Visite beim Bergdoktor

Ein Dorf im Griff einer TV-Serie

29:48 Minuten
Drehort: Das Haus der Arztpraxis. Hier wird "Der Bergdoktor" gedreht. Ellmau, Tirol.
Malerische Kulisse: Ein umfunktionierter Bauernhof ist der Drehort für die Arztpraxis des Bergdoktors. © imago / Hartenfelser
Von Heiner Kiesel  · 08.01.2023
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Der Bergdoktor bringt dem Ort Ellmau in Tirol 800.000 Übernachtungen im Jahr. Dass vor allem Deutsche nun auch noch da wohnen wollen, wo die erfolgreiche TV-Serie spielt, gefällt nicht allen im Dorf.
Aus der Tourismusinformation ist ein kompakter Mann mit leuchtend oranger Skijacke und Bommelmütze herausgestürmt. „Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Gäste! Ich bin der Peter, ich mache mit euch heute unsere Filmwanderung durch unser Ellmau. Auf den Spuren des Bergdoktors.“
Peter Moser ist Tourismusdirektor der österreichischen Gemeinde östlich von Kufstein. In der Hand ein Packen postkartengroßer Flyer. Er verteilt. Zur Einstimmung – als ob das wirklich nötig wäre. Es ist schon die zweite Autogrammkarte Ronja Forchers, die mir innerhalb weniger Stunden in die Hände fällt.
Sie spielt Lilly, die Tochter des Bergdoktors. Oder ist sie die Tochter des Bruders? Wer hat nach 140 Folgen noch den Überblick? Egal, Moser winkt seine Wandergruppe zu sich. Er schwenkt einen Zentimeter langen gusseisernen Schlüssel über dem Kopf.

Auf den ersten Blick ein typischer Touri-Ort

Moser ist 61 und macht seinen Fremdenverkehrsjob seit 40 Jahren. Er läuft voran, mit festem Schritt. Auf dem Rücken seiner Jacke steht „Ellmau begeistert“. Der Touristiker ist es auf jeden Fall. Vielleicht springt das ja auch auf mich über – erst mal sieht das hier aus wie so ein typischer österreichischer Touri-Ort. Ganz busy mit Lieferverkehr, Souvenirläden und Fast-Food-Buden.
Aber da muss ja noch mehr dahinter stecken – sonst würden den Bergdoktor doch nicht regelmäßig sieben Millionen kucken. Ich mache den Rundgang, um zu sehen, was hinter dem Bergdoktor steckt. Vier Stationen rund um Ellmau.
Genau durchgezählt sind wir inzwischen 16 Leute bei der Bergdoktor-Tour. Die meisten so 50 aufwärts, ein paar mit Nordic-Walking-Stöcken für die Trittsicherheit.
Schauspieler Hans Sigl lehnt sich an die Tür des Hauses, in der "Der Bergdoktor" gedreht wird, 2019.
"Das ist ein ganz ein Netter": Den beliebten Bergdoktor spielt seit vielen Jahren Schauspieler Hans Sigl.© picture alliance / Kerstin Joensson
Moser bewundert, wie gut das Zugpferd der Serie noch zieht – und das nach 15 Jahren. „Ja, aber jetzt mal von Mann zu Mann, was macht denn den Martin Gruber so sexy?“ „Ich glaube seine Art. Das ist ein ganz ein Netter und das kommt bei den Damen gut an. Vielleicht, weil er aus der Steiermark kommt, ein richtiger Steirer.“

