Bobby McFerrin wird 70

Ein Stimmwunder und Multitalent

03:52 Minuten
Bobby McFerrin: Konzert des US-amerikanischen Musikers und Vokalkuenstlers am 08.07.2008 auf der Freilichtbuehne im Stadtpark Hamburg.
Der Musiker Bobby McFerrin wünscht sich vor allem, dass die Menschen Freude empfinden. © picture alliance
Von Stephan Laack  · 11.03.2020
Audio herunterladen
Diese Stimme braucht keine Begleitung: Mit dem A-capella-Song "Don´t worry be happy" schuf Bobby McFerrin 1988 einen Gute-Laune-Hit für die Ewigkeit. Der Musiker, der heute 70 wird, bewegt sich mit Leichtigkeit zwischen Jazz, Pop und Klassik.
In künstlerischer Hinsicht war "Don´t worry be happy" Fluch und Segen zugleich für Bobby McFerrin. Einerseits bescherte ihm der "Gute-Laune-Song zum Mitpfeifen" internationale Bekanntheit und einen Nummer-eins-Hit sowohl in Deutschland als auch in den USA. Aber der Titel reduzierte Multitalent und Stimmwunder Bobby McFerrin in den Augen vieler auf ein One-Hit-Wonder, was angesichts von zehn Grammys, die er im Laufe seiner Karriere gewonnen hat, fast schon eine Frechheit ist.
Er könne den Song nicht mehr hören, aber er bereue auch nicht ihn geschrieben zu haben, hat McFerrin immer wieder in Interviews gesagt. Noch heute bekäme er Dankesschreiben von Fans, die betonten, wie sehr ihnen das Lied in schwieriger Zeit geholfen habe. Und treffen damit eines der Hauptanliegen des 70-Jährigen mit dem tiefen, melancholischen Blick: "Wenn ich mir eins wünsche, dann dass Menschen diese Freude empfinden können – die Freude, die ich empfinde, dass ich in der Lage bin zu singen. Und einen Raum voller fremder Menschen dazu zu bringen, zusammen zu singen, das ist wirklich eine Erfahrung voller Freude für mich. Ich liebe das!"

Zwischen Jazz, Pop und Klassik

Bobby McFerrin liebt und lebt Musik. Und das ist ansteckend, wie etwa der Auftritt im New Yorker John F. Kennedy Center 2017 bewies, als das Publikum mit einstimmte. Genregrenzen sind ihm fremd. Mit spielerischer Leichtigkeit bewegt sich Bobby Mc Ferrin zwischen Jazz, Pop und Klassik. Seine Live-Qualitäten sind überragend. Das liegt wahrscheinlich daran, dass er in seiner Kindheit und Jugend mit nahezu jeder Art von Musik in Berührung kam.
Sein Vater Robert war zudem der erste afroamerikanische Bariton an der Metropolitan Opera in New York, Bobbys Mutter Sara Sopranistin und Professorin für Gesang. Dazu der Musiker: "Ich denke, ganz egal wie du in die Konzerthalle gekommen bist, so gehst du doch anders wieder heraus. Es ist Teil meiner Jobbeschreibung als Künstler, Menschen dazu zu bewegen, wichtige Schritte in ihrem Leben zu unternehmen."
Bobby Mc Ferrin und Chick Corea beim gemeinsamen Konzert in Wien 2012.
Bobby Mc Ferrin gab mit vielen bekannten Musikern legendäre Konzerte, wie hier mit Chick Corea in Wien. © picture-alliance/Maxppp
So definiert McFerrin sein künstlerisches Selbstverständnis. Dabei entdeckte er erst mit 27 Jahren sein Talent als Sänger. Waren es zunächst Auftritte in Loungebars und Engagements als Berufsmusiker, veröffentlichte er 1984 "The Voice", das als Meilenstein der Jazzgeschichte gilt – ist es doch das erste Album eines Sängers ohne weitere Begleitung oder Dopplung seiner Stimme.
McFerrin arbeitete im Laufe seiner Karriere mit vielen Jazzgrößen zusammen, darunter Chick Corea, Chico Freeman oder Herbie Hancock. Auf seinen phänomenalen Gesangsstil angesprochen, antwortete er gerne mit Understatement: Man müsse nur den Mund öffnen und singen – und immer in Bewegung bleiben. Das Wichtigste ist für ihn ohnehin die Resonanz aus dem Publikum: "Eine der schönsten Erfahrungen, die ich jemals in meiner Karriere hatte, war, als eine Frau im Publikum aufstand und sagte: Ich fühle mich jetzt so gut! Danke!"

Dirigieren mit Leonard Bernstein

Vor 30 Jahren – zu seinem 40. Geburtstag – hat sich Bobby McFerrin einen ganz besonderen Wunsch erfüllt, wie sagt. "Als dieser 40. Geburtstag näher kam, wollte ich mir ein ganz besonderes Geschenk machen und dachte: Was könnte das sein? Und da schoss mir der Gedanke, Dirigent zu werden, in den Kopf." Er nahm unter anderem Dirigierunterricht beim berühmten Leonard Bernstein und dirigierte am Ende sogar die Wiener und New Yorker Philharmoniker. Aber McFerrin wäre nicht McFerrin, wenn er auch das nicht herunterspielen würde. Auf diese Zeit angesprochen, sagte er einmal: Er sei kein Dirigent, sondern nur ein Sänger, der dirigiert.
Mehr zum Thema