Neue Studie
Hanne Sobek von Hertha BSC (links) erhält den Meisterschaftspokal in der Gauliga durch Gauführer Glöckler im März 1935. © picture-alliance / dpa / Schirner Sportfoto-Archiv
„Keine Tabus“ bei NS-Aufarbeitung des Berliner Fußballs
06:56 Minuten
Welche Rolle hat der Berliner Fußball während des Nationalsozialismus gespielt? Mit dieser und anderen Fragen setzt sich eine Studie auseinander, die der Kulturwissenschaftler Thomas Schneider leitet. Er erklärt, was er von der Studie erwartet.
Der Berliner Fußball-Verband hat eine Studie beauftragt, die seine Rolle im Nationalsozialismus aufarbeiten soll. Das Ergebnis soll vor der Europameisterschaft 2024 vorgestellt werden.
Studie soll Originaldokumente beinhalten
Wie hat sich der Verband mit seinen Mitgliedern in der NS-Zeit verhalten? Welche Akteure waren vor 1933, während der Hitlerzeit und auch danach in verantwortlicher Position? Mit diesen und anderen Fragen setzt sich die Studie auseinander.
„Dabei darf es selbstverständlich keine Tabus geben“, sagt der Kulturwissenschaftler Thomas Schneider, der die Studie leitet. „Wir wollen zu verschiedenen Facetten dieses Themas versuchen, möglichst alles zutage zu fördern, was uns möglich ist.“ Dazu gehören auch Originaldokumente.
Allerdings sei die Quellenlage „sehr dürftig“. Das hänge damit zusammen, dass die Fußballvereine und auch die Verbände keine Verpflichtung haben, ein Archiv zu führen. „Deswegen sind wir auch auf verschlungene Wege angewiesen, müssen dann ein bisschen kreativ sein in der Findung der Quellen.“
DFB-Zentrale war damals in Berlin
Damals war auch noch die Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes in Berlin - und ist inzwischen in Frankfurt am Main. „Das heißt auch: Felix Linnemann als DFB-Präsident hatte ganz andere Einflussmöglichkeiten auf den deutschen Fußball und auf den Berliner Fußball“, sagte Schneider.
Auch müsse man den Berliner Fußball-Verband im Zusammenhang mit dem Deutschen Fußball-Bund betrachten. Der deutsche Fußball habe sich sehr früh durch die Nationalsozialisten vereinnahmen lassen.