Bov Bjergs Erstling wiederveröffentlicht

Deadline aus der Asche

13:23 Minuten
Porträt des Autoren Bov Bjerg, an einem Tisch sitzend vor grüner Wand.
Wagemutige Literatur ist Bov Bjerg eine Herzenssache. Auch deshalb ist der Berliner Schriftsteller unter die Verleger gegangen. © Gerald von Foris / Kanon Verlag
Bov Björg und Gunnar Cynybulk im Gespräch mit Andrea Gerk · 11.08.2021
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Bov Bjergs Debütroman "Deadline" fiel vor 15 Jahren einem Lagerhausbrand zum Opfer. Jetzt hat er ihn wiederveröffentlicht - im frisch gegründeten Kanon Verlag. Hier will der Bestsellerautor abseitigen Büchern ein Zuhause bieten.
Die erste Auflage von Bov Bjergs Debütroman "Deadline" ging vor 15 Jahren buchstäblich in Flammen auf: Nach langer Verlagssuche war der Autor beim Mitteldeutschen Verlag (MDV) untergekommen, dessen Lepziger Lagerhaus allerdings zwei Jahre nach Veröffentlichung einem Brand zum Opfer fiel. Nur 224 Exemplare der Erstauflage waren bis dahin verkauft worden. Von einem Nachdruck sah das Haus ab.
So will es jedenfalls die Legende. Über schleppenden Verkauf kann sich Bov Bjerg heute allerdings nicht mehr beschweren: Sein 2015 veröffentlichter Roman "Auerhaus" wurde ein Besteller, als Hörspiel adaptiert und auch verfilmt. Der Nachfolger "Serpentinen" war auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2020.
Nur an das selten gewordene Debüt war für Fans des Berliner Schriftstellers bislang kaum ein Herankommen. Bis jetzt: Der neu gegründete Kanon Verlag von Gunnar Cynybulk, in dem Bjerg auch Mitgesellschafter ist, bringt den Roman nun wieder heraus. Beide haben bereits beim MDV, beim Aufbau Verlag und bei Ullstein zusammengearbeitet. Somit sei "relativ schnell" klar gewesen, dass er mit Bjerg weiter zusammenarbeiten wollte, sagt Cynybulk.

Abseits des Mainstreams

Bjerg und Cynybulk wollen in ihrem Verlag Literatur veröffentlichen, die "übersehen und überhört" werde, also "Literatur, die vielleicht im Mainstream nicht so ganz mitschwimmt", sagt Cynybulk. "Da bietet sich natürlich ein Buch, das verschollen und zu Asche geworden ist, absolut an".
Cynybulks Vorhaben empfand Bjerg zunächst als "mutig" – nach längerem Nachdenken sogar als "wahnsinnig", räumt der Autor ein. Es sei die Zeit gewesen, als in fast jedem Bundesland die Buchläden geschlossen waren. Trotzdem fand er die Idee "sehr reizvoll". Gemeinsam mit weiteren Gesellschaftern wurde der Verlag dann gegründet.

Die Terrasse, gepflastert aus Grabsteinen. Für den DLF hat Jan Drees Bjergs wiederveröffentlichten Roman gelesen: Die Melancholie aus Bjergs späteren Romanen findet sich bereits in diesem "verdientermaßen auferstandenen" Erstling über eine sterbende Mutter. Ein typischer Roman des Autors, der auf poetische Weise zeigt, warum es nicht lohnt, von Deadline zu Deadline durchs Leben zu hetzen

Portrait von Bov Bjerg, der freundlich in die Kamera schaut.
© picture alliance / Frank May
Die Verlagsgründung ist für Bjerg sichtlich eine Sache des Herzens: Beim Betrachten der gehobenen Unterhaltungsliteratur werde er "ungehalten". "Die etwas mutigere, experimentelle, vielleicht auch ästhetisch interessantere Literatur" komme oft gar nicht mehr vor. Viele würden sich dann darüber beklagen, dass ihr Lesestoff meist viel zu konventionell sei. Nach Bjergs Ansicht ist das auch eine Folge dessen, dass die mutigeren Bücher in den Läden nicht ausliegen und somit nicht wahrgenommen würden.
Sein eigener Roman "Deadline" sei so ein experimentelles Buch, über das er sehr froh ist: "Ich habe mich bei 'Deadline' ein bisschen ausgetobt", sagt der Schriftsteller. "Mein Erfolg, den Literaturbetrieb anzupinkeln, war auch viel größer, als ich es mir erhofft hatte".
(sbd)
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