Anspruchshaltung

"Der Staat ist nicht zuständig für mein Glück"

07:58 Minuten
Menschen nehmen an einer Demonstration teil. Ein Mann hält ein Schild hoch, auf dem steht: "Herr Scholz, Herr Habeck, Sie sind Lügner"
In der Demokratie erlaubt: In Lubmin fordern Demonstranten die Öffnung der Gaspipeline Nord Stream 2. © picture alliance / dpa / Stefan Sauer
Ulrich Khuon im Gespräch mit Jana Münkel · 27.09.2022
Audio herunterladen
Die Politik sucht nach Lösungen in schweren Krisen: Ulrich Khuon, Intendant des Deutschen Theaters Berlin, zeigt sich beeindruckt von den Regierenden. Hass ihnen gegenüber findet er beunruhigend. Man müsse froh sein, in einer Demokratie zu leben.
Nach den teils hasserfüllten und aggressiven Protesten gegen die Pandemie-Maßnahmen der Politik gehen in diesen Wochen wieder tausende Menschen auf die Straße: Sie wenden sich - bisher zumeist friedlich - gegen die explodierenden Energiepreise und die Sanktionen gegen Russland. Vereinzelt beteiligten sich in Sachsen rechtsextreme Gruppierungen an den Protestmärschen.
Dass Bürgerinnen und Bürger immer wieder auch "hoch aggressiv" mit der Politik umgehen, ärgert den Intendanten des Deutschen Theaters in Berlin, Ulrich Khuon. Es gehe dabei nicht um eine kritische oder unzufriedene Haltung, betont er, sondern um Hass, der ihn beunruhige: "Gibt es nicht andere Formen der Auseinandersetzung? Zumal, wenn man tagtäglich froh sein muss, dass man in einer Demokratie lebt, wo man das alles auch offen äußern darf?"

Politikerinnen und Politiker verausgaben sich

Nach Ansicht Khuons verausgaben sich Politikerinnen und Politiker häufig in einer sehr schweren Lage. Sie hätten uns bereits "ganz gut" durch die vergangene Wirtschaftskrise und auch durch die Pandemie geführt – mit den "Fehlerquoten, die es immer gibt, wenn man von etwas überfallen wird". Schönreden wolle er da nichts, sagt der Theatermann. Doch auch jetzt werde viel an der "Transformation" gearbeitet. Er sehe die Bemühungen und sei "im Großen und Ganzen beeindruckt".
Gleichwohl räumt Khuon ein, dass es für Unzufriedenheit und Erfahrungen sozialer Ungerechtigkeit ein "Ventil" geben müsse. Die Umverteilungsfrage sei zentral, der Staat müsse die richtigen Rahmenbedingungen schaffen. Doch er glaube nicht, so Khuon, dass der Staat "grundsätzlich zuständig ist für mein Glück".
(bth)

Abonnieren Sie unseren Weekender-Newsletter!

Die wichtigsten Kulturdebatten und Empfehlungen der Woche, jeden Freitag direkt in Ihr E-Mail-Postfach.

Vielen Dank für Ihre Anmeldung!

Wir haben Ihnen eine E-Mail mit einem Bestätigungslink zugeschickt.

Falls Sie keine Bestätigungs-Mail für Ihre Registrierung in Ihrem Posteingang sehen, prüfen Sie bitte Ihren Spam-Ordner.

Willkommen zurück!

Sie sind bereits zu diesem Newsletter angemeldet.

Bitte überprüfen Sie Ihre E-Mail Adresse.
Bitte akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung.
Mehr zum Thema