Kindheitserinnerungen kommen hoch

Manche in der Gruppe grinsen verlegen, können gar nicht so viel mit dem Doktor anfangen. Aber die meisten, wissen schon, was Sache ist. Ich frage mich schon, wie die das im Film hinzaubern, als wir die Straße hinter Moser entlangtrotten und einen Schlepplift passieren. Die Ecke Ellmaus ist ziemlich zugebaut.
Bei Claudia hingegen schwingen Kindheitserinnerungen mit, wenn sie sich umsieht. Die Pensionärin aus Essen macht mit ihrem Mann Rolf zehn Tage Urlaub in Tirol.
Claudia steht in der Klinikkulisse im Neonlicht.
Tourteilnehmerin Claudia in der Klinikkulisse: Die Pensionärin aus Essen macht mit ihrem Mann Urlaub in Tirol.© Deutschlandradio / Heiner Kiesel

Ich war als Kind 1963 und 65 hier in Going. Und als diese Serie dann anfing, der Bergdoktor, das hat mich dann begeistert. Wenn das läuft, dann kucke ich das und freue mich an den schönen Bildern.

Claudia aus Essen

Der Bergdoktor ist so eine Sommerserie, die es den Leuten im grauen urbanen Winter warm ums Herz werden lässt.
Traumfabrik Film. Luftaufnahmen vom Bergmassiv, Holzbalkone voller Geranien, ein einfühlsamer Mediziner in den besten Jahren, der sich voll ins Zeug legt – sei es in der Praxis oder in der Liebe. Kamerafahrt über die Alm, dann wieder Totale. Und – wow – die Berge sind wirklich beeindruckend.
Wir sind mittlerweile auf einem Parkplatz am Ortsausgang. Moser sieht an den Gesichtern, wie das Panorama auf die Gruppe wirkt. Die blanken scharf gezackten Gipfel. Das ist natürlich in echt noch schöner. Das ist auch ein brandaktueller Hashtag aus Ellmaus Gästewerbung.

Die perfekte Illusion der Bergidylle

Der Touristiker Peter Moser ist stolz darauf, was hier schon alles gedreht worden ist, vieles ist durch seinen Einsatz möglich geworden. Die „Lustigen Musikanten“, eine Volksmusiksendung, die schon in den 80ern eine heile Bergwelt in die Wohnzimmer der Deutschen brachte – oder auch die Vox-Show „Sing meinen Song“ für ein Winterspecial. Eine Menge Heimatkitsch ist hier entstanden.
Der größte Coup Mosers war die Sache mit dem Bergdoktor. Als die Drehortsucherin der Produktionsfirma ndF hier vorbeikam, war Ellmau nur einer von 80 Orten in Tirol auf ihrer Liste.
Moser hat sich ins Zeug gelegt. Zwei Wochen lang, Tag und Nacht das Tal durchstreift, dann war klar: Hier kann die perfekte Illusion eines idyllischen Tiroler Dorfes entstehen. Als Collage vom Schönsten eines ganzen Tales und der umliegenden Region – und damit die Heimat des Bergdoktors.

OP-Tisch in der Tennishalle

Wir gehen wieder durch den Ort, über die neue Umgehungsstraße und die röhrende Bundesstraße. Dann rüber auf die Sonnseite, nördlich des Ortes. Da ist der Golfplatz, auf dem sich natürlich auch der Bergdoktor entspannt. Dahinter, die Gipfel zum Greifen nah. Der Blick wandert nach oben. Tief einatmen, kalte klare Luft.
„Wenn wir jetzt rechts gehen würden, wären wir in einer Stunde 30 Minuten oben auf der Wochenbrunner Alm, auf 1085 Meter, ein wunderschöner Platz. Da in der Nähe, aber das geht nur im Sommer, ist dann der Ellmauer Steinkreis“, erfahren wir. „Das ist ein mystischer Platz, direkt auf der Kaiserwurzel, wo der Bergdoktor immer sagt, dass er sich da die Kraft des Wilden Kaisers holt.“
Wenig Mystik verspricht der weiträumige Parkplatz, auf den wir jetzt einbiegen. Links ist das Freizeitbad, rechts ein flacher lang gestreckter Zweckbau. Eine Tennishalle mit drei Plätzen.

