Anleitung für Populismus

"Ein klassischer Fehler ist, dass man Demagogen unterschätzt"

Der Vorsitzende der niederländischen Freiheits Partei (PVV), Geert Wilders, die Vorsitzende des französischen Front National (FN), Marine Le Pen (M), und die AFD-Vorsitzende Frauke Petry nehmen am 21.01.2017 in Koblenz (Rheinland-Pfalz) an der Tagung der rechtspopulistischen ENF-Fraktion teil. Foto: Thomas Frey/dpa | Verwendung weltweit
Rechtspopulisten unter sich: Geert Wilders, Marine Le Pen und Frauke Petry im Januar 2017 bei einer Tagung der europäischen Rechtsparteien. © picture alliance/dpa/Thomas Frey
Moderation: Christian Rabhansl · 05.08.2017
Populist zu werden, ist gar nicht schwer, folgt man Nina Horaczeks und Walter Ötschs "Anleitung": Ihr Buch "Populismus für Anfänger" analysiert und demaskiert die psychologischen Tricks und rhetorischen Kunstgriffe, derer sich Populisten und Demagogen bedienen.
Wie werde ich ein Populist und Superdemagoge? Die Journalistin Nina Horaczek, Chefreporterin bei der österreichischen Wochenzeitung "Falter", und der Kulturwissenschaftler Walter Ötsch, Professor in Linz, haben unter dem Titel "Populismus für Anfänger" mit scharfem, analytischen Blick ein "How to" geschrieben.
Grundvoraussetzung, damit man als Populist funktionieren könne, sagt Nina Horaczek, sei "eine Welt, die in zwei Gruppen geteilt ist, und zwar ganz konsequent in die ganz guten, tollen, lieben, schönen Wir – das sind Sie, der Chef von denen, von dieser Herde –, und den anderen. Die anderen sind die ganz Bösen, Hässlichen, Gemeinen, die sozusagen Sie bekämpfen. Ohne diese Zweiteilung werden Sie nicht weit kommen als Demagoge."

Beliebte Stilmittel

Ein beliebtes "Stilmittel" der Populisten ist es auch, politischen Gegnern Spitznamen zu geben, um diese in Hassreden einzustreuen.
Walter Ötsch erläutert: "Das heißt, das ist die Art, wie heute auch Werbung funktioniert. Und so kann man ein Image aufbauen und ein Image zerstören. Natürlich braucht es für jemanden, der diese Art von Politik gut findet, noch mehr als rein das Rhetorische, rein das Bildnis."
Beim Adressaten müsse es eine gewisse Empfänglichkeit für diesen Stil geben, damit Populismus funktioniere. Aber wie geht man mit Demagogen um? Auf keinen Fall dürfe man sie unterschätzen, meint Nina Horaczek.
"Ich würde sagen, ein klassischer Fehler ist, dass man Demagogen unterschätzt, dass man sie nicht ernst nimmt und so tut, als würden die eh nur Blödsinn reden. Der andere Fehler, der geht in die andere Richtung, ist, sie zu dämonisieren. Ein Fehler, würde ich sagen, ist auch die Wählerinnen und Wähler zu verteufeln oder zu sagen, das sind alles Loser oder Rechtsextreme oder Verrückte."
Denn das bestärke die Demagogen, die den Leuten sagen: "Die Elite sind so böse zu euch, die nehmen uns nicht ernst, die da oben haben was gegen euch."

Nina Horaczek und Walter Ötsch, "Populismus für Anfänger: Anleitung zur Volksverführung"
Westend Verlag, 2017, 224 Seiten, 18 Euro


Das Interview im Wortlaut:

Christian Rabhansl: Das erste Buch, das jetzt hier vor mir liegt, hat ein ziemlich cleveres Cover, finde ich. Es zeigt einen schwarzen Luftballon auf rotem Grund, dieser Luftballon steigt steil nach oben an einer Schnur, er scheint also voll heißer Luft zu sein. Aber die Schnur, wenn ich genauer hinsehe, die ihn hält, wird am unteren Ende zu einer Zündschnur – und damit der Ballon zur Bombe. Heiße Luft mit Sprengkraft quasi. Und darüber steht der Titel "Populismus für Anfänger" und dieses Buch verspricht mir eine Anleitung, die mich zum perfekten Populisten ausbildet, zum Superdemagogen. Geschrieben haben diesen Leitfaden die Journalistin Nina Horaczek, sie ist Chefreporterin bei der Wochenzeitung "Falter" in Österreich, und Walter Ötsch, er ist Professor an der Cusanus Hochschule. Guten Tag nach Linz, Herr Ötsch, und nach Wien, Frau Horaczek!
Walter Ötsch: Guten Tag!
Nina Horaczek: Guten Tag!
Rabhansl: Ja, ich lese, Frau Horaczek, in Ihrem Buch, die Regel Nummer eins lautet: Erfinden Sie sich Ihre eigene Welt! Was für eine erfundene Welt empfehlen Sie mir denn, wenn ich guter Demagoge werden will?
Horaczek: Sie brauchen auf jeden Fall eine Welt, die in zwei Gruppen geteilt ist, und zwar ganz konsequent in die ganz guten, tollen, lieben, schönen Wir – das sind Sie, der Chef von denen, von dieser Herde –, und den anderen. Die anderen sind die ganz Bösen, Hässlichen, Gemeinen, die sozusagen Sie bekämpfen. Ohne diese Zweiteilung werden Sie nicht weit kommen als Demagoge.
Rabhansl: Und auf was genau muss ich da achten, Herr Ötsch, wenn ich diese Zweiteilung vornehme?
Ötsch: Sie müssen zum Beispiel drei verschiedene Diskurse mischen. Sie müssen ganz monoton einen Moraldiskurs – wir sind die Guten, die sind die Bösen –, einen Wahrheitsdiskurs – wir haben die Wahrheit gepachtet, dort drüben wird nur Fake News produziert –, und ganz konsequent so einen Opfer-Täter-Diskurs – wir sind die Opfer und die sind die Täter.
Rabhansl: Also, Sie widmen der Sprachanalyse ja doch einige Kapitel und gehen da gründlich drauf. Frau Horaczek, unter anderem lerne ich zu unterscheiden zwischen Hasssprache und Liebessprache. Mit der Hasssprache, muss ich sagen, habe ich ja gerechnet, aber nicht mit der Liebessprache. Was ist das?

