Beschädigte Denkmale

Appell zum Erhalt historischer Gebäude

06:52 Minuten
Schwere Hochwasserschäden in Mayschoß. Die Hauptstraße ist verwüstet.
Auch historischer Bausubstanz droht der Abriss nach dem Hochwasser - wie hier in Mayschoß. © imago / Christoph Reichwein
Steffen Skudelny im Gespräch mit Gabi Wuttke · 07.08.2021
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Durch die Überflutungen Mitte Juli wurden auch historische Gebäude beschädigt. Einigen droht womöglich der Abriss. Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, warnt vor voreiligen Maßnahmen und setzt sich für den Erhalt ein.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat eine dringliche Mahnung ausgesprochen. Vom Hochwasser beschädigte historische Gebäude und Denkmale sollten nicht voreilig aufgegeben und abgerissen werden. Sie prägten in den überfluteten Regionen die Ortschaften und seien als Ausflugs- und Reiseziele auch eine wichtige wirtschaftliche Grundlage. Mit einem Nothilfeprogramm unterstützt die Stiftung Eigentümer beim Erhalt.
Gerade die Reparaturfähigkeit sei eines der herausragendsten Merkmale historischer Gebäude und Ratschläge zu Abbrüchen beruhten oft auf handwerklicher Unkenntnis oder wirtschaftlichen Interessen, sagt Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

Jetzt ist handwerkliche Expertise gefragt

Im Augenblick seien Denkmal-fachkundige Statiker, Zimmerleute und Maurer gefragt. "Das sind die, die am besten beurteilen können, wie die Substanz erst einmal zu sichern ist und wie die Instandsetzung mittelfristig vorgenommen werden kann."
Natürlich müsse man Verständnis aufbringen für Menschen, die jetzt existenzielle Nöte hätten und sich nur sekundär für Denkmäler interessierten, sagt Skudelny. "Deswegen bieten wir wirtschaftliche und beratende Unterstützung an, die auch sehr schnell und unbürokratisch gewährt wird."
Da der Schutz von Denkmalen Ländersache ist, befinde sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz in laufenden Gesprächen mit den Denkmalbehörden und den Landesämtern für Denkmalpflege. "Unsere Struktur als private Stiftung ist aber sehr viel agiler. Wir können viel einfacher Mittel und Hilfe direkt an den Ort schaffen, als dies eine offizielle Stelle hinbekommen kann. Insofern ist dieser Schulterschluss wichtig, dass man gemeinsam handelt."

Vielerlei Herausforderungen beim Wiederaufbau

Sogar der Wiederaufbau ganzer historischer Ortschaften sei möglich, sagt Skudelny. Dabei werde es einerseits technologische, denkmalpflegerische und finanzielle Herausforderungen geben. Darüber hinaus müsse man sich, unabhängig von den Denkmalen, Gedanken machen, wie man solche Orte beispielsweise mit Schutzbauten und Überlaufbecken in Zukunft schützen könne.
Skudelny rechnet mit zwei bis drei Jahren Dauer für den Wiederaufbau von Denkmalbauten. "Das hängt ein bisschen mit der augenblicklichen Handwerkerknappheit zusammen. Aber all die großen Schäden, das kann ich mir gut vorstellen, dass das viel länger dauern wird. Man muss hoffen, dass in der Zwischenzeit nicht wieder irgendwelche neuen Ereignisse kommen."
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