Ansbach

"Unzweifelhaft Terroranschlag mit islamistischem Hintergrund"

Ein Polizist bückt sich am 25.07.2016 in Ansbach (Bayern) nach dem Rucksack eines 27-jährigen der zuvor einen Sprengsatz zur Explosion gebracht hatte.
Ein Polizist bückt sich in Ansbach nach dem Rucksack eines 27-Jährigen, der zuvor einen Sprengsatz zur Explosion gebracht hatte. © dpa/picture alliance/Daniel Karmann
25.07.2016
Die Sprengstoffexplosion in Ansbach war nach Angaben des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann (CSU) ein islamistischer Terroranschlag. In einem Bekennervideo habe der Täter Vergeltung im Namen Allahs angekündigt. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat eine Verstärkung der Bundespolizei an Flughäfen und Bahnhöfen angeordnet.
Nach Angaben des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann (CSU) war die Sprengstoffexplosion in Ansbach ein islamistischer Terroranschlag. Der Täter habe in dem Video einen Racheakt gegen Deutsche angekündigt, weil sie Muslime töteten, sagte Herrmann. Er habe sich dabei auf den Anführer der Terrormiliz IS, Abu Bakr al-Baghdadi bezogen. In der Unterkunft des syrischen Flüchtlings seien zwei Handys mit mehreren Sim-Karten sowie ein Laptop gefunden worden. Darauf seien gewaltverherrlichende Bilder gefunden worden, die in Verbindung zum IS stünden, sagte der Polizei-Vizepräsident von Mittelfranken, Robert Fertinger.
Der benutzte Sprengkörper sei offensichtlich mit scharfkantigen Metallteilen gefüllt gewesen, so Fertinger. Durch die Explosion hätte eine Vielzahl von Menschen verletzt oder getötet werden können. Bei der Durchsuchung der Asylunterkunft sei eine Fülle weiterer Materialien gefunden worden, die zum Bau weiterer Bomben geeignet gewesen wären sagte Herrmann. Die Ermittler fanden dort einen Benzinkanister mit Diesel sowie Salzsäure, Alkoholreiniger, Lötkolben, Drähte, Batterien und Kieselsteine. Die Asylunterkunft des Täters wurde nach Polizeiangaben kurzzeitig evakuiert.

Über den Stand der Ermittlungen zum Sprengstoffattentat in Ansbach berichtete in "Studio 9" Burkhard Schäfers.
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Herrmann: Deutschland ist nicht unbegrenzt integrationsfähig

Der Mann kam laut Fertinger aus Aleppo und hatte Kriegsverletzungen. Bei der Obduktion seien Splitter an Füßen und Beinen gefunden worden. Nun müsse geklärt werden, inwieweit der Täter militärische Zusammenhänge hatte. Der Täter stand wegen seines psychischen Zustands unter Betreuung. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Miachel Schrotberger gab es ein Unterbringungsverfahren mit ärztlichen Stellungnahmen, denen zufolge es depressive Episoden gab.
Herrmann sagte, Deutschland sei nicht unbegrenzt integrationsfähig. Daher müssten auch Rechtsfragen diskutiert werden: "Was muss im Ausländerrecht verändert werden, wie müssen Asylverfahren in Zukunft laufen, wann können wir jemanden zum Verlassen unseres Landes veranlassen, insbesondere wenn er sich strafbar gemacht hat?" Dem Thema Sicherheit müsse absolute Priorität eingeräumt werden."

De Maizière: Präsenz von Polizei im öffentlichen Raum erhöht

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte, er habe verstärkte Streifen der Bundespolizei an Flughäfen und Bahnhöfen angeordnet. "Was mir im Moment besonders wichtig erscheint, ist eine erhöhte Präsenz von Polizeikräften im öffentlichen Raum", sagte er. Auch die sogenannte Schleierfahndung an den Grenzen gehe weiter. Zu möglichen Gesetzesänderungen hielt sich de Maizière bedeckt. Entsprechende Änderungen könnten vor Abschluss der Ermittlungen nicht feststehen. Er werde jedoch Änderungen anstoßen, wenn diese erforderlich seien.
"Wir haben in den letzten Tagen eine Häufung von Taten hinnehmen müssen," so de Maizière. "Jeder Fall ist einer zuviel." Er verstehe, dass die Menschen beunruhigt seien und sich Sorgen machten. "Aber ich versichere, dass unser Rechtsstaat stark ist und bleibt, in Bund und Ländern." Die Sicherheitsbehörden seien gut aufgestellt und würden alles dafür das tun, dass sich solche Fälle nicht wiederholten." Absolute Sicherheit gebe es jedoch nicht.
Der 27-Jährige hatte sich gestern Abend bei einem Musikfestival in Ansbach in die Luft gesprengt. 15 Menschen wurden dabei verletzt, der Täter starb. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums drohte ihm eine Abschiebung nach Bulgarien. Er soll in psychiatrischer Behandlung gewesen sein.
Es war die dritte Attacke in Bayern innerhalb von einer Woche. Am Montag hatte ein Flüchtling in Würzburg in einer Regionalbahn Menschen mit einem Beil und Messern angegriffen. Am Freitag war in München ein Schüler Amok gelaufen und hatte mehrere Menschen erschossen.
(cvo/jcs)
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