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Das unregulierbare System der Plattformen

54:49 Minuten
Illustration eines Mannes, der zensierte Informationen flüstert.
Datenschutz und die großen Plattformen - das geht oft nicht zusammen. Was lässt sich dagegen tun? © imago/Ikon Images/Gregory Baldwin
Mit Teresa Sickert und Marcus Richter · 21.12.2019
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Kann Systemtheorie helfen, um die Gefahren sozialer Netzwerke zu minimieren? Außerdem: Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz soll verschärft werden und Tessercube will Messenger sicherer machen.
2019 wurde von einer großen Debatte geprägt: Wie sollten wir mit Plattformen umgehen, die gesellschaftlichen Schaden anrichten? Wie können wir die Strukturen und Systeme so beeinflussen, dass die negativen Aspekte eingedämmt werden? Doch wenn von "Plattformen" die Rede ist, geht es natürlich auch immer um die Menschen, die sie nutzen. Mit genau diesem Zusammenhang beschäftigt sich die Systemtheorie.
Diese wurde zwischen 1984 und 1997 definiert und auch wenn sie keine Social Networks erahnen konnte, lassen sich viele ihrer Ideen auch auf die heutige Zeit übertragen und eventuell sogar anwenden, um deren Probleme anzugehen. Das glaubt zumindest der Soziologe und Professor für Kulturtheorie und Management an der Universität Witten/Herdecke, Dirk Baecker.

Verschärfung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes

Ein weiteres Problem, das die großen Plattformen verursachen, ist – zumindest laut Ermittlungsbehörden – die Kriminalität und der Hass und die Hetze, die in Sozialen Netzwerken verübt und geplant werden. Um dieser angeblichen Bedrohung entgegenzuwirken, möchte die Bundesregierung jetzt das Netzwerkdurchsetzungsgesetz ausweiten. Die Konsequenzen könnten weitreichend sein, weshalb die Pläne starker Kritik ausgesetzt sind. Was genau geplant wird und welche Auswirkungen der Entwurf haben könnte, sollte er so Gesetz werden, klären wir im Gespräch mit Ulf Buermeyer. Er ist Mitgründer der Gesellschaft für Freiheitsrechte und Jurist.

Tessercube – die sicherste Verschlüsselung für Nachrichten?

Messenger sind aus dem Alltag vieler Menschen nicht mehr wegzudenken. 1,5 Milliarden Menschen nutzen allein Whatsapp, um täglich mehr als 65 Milliarden Nachrichten zu verschicken. Um die Privatsphäre der Nutzer dennoch zu schützen, versprechen Anbieter wie Facebook eine effektive Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.
Prinzipiell eine gute Idee. Doch bleibt ein Problem: Wenn Facebook die Verschlüsselung der hauseigenen Messenger kontrolliert, dann muss man als Nutzer darauf vertrauen, dass Facebook intern auch die Privatsphäre gewährleistet, die Mark Zuckerberg nach außen hin verspricht.
Eine Gruppe chinesischer Entwickler will das nicht hinnehmen. Sie entwickeln Open-Source-Apps, mit denen Nutzer ihre Kommunikation verschlüsseln können, noch bevor sie diese über Messenger schicken. Anbieter wie Facebook kommen so mit den Inhalten der Nutzer gar nicht mehr selbst in Berührung. Ob sie die verschlüsselten Nachrichten dann intern noch einmal verschlüsseln oder nicht, ist letztlich egal. Friedemann Brenneis hat ausprobiert, ob sich die Apps lohnen.

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Das Team

Moderation: Teresa Sickert und Marcus RichterRedaktion: Jochen Dreier und Jana WuttkeNetzkultur: Friedemann BrenneisNetzmusik: Roland GrafféWebredaktion: Hagen Terschüren
(hte)
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