Ihr werdet es nicht glauben, wo wir jetzt sind. Wir sind im Reich des Herrn Kahnweiler angelangt. Aber noch mal kurz, damit ihr wisst, wie das im Film genau läuft. Da gibt es ein Krankenhaus in Hall, da fährt das Krankenauto vor und landet der Hubschrauber.

Dann gibt es Krankenhaus – aber bitte nicht besuchen – das Bezirkskrankenhaus in Schwaz. Da wird in der großen Eingangshalle mit den bunten Stühlen gedreht. Und dann, wenn der Herr Kahnweiler beim Operieren ist, ist er hier drin in der Tennishalle.

Peter Moser

Abstecher zum echten Bergdoktor

Und tatsächlich, der Raum im Raum, die Kulissen eines Klinikflurs. Menschenleer – doch kein Doktor Kahnweiler. Es sieht aus, als ob das Klinikpersonal eben mal raus ist. Ein Wischmopp steht in der Ecke.
Moser freut sich über die gelungene Irritation. Traumfabrik! Claudia schüttelt den Kopf. „Äh, es ist schon seltsam, wie das verfälscht wird. Zu sehen wie das mit wenigen Handgriffen passiert, dass der Zuschauer getäuscht wird.“
Alle machen Fotos, dann schließt Moser wieder zu. Zum nächsten Drehort geht es wieder quer durch Ellmau. Ziel: die Praxis des Bergdoktors. Das Schild an dem Haus am Ortsrand Ellmaus war einfach zu verlockend. Ein kurzer Abstecher zum Allgemeinmediziner in Ellmau.
Lorenz Steinwender ist ein hochgewachsener sportlicher Typ, Mitte 40, das ist nicht weit vom Alter der Filmfigur des Bergdoktors weg. Es gibt noch mehr Parallelen. Notarzt bei der Bergrettung.
Lorenz Steinwender sitzt an seinem Schreibtisch
„Ich schaue das eigentlich regelmäßig", erzählt Lorenz Steinwender, der echte Arzt von Ellmau.© Deutschlandradio / Heiner Kiesel
Kann er seinen Schreibtisch mal beschreiben? „Der schaut wirklich anders aus als in der Serie. Etwas moderner. Aufgeräumt ist er, glaube ich, ähnlich wie der in der Serie. Wir sind wahrscheinlich beide keine Chaoten. Außer er halt in der Liebe.“
Steinwender kennt die Serie und kuckt sie auch gerne.

Ich schaue das eigentlich regelmäßig. Es ist einfach unglaublich, dass sie immer wieder Orte finden, die einfach so toll und schön sind, nicht nur die Naturaufnahmen, sondern auch die Drehplätze, Ortskerne und Häuser. Das schaue ich mir einfach sehr gerne an.

Lorenz Steinwender

"Die Realität finde ich netter"

Den Bergdoktor im Film findet er sympathisch, dass er sehr empathisch ist, alles tut für seine Patienten – ja, das ist auch ein bisschen sein Berufsbild, sagt Steinwender und wiegt dabei leicht den Kopf.
Aber so wie der Serienarzt mit seinem grünen Oldtimer zwischen Praxis, Klinik und Wohnort der Patienten hin und herzugurken, dazwischen mal ein Trip im Rettungshubschrauber – das rechnet sich wahrscheinlich nur für den Bergdoktor im Fernsehen.
„Also von der unternehmerischen Seite ist es so, dass die Ordination wie in der Serie nicht wirtschaftlich geführt werden kann“, meint er. „So mit einem bis drei Patienten pro Tag, da kann er nach einem Monat zusperren. Gut, lassen wir es drei Monate sein.“
Steinwender hadert trotzdem nicht mit seinem Leben als echter Bergdoktor. Jetzt muss er sich wieder um seine Patienten kümmern, das macht er auch ohne den Glamour gerne. „Die Realität finde ich netter. Das zu schauen ist eine nette Abwechslung, aber nur kitschig brauchen wir das auch nicht.“

Die Leidenschaft des Tourismusmanagers

Die Gruppe der Bergdoktorwanderung durchquert inzwischen wieder das Ortszentrum. Tourismusmanager Moser hält vor einer Steintreppe, die in ein mehrstöckiges Gebäude führt. Kein Drehort. Aufs Klo müssen die im Fernsehen nie.
Seit 2008, also so lange der Bergdoktor schon ausgestrahlt wird, macht Moser diese Tour schon. Ellmau und der Film, das ist seine Leidenschaft. Die Faszination der Bilder, er hilft mit, sie zu erzeugen.

Und dann brauchst du eine Melkmaschine, dann brauchst du ein Auto und noch was. Und es geht immer alles! Du denkst, woher sollst du das nehmen, aber es geht alles und wenn es komplett fertig ist, dann sagst du: Wahnsinn! Da hat es doch geregnet, da ist es doch schon dunkel geworden, beim Drehen. Und es funktioniert doch alles, wenn es zusammengeschnitten ist.

Peter Moser

Moser schaut auf die Lieferwagen, Autos und Busse, die am Gemeindeamt vorbeifahren. Alter Schnee, Souvenirläden, Supermärkte, Banken. An die Szenerie müsste eigentlich eine gute Cutterin ran. #inechtnochschöner sieht der Ort gerade nicht aus. Aber jetzt enttäuscht zu tun, wäre ja blöd.
Moser zuckt nur mit den Schultern und denkt an sein Ellmau im Film. „Für mich persönlich gibt es nichts Schöneres, als wie wenn du deine Heimatgemeinde im Fernsehen siehst. Da ist halt die Welt noch in Ordnung!“
Peter Moser in der Bergdoktorpraxis neben einer Pappfigur des Bergdoktors
Tourismusdirektor Peter Moser in der Bergdoktorpraxis - und die Hauptfigur ist auch dabei.© Deutschlandradio / Heiner Kiesel
“Vom sozialen, gesellschaftlichen dieses Tales, von Ellmau, Going gibt es nichts wieder“, frage ich. „Oder?“ Moser schaut freundlich, aber ich kann mir schon vorstellen, dass solche Nachfragen bei ihm Befremden auslösen. Warum soll er auch den Konflikt suchen zwischen Filmidylle und dem Alltag einer Touristenregion?
Es hat doch jeder was davon. Spitzenwerbung für das Gastgewerbe, tolle Unterhaltung für die Zuschauer. Warum sollte das irgendjemanden stören, wenn Ellmau von seiner besten Seite gezeigt wird? Wenn wir als Touristen herkommen, machen wir das ja auch so. Sehen, was uns guttut, blenden den Rest aus.

"Die Serie hat auch viel kaputt gemacht bei uns"

Die Gruppe läuft hoch zum Faistenbichl. Auf der anderen Straßenseite stehen zwei junge Männer. Sie sehen aus wie Einheimische. Nach allem, was ich von Moser weiß, sollten sie auch glücklich über den Bergdoktorhype sein. Sie schauen nicht so happy rüber. Vielleicht ist der nächste Stopp, die Fake-Arztpraxis, doch nicht die wichtigste Station des Rundgangs. Wechseln wir mal die Seite.
Ein heikles Thema, was der Bergdoktor mit Ellmau gemacht hat. Das Bild Ellmaus, der Tourismus – das betrifft praktisch jeden, der am Wilden Kaiser lebt und arbeitet. Da kritisch zu sein, erfordert Mut. Die Namen sollen nicht vorkommen, sagt der schlanke Große, sein etwas kleinerer Freund im dunklen Kapuzenpulli will auf keinen Fall was sagen.
Also spreche ich mit seinem Freund. Ich bin 25. Es ist zwiegespalten das Ganze bei uns. Ich sage mal so: So viel wie der Bergdoktor gebracht hat, so viel hat er auch kaputt gemacht bei uns. Auch bezüglich der Wohnangelegenheiten hier bei uns ist das sehr schwierig, dass unser Dorf da auch ein bisschen verkauft wird.“

