Garten, Balkon & Co.

Artenschutz kann jeder!

Ein Star fliegt mit Futter im Schnabel seinen Nistkasten im Garten an.
Nistkästen bauen ist ziemlich einfach. Es hilft Vögeln, ihren Nachwuchs aufzuziehen. © picture alliance / imageBROKER / Dieter Hopf
Das Artensterben ist dramatisch, doch mit dem Füttern von Vögeln, Nisthilfen für Insekten und der richtigen Hecke im Garten kann jeder etwas dagegen tun. Wie wir der Natur und damit auch uns helfen können.
Zur Evolution gehörte schon immer das Aussterben von Arten. Doch der heutige Artenschwund ist weitaus drastischer als evolutionär bedingte Veränderungen – die Aussterberate ist in ihrer aktuellen Größenordnung hundet bis tausend Mal schneller als der natürliche Prozess ohne menschlichen Einfluss.
Mehr als ein Viertel der geschätzt acht Millionen Tier- und Pflanzenarten weltweit sind demnach vom Aussterben bedroht. So hat auch das Insektensterben in Deutschland dramatische Ausmaße angenommen. Die Biomasse von Fluginsekten ist laut einer Studie aus dem Jahr 2017 in den vorangegangenen 27 Jahren um 75 Prozent zurückgegangen. Das wiederum hat direkte Auswirkungen auf viele Vogelarten. Von den 291 Brutvogel-Arten in Deutschland gilt jede zweite als gefährdet.
Das Artensterben wirkt sich auch direkt auf das menschliche Leben aus, zum Beispiel bei der Bestäubung von Agrarprodukten oder aussterbenden Fischarten. Doch jeder Einzelne kann etwas für den Erhalt der Artenvielfalt tun. Für sich allein genommen mögen die Bemühungen einen kleinen Effekt haben, in der Summe aber machten sie einen "Riesenunterschied", sagt die Biologin Katrin Böhning-Gaese.

Vögel ganzjährig füttern

Vögel litten wegen des Rückgangs an Insekten akut unter Nahrungsmangel, sagt der Ornithologe Peter Berthold und empfiehlt eine möglichst ganzjährige Fütterung, besonders aber während der Brutzeit. Wenn die Altvögel durch das Futter satt werden, brauchen sie die gefangenen Insekten nicht für das eigene Überleben und können sie an ihre Brut verfüttern. Wichtig sei ein breites Futterangebot mit viel Fettfutter, denn das benötigten die Vögel für ihre Flugmuskeln.
Für die Fütterung empfiehlt der Naturschutzbund Deutschland (NABU) Futtersilos, weil die Nahrung so vor Nässe und Witterung geschützt ist. Bei täglicher Reinigung ist aber auch ein Futterhäuschen geeignet.

Nützliche Pflanzen auf dem Balkon

Viele beliebte Zierpflanzen für den Balkon wie Forsythien, Chrysanthemen, Stockrosen oder Geranien sind für Insekten nutzlos. Denn sie produzieren weder Pollen noch Nektar, worauf etwa die Naturschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) hinweist.
Deswegen ist es sinnvoll, auf heimische Pflanzen mit Nährwert für die Tierwelt zurückgreifen: Pollen und Nektar für Insekten und Samen für Vögel. Der NABU weist darauf hin: Wenn es mehrjährige und winterharte Pflanzen mit unterschiedlichen Blühzeiten sind, ist es nicht nötig, jedes Jahr neue zu kaufen. Für sonnige Balkone eignen sich zum Beispiel Lavendel, Salbei und Hornklee, für schattige Balkone Vergissmeinnicht, Sternmoos und Lungenkraut.
Wichtig sind auch flache Wasserschalen. Denn im Sommer kann es für Vögel und Insekten schwierig werden, Wasser zu finden.

Die richtige Gartengestaltung

Wer einen Garten hat, sollte ihn möglichst naturnah bepflanzen mit Sträuchern und Stauden, die Samen tragen, empfiehlt der Ornithologe Peter Berthold. Hier eignen sich Pflanzen wie Leberblümchen, Huflattich, Märzenbecher, Spitzwegerich, Wiesenschafgarbe und viele mehr. Auch im Garten sei es wichtig, Wasserstellen einzurichten, sagt Berthold. Außerdem: Nicht so oft den Rasen mähen, besser Wildwuchs zulassen.
Neuen Lebensraum im Garten schaffen kann man durch das Anlegen von Benjes- oder Reisighecken. In Ihnen finden Igel, Asseln, Spinnen, Regenwürmer und Insekten Unterschlupf und auch manche Vögel bauen darin ihre Nester.
Von Nisthilfen profitieren etwa 40 verschiedene Wildbienenarten, besonders in den Städten mit ihren versiegelten Flächen. Viele Arten nisten jedoch im Boden. Deshalb ist es zusätzlich auch wichtig, offene Bodenstellen, Lehmhaufen oder Sandflächen im Garten zuzulassen.
Vögel finden an den geschlossenen Fassaden moderner Häuser wenig geeignete Plätze für die Aufzucht ihrer Jungen. Mit dem Anbringen von Nistkästen kann man ihnen helfen und verschiedene Vogelarten in den Garten locken. Eine Anleitung zu Bau und Pflege gibt es beim BUND. Nisthilfen und Nistkästen kann man aber auch kaufen, ebenso wie Futtersilos und Futterhäuschen.
Wer ausreichend Platz und Zeit hat, kann auch eine Streuobstwiese anlegen - was jedoch ein etwas anspruchsvolleres Projekt ist.

Indirekter Artenschutz: Ressourcen schonen

Nicht zuletzt können wir auch durch unseren Lebensstil zum Artenschutz beitragen. Je ressourcenschonender wir leben, desto weniger belasten wir unsere Umwelt und gefährden die Tierwelt.
Dazu gehört zum Beispiel: weniger Fleisch essen und Flugreisen vermeiden oder zumindest reduzieren. Außerdem empfiehlt es sich, Naturkosmetik zu verwenden, denn in konventionellen Produkten steckt laut einer Greenpeace-Untersuchung oft Mikroplastik. Statt Plastiktüten besser Stofftaschen oder Rucksäcke und Körbe für den Einkauf benutzen - und wo immer es geht, Plastikverpackungen vermeiden.
Ein weiterer Punkt: umweltfreundlich putzen. Viele Stoffe in konventionellen Reinigungsmitteln sind schwer abbaubar und belasten das Grundwasser. Deswegen sollten sie so sparsam wie möglich eingesetzt werden. Für viele Verschmutzungen gibt es altbewährte Hausmittel wie Backpulver oder Gallseife.

rja
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