Anne Lepper über ihr neues Stück

"Zu einer guten Liebe gehört auch viel Geld"

13:40 Minuten
Ein Mann steht in einer hellblauen Daunenweste auf der Bühne und fässt sich mit erstauntem Gesichtsausdruck an den Kopf. Um ihn herum schweben mit Rauch gefüllte Seifenblasen.
In "Life Can Be So Nice" geht es abwärts mit Nicki, nachdem seine Freundin ihn verlassen hat, um sich einem gemischten Frauenchor anzuschließen. © Staatstheater Stuttgart / Björn Klein
Anne Lepper im Gespräch mit Susanne Burkhardt · 07.01.2023
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In der Liebe sollte sich immer einer unterordnen. Sonst gibt es Streit, findet Anne Lepper. In ihrem neuen Stück „Life can be so nice“ geht es um Liebe und Reichtum – zu sehen im Schauspiel Stuttgart.
Lebt es sich mit einer reichen Frau und ihrem Geld wirklich leichter? Was ist, wenn diese zweckbezogene Liebe dann plötzlich zu Ende ist? In ihrem neuesten Stück für das Schauspiel Stuttgart erzählt Dramatikerin Anne Lepper ein „groteskes und böses Popmärchen über Arm und Reich“. 
Es geht um Nicki, der die reiche Mary geheiratet hat. Die aber verliebt sich in einen gemischten Frauenchor (wobei offen bleibt, was das eigentlich ist). Als sie ihren Mann verlässt, zieht er in das Souterrain des Hotels und entdeckt, dass es Liebe auch ohne Geld geben kann.

Ohne Geld hat man zu wenig Zeit für die Liebe

Das Stück ist gespickt mit Musikzitaten aus den 80ern – von den Pet Shop Boys, The Smiths, B52 und Prince. Für Anne Lepper ist eine gute Liebe vor allem möglich, wenn ausreichend Geld zur Verfügung steht, wie sie sagt: „Ich glaube, dass zu einer guten Liebe auch viel Geld dazugehört. Sonst hat man die ganze Zeit nur Last, muss arbeiten und sich um andere Sachen kümmern.“

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Auch, so Lepper, müsse sich in einer Beziehung immer einer dem anderen unterordnen: „Am Anfang ist es leidenschaftliche Unterwerfung. Am Ende muss es bewusste, freiwillige Unterwerfung sein, sonst kollidiert es, weil wir alle verschiedene Leute sind.“

Lepper schreibt, andere inszenieren

Als Autorin hält sie viel von der Aufgabenteilung und überlässt das Inszenieren der Regisseurin: „Ich kann nicht inszenieren. Ich habe es nie ausprobiert. Ich schreibe und die anderen machen alle anderen Sachen. Es muss mir nicht gefallen. Es wäre allerdings großartig, wenn es mir gefiele.“

Absurditäten wurden nicht ausgekostet

Die Regisseurin Jessica Glause habe das Potenzial des Stücks leider nicht richtig ausgeschöpft, sagt Theaterkritiker Christian Gampert nach der Uraufführung in Stuttgart. Sie habe das chorische Sprechen und die Popanmutung im Stück zu ernst genommen habe.
"Sie spielt relativ viel Musik ein, die live produziert wird, und lässt diese Chöre chorisch sprechen. Das ist ein großes Problem", so Gampert. Denn das, was an Absurditäten über die Liebe im Text stecke, werde dadurch zugebrüllt. "Man kann die Absurditäten gar nicht auskosten."

Abgleiten in Belehrungstheater

Auch die phrasenartige Kapitalismuskritik im Stück gleite in der Inszenierung schnell in Belehrungstheater ab, sagt der Kritiker. "Es wird dann auch oft sehr dünn und belehrend. Das macht das Stück, das eigentlich ganz andere Potenziale hätte, leider ziemlich kaputt."
Es werde zu sehr ausagiert. "Die Inszenierung trägt viel zu dick auf und aus dem Text könnte man etwas viel Besseres machen."

Weitere Vorstellungen des Stücks „Life can be so nice“ sind am Stuttgarter Schauspiel am 10., 11. und 12. Januar jeweils um 20 Uhr zu sehen.

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