Die Immobilienpreise sind gestiegen

Jetzt kann kein Mensch sagen, wie genau die Auswirkungen der Serie auf die Dörfer am Wilden Kaiser sind. Aber: Ellmau hat fast doppelt so viele Gästebetten wie Einwohner, 800.000 Übernachtungen im Jahr.
Da fällt schon auf, dass die Übernachtungszahlen steil in die Höhe gegangen sind, seit der Bergdoktor im Fernsehen läuft, deutlich stärker als im Bezirk Kufstein, oder in Tirol insgesamt. Und dann haben die Immobilienpreise heftig angezogen, verdoppelt allein in den letzten fünf Jahren. Alle wollen da wohnen, wo der Bergdoktor spielt. Fast 9000 Euro pro Quadratmeter.

Es ist für einen jungen Menschen fast nicht mehr möglich, sich etwas leisten zu können. Die Grundstückspreise explodieren, dadurch, dass einfach viele Deutsche hierherkommen und einen Zweitwohnsitz nehmen und uns verdrängen.

Ein Einheimischer

Da gibt ihm die Statistik ebenfalls recht. Die Gemeindeverwaltung versucht, den Druck für die Einheimischen rauszunehmen, durch Bauplätze, die für sie reserviert sind. Aber das hilft nicht jedem. Andererseits – man muss dem Bergdoktor auch dankbar sein. Die Touristen sorgen für Jobs und Wohlstand.
Die Miene des jungen Ellmauers wirkt ratlos, aber trotzig. „Es ist Geld und wir sind froh, dass wir Tourismus haben, aber die Gäste sollen Gäste bleiben. Wir schätzen sie als Gäste, aber der Einheimische darf nicht weniger wert sein als ein Gast. Das darf nicht passieren.“

Verabredung zum Kamingespräch

Die Bergdoktor-Arztpraxis habe ich verpasst. Die anderen laufen gerade die steile Straße wieder runter, die vom umfunktionierten Bauernhof Hinterschnalbel herführt. Irmhild meint, die Praxis hat ausgesehen wie in echt. Das heißt dann wohl, wie im Film.
Also vielleicht doch nichts verpasst. Was ist echt und was ist schöner? Eine Pappfigur vom Hans Sigl stand in der Praxis. Etwas jünger und knackiger als der aktuelle Bergdoktor Martin Gruber.
Da hat sich vieles verändert, nicht nur für Ellmau. „Ich finde es faszinierend, wie die Lilly, die als kleines Mädchen mit sieben Jahren angefangen hat, zu spielen, und jetzt eine sehr hübsche sympathische Frau geworden ist.“ Und: „Da sieht man da diese Fortschritte und auch den Wandel. Nur das Auto, der grüne Mercedes, der ist immer gleich geblieben.“
Die nächste Station der Wanderung soll der Innendreh Gasthof Wilder Kaiser sein. Dahin geht es mit dem Bus. Auch diese Station lasse ich aus. Claudia hat mich da auf eine Idee gebracht. Und es geht ebenfalls in einen Gasthof.
In Going, da wo im Film das Gasthaus Wilder Kaiser steht, gibt es in echt den Stanglwirt. Ich habe dort eine Verabredung, ein wirkliches #inechtnochschöner-Gespräch über die Veränderungen, die der Bergdoktor mit sich bringt. Hier kostet eine moderate Übernachtung um die 400 Euro. Wohlfühl-Luxus, im Foyer uriges Holzdekor, Sichtscheibe auf die Lipizzaner in der Reithalle. Gemütliches Kaminfeuer.
Ronja Forcher posiert für ein Foto.
"Ich darf seit über 15 Jahren Lilly Gruber spielen": Ronja Forcher ist mit der Serie gewachsen.© Deutschlandradio / Heiner Kiesel
Davor sitzt: „Mein Name ist Ronja Forcher, ich bin Schauspielerin, 25, und ich darf seit über 15 Jahren Lilly Gruber spielen, die Tochter des Bergdoktors in der wunderschönen Region Wilder Kaiser.“

Wo hört die Rolle auf, wo fängt das Leben an?

