Aus den Feuilletons

Der Entertainment-Tycoon

Der Unternehmer Rolf Deyhle, aufgenommen am 30.09.2013 in seinem Büro in Stuttgart (Baden-Württemberg) mit Kopien der FIFA Trophäen Fair Play und Weltpokal, die er von der FIFA als Anerkennung für seine Verdienste um den Weltfußball erhalten hat.
Der Unternehmer Rolf Deyhle entwarf 1977 das Wappen des Fußballweltverbands Fifa. © picture alliance / dpa / Foto: Bernd Weißbrod
Von Burkhard Müller-Ullrich · 04.05.2014
Er produzierte Hollywoodfilme wie "JFK" und "Die unendliche Geschichte" und investierte in Musicals wie "Cats“ und "Starlight Express". Bei Rolf Deyhle musste es groß und gewaltig sein. Jetzt ist er mit 75 Jahren gestorben.
"Es ist mir völlig egal, wieviel Geld ich habe, denn ich kann auf meinem letzten Weg sowieso nichts mitnehmen“,
soll der Film- und Showproduzent Rolf Deyhle in einem seiner letzten Interviews gesagt haben. So zitiert ihn jedenfalls die WELT in ihrem Nachruf. Immerhin wurde sein Vermögen Ende der achtziger Jahre auf vier Milliarden D-Mark geschätzt. Reich geworden ist der ehemalige Stuttgarter Finanzbeamte und Steuerberater zunächst mit Hollywoodproduktionen wie "JFK" und "Die unendliche Geschichte", später kamen Golfplätze, Hotels und Jachthäfen hinzu oder die Kinokette Cinemaxx, vor allem aber investierte er mit seiner Firma Stella in Musicals wie "Cats“, "Starlight Express" oder "Das Phantom der Oper", deren Deutschlandrechte er sich sicherte.
"… sein ständiges Investieren hatte etwas Sprunghaftes, etwas Spielerisches",
schreibt Florian Stark in der WELT und erwähnt auch, daß Deyhle 1977 das Wappen des Fußballweltverbands Fifa entwarf und seither immer ein paar Tantiemen kassierte, wann immer irgendwo auf dem Erdball das Fifa-Logo auftauchte.
"Einmal sagte Deyhle: ´Ein interessanteres Leben, wie ich es habe, kann ich mir kaum vorstellen.` Als sei es ihm, dem Entertainment-Tycoon, in erster Linie darum gegangen, sich selbst gut zu unterhalten. (…) Er verehrte die Musical-Bosse aus Amerika dafür, daß sie gegen den Strom schwammen und dabei entweder untergingen oder immer stärker wurden."
Deyhle erlebte beides: seine Stella AG ging 1999 pleite, aber noch im September vor drei Jahren startete seine live-Show "Ben Hur" in Rom mit echten Wagenrennen, 150 Tieren und 400 Schauspielern und die Londoner Times schrieb: "Eine Jahrhundert-Produktion". Am Freitag ist Rolf Deyhle im Alter von 75 Jahren gestorben.
Russland, die Ukraine und wir: das ist das große Thema in fast allen Feuilletons, und es zeigt sich, dass, je genauer man hinschaut, das Bild umso verschwommener wird. Kerstin Holm berichtet in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG von einem Moskauer Philosophen, einer Kiewer Pianistin, von Journalisten und Schriftstellern, die der Maidan-Bewegung durchaus ablehnend gegenüberstehen. Die ukrainische Sprache, heißt es da zum Beispiel, …
"… ist ein Work in Progress. An den Universitäten erfinden Gelehrte Neologismen, um damit russische wissenschaftliche Ausdrücke zu ersetzen. Wo die beiden eng verwandten Sprachen gleiche Vokabeln verwenden, müssen neue nichtrussische her. Deswegen heißt der Milizionär heute nicht mehr ´Milizioner`, sondern ´Miliziant`, aus dem auch im Russischen gebräuchlichen ´Awtomobil` für Auto wurde ´Awtiwka`.
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG steht ein langes, in Wien geführtes Gespräch zwischen zwei ukrainischen Intellektuellen und dem Ukraine-Kenner Timothy Snyder von der Yale University. Snyder findet im Gegensatz zu vielen anderen Kommentatoren keineswegs, das Putin sich als geschickter Stratege erwiesen habe. "Auf der Makro-Ebene", sagt Snyder,
"… hat Putin ganz Rußland seinem persönlichen Spiel unterworfen – Ukrainer, Europäer und Amerikaner gleichzeitig. Wenn sich das rächt, wenn sich die Amerikaner wieder mehr in Europa engagieren, wenn die Europäer sich auf eine gemeinsame Energiepolitik einigen und wenn die Ukraine überlebt, dann wird Rußland bald schon ein chinesischer Satellit sein."
Timothy Snyder erinnert auch an eine historische Tatsache, die in deutschen Debatten bis jetzt keine große Rolle zu spielen scheint: nämlich dass die Ukraine das zentrale Ziel Hitlers war.
"Die Ukraine hat als eigene Kategorie deutscher Schuld und deutscher Aufarbeitung nie existiert,"
so der Yale Historiker – und da stimmt ihm der Viadrina-Historiker Karl Schlögel sicher zu, der im SPIEGEL von einer gerade gemachten Reise durch Ostukraine berichtet und im Interview erklärt, er habe zwar die Puschkin-Medaille des russischen Präsidenten zuerkannt bekommen, diese aber inzwischen abgelehnt. Anderen Kulturschaffenden gibt er diesen Tip:
"Im Juni wird in der Eremitage in St. Petersburg die Manifesta eröffnet, eine internationale Kunstausstellung. Die Künstler sollten eine Diskussion darüber führen, ob sie in einem Land ausstellen, das Grenzen verletzt und den Bürgerkrieg im Nachbarland schürt."
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