Bénédicte Savoy über Freiheit

Unabhängige Forschung muss geschützt werden

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Bénédicte Savoy blickt freundlich in Richtung des Betrachters.
Bénédicte Savoy schätzt die fast klösterliche Arbeitsatmosphäre an der Technischen Universität Berlin. © Thilo Rückeis / tagesspiegel / imago-images
Von Marietta Schwarz · 20.12.2019
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Die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy sieht derzeit den Zusammenhalt der Gesellschaft sowie vielerlei Freiheiten bedroht. Insbesondere die Freiheit der Wissenschaft liege ihr am Herzen, erzählt sie in unserer Reihe "Was mir heilig ist".
Der Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy ist die Freiheit der Wissenschaft heilig. Damit meint sie auch die Räume, in denen wissenschaftlich gearbeitet werde, insbesondere die Universitäten in Deutschland: "Die freien Räume, die dort für alle Diskussionen ohne Ängste angeboten werden, und zwar für uns, die hier forschen, lehren und arbeiten, aber auch für all diejenigen, die weltweit bedroht sind in ihrer wissenschaftlichen Aktivität."

Die Freiheit, sich streiten zu dürfen

Viele Kolleginnen und Kollegen aus allen Ecken der Welt hätten in Deutschland einen geschützten Raum, um wissenschaftlich zu arbeiten. "Es ist momentan vieles in Gefahr: Die Freiheit der Wissenschaft, die Freiheit der Demokratie oder überhaupt die Demokratie. Es gibt viele Freiheiten, die momentan gefährdet sind durch die Verhärtung unserer Gesellschaft. Es geht grundsätzlich um unsere Menschlichkeit und um das, was uns zusammenhält als kollektives Gebilde. Und die Freiheit, sich streiten zu dürfen, gehört auch dazu, es muss nur die Form gewahrt werden", sagt Savoy.

Miteinander arbeiten und diskutieren

Sie habe das Glück in Berlin in der Technischen Universität in einem Gebäude zu lehren und zu forschen, dass von Hans Scharoun konzipiert und gebaut wurde. Scharoun habe die Eigenschaft besessen, große Räume mit großen Perspektiven zu schaffen. Auch an der TU habe er große Räume der Zusammenarbeit geschaffen.
Bei diesen Räumen müsse sie an die Atmosphäre eines Klosters denken: "Wenn wir ruhig an unseren Tischen in einem großen Raum arbeiten, mit Humor und auch viel Interaktion. Das ermöglichen diese Räume, die keine einzelnen Zellen sind. Räume können erschlagen, können verängstigen und erdrücken oder sie können einem das Gefühl geben, dass man frei ist", so Savoy.
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