Lockige dunkle Haare, der klare offene Blick. Ein bisschen wie auf den Autogrammkarten, die ich heute Morgen bekommen habe, aber im Original sehr präsent und sprühend vor Energie.
Ronja Forcher ist mit der Serie gewachsen und mit ihr auch ein Teil Ellmaus geworden. Gehört dazu. Einfach mal raus auf die Straße gehen? Ich kann schon, aber dann gibt es immer ein Riesen-Tohuwabohu. Wenn ich hier in der Region unterwegs bin, ist mir schon bewusst, dass mich die Menschen kennen, wenn ich vor die Tür gehe.“
Von außen, das teilt die Schauspielerin mit dem realen Ellmau, ist nicht immer gut zu trennen, wo die Rolle aufhört und wo das Leben anfängt. Manchmal muss die Wirklichkeit nachgeben.

Ich hatte einmal eine Begegnung mit einer älteren Dame in Innsbruck, meiner Heimatstadt – die war da schon sehr alt und war ganz erstaunt, was ich denn hier mache und warum ich nicht daheim bin und wie es meinen Vätern geht.

Da war mir klar, dass diese Dame denkt, dass mein Name Lilly Gruber ist und ich zwei Väter habe und dass ich auf einem Bauernhof in Ellmau, oder Söll wohne. Ich habe mich dann dazu entschieden, dass ich ihr den Gedanken lasse, weil sie so gestrahlt hat und das war für sie gerade so schön, dass ich mich gefragt habe, wer bin ich, dass ich ihr das wegnehme. Ich habe ihr dann gesagt, dass ich eine Freundin besuche und am Abend wieder zurückfahre.

Ronja Forcher

Das Gefühl, den Fans zu gehören

So tief mit ihrer TV-Figur verbunden zu sein und zu werden. Zu wissen, was sie einem gibt, aber auch, was sie einem nimmt, die Balance zu finden – das ist ein mühsamer Prozess.
„Was auch manchmal schwierig ist, weil ich dann manchmal auch Schwierigkeiten habe, meine eigenen Grenzen zu wahren. Weil ich in manchen Situationen das Gefühl habe, der Öffentlichkeit, meinem Interviewpartner, den Fans zu gehören“, erzählt sie.
„Dieses Bewusstsein, dass ich ich bin und dass es da eine ganz klare Grenze gibt, wo der Beruf aufhört und die Ronja anfängt. Die muss ich mir manchmal in den Vordergrund holen und in diesem Prozess stecke ich gerade.“
Vielleicht ist das auch so eine Parallele zur Gegend am Wilden Kaiser: Wo gehört die den Leuten, die da wohnen und wie weit haben die Touristen einen Anspruch darauf, das alles als Projektionsfläche zu beanspruchen?
Peter Mosers Wandergruppe ist nach der Bustour zum Drehort „Gasthof Wilder Kaiser“ wieder zurück im Zentrum Ellmaus. Das war die letzte Station.
Die Wirtin im Föhrenhof hatte leckere Pressknödel serviert und ein bisschen erzählt, wie das zugeht, wenn die Filmcrew den Betrieb übernimmt. Früher Nachmittag, aber viele sind schon ein bisschen aufgeregt, die ganzen Drehorte am Abend wieder zu entdecken.
Peter Moser lässt den Blick über die Gruppe schweifen, er grinst. Mission erfüllt. Bis zur nächsten Folge.

Die Erstausstrahlung der Reportage war am 6. März 2022.

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