Die Wir-Gruppe schönreden

Horaczek: Na ja, Sie müssen ja Ihre Wir-Gruppe auch immer schönreden und denen das Gefühl geben, dass sie wertvoll sind, dass sie Guten sind, die Tollen, die Fleißigen, aber auch die, die immer ausgenutzt werden. Also, Sie schützen Ihre armen, lieben, tollen Wir, Ihr kleines Dorf der Superguten vor den Bösen, Bösen rund um Sie in der Welt, vor den anderen. Und da muss man sich natürlich auch seine kleinen Schäflein liebreden und schönreden.
Rabhansl: Und die Hasssprache haben wir zum Beispiel im US-Wahlkampf gut erlebt, wenn Donald Trump für seine politischen Gegner diese Spitznamen erfunden hatte: Hillary Clinton war Crooked Hillary, Bernie Sanders war Crazy Bernie, Ted Cruz war der Lyin' Ted und so weiter und so fort. Herr Ötsch, das Verblüffendste daran finde ich ja eigentlich, wie gut solche Sachen klebenbleiben. Wie erreiche ich das?
Identitäre Bewegung, Demo am 4.3.2017 in Berlin.
Populisten funktionieren nicht ohne die passenden "Empfänger" ihrer Botschaften.© imago / IPON
Ötsch: Eben durch diese Bilder, diese Bildhaftigkeit. Das heißt, das ist die Art, wie heute auch Werbung funktioniert. Und so kann man ein Image aufbauen und ein Image zerstören. Natürlich braucht es für jemanden, der diese Art von Politik gut findet, noch mehr als rein das Rhetorische, rein das Bildnis. Das heißt, ich brauche eine Prädisponiertheit aus meiner Haltung, aus meiner politischen Einstellung, vielleicht auch aus meiner Lebenswirklichkeit. Das müssen zum Beispiel Leute sein, die in einer Angstwelt sind, dass ich hier halt eine Art von Bindung habe. Für jemanden, der dagegen ist, der findet das ja nur entsetzlich, und das ist eine Bestätigung, dass er noch mehr dagegen ist. Das heißt, ich brauche sozusagen irgendeine Art von Gefühlsbeziehung und Gefühlsbindung, und dann kann das gut funktionieren.
Rabhansl: Das alles kann ja vielleicht noch relativ intuitiv funktionieren. Wirklich spannend fand ich dann, Frau Horaczek, wie Sie noch unterscheiden zwischen verschiedenen Sprachebenen. Also, die Gefühlssprache auf der einen Seite und die Sachsprache auf der anderen Seite. Und die wird dann sehr gezielt eingesetzt. Wo muss ich gefühlig sprechen, wenn ich gut demagogisch erfolgreich sein will, und wo muss ich sachlich sprechen?
Horaczek: Wenn Sie die anderen niedermachen, müssen Sie sehr emotional sprechen, denn Sie wollen ja die Leute aufschaukeln, Sie wollen ja so ein kollektives Gefühl wie bei einem Popkonzert oder Rockkonzert, so eine kollektive Welle erreichen. Wenn aber Teile oder Sie selber oder Teile Ihrer Wirkgruppe angegriffen werden, dann immer neutrale Sachsprache. Das schafft Distanz und dann entsteht der Eindruck, das hat ja gar nichts mit Ihnen zu tun, beziehungsweise die bösen anderen unterstellen dem Superdemagogen wieder was Gemeines.
Rabhansl: Und dann haben Sie noch eine ganze Menge Regeln für mich parat: Also, nur keine Grautöne, ich soll Sündenböcke erfinden und ich soll vor allem immer Äpfel mit Birnen vergleichen. Ich hätte ja gedacht, da fliege ich doch sofort auf! Aber tu ich gar nicht, Frau Horaczek?

Alles, was nicht ins Bild passt, wird ignoriