erde. Dass die Menschheit die Probleme der Welt nicht bewältigen kann, ist als Zivilisationskritik international anschlussfähig.
Für dieses wirklich traumhaft klingende Hörspiel sind all diese Überlegungen letztlich zweitrangig, das Erlebnis zählt: Eintauchen in einen bunten Kosmos aus Raum und Zeit, aus verschiedensten Sounds und Klängen, die extra für dieses Hörspiel komponiert wurden. Auch die Schauspieler sind gut besetzt. Und so kann man sich dem Sog dieser vielschichtigen Erzählung kaum entziehen.
Sprecher: "Dann versank am westlichen Horizont die Abendsonne im Wolkenmeer. Es sah aus, als würde sie schmelzen. Ihr Blut floss über die Wolken den Himmel entlang und färbte die ganze Welt tiefrot."
Frau: "Das ist der Sonnenuntergang der Menschheit."

Cixin Liu: Die drei Sonnen (Hörbuch)
Mit den Stimmen von Young-Shin Kim, Falk Rockstroh, Boris Valentin Jacoby, Thomas Loibl, Martin Bross, Katharina Schmalenberg u.v.a.,
Random House Audio, 2018
5 CDs, 19,99 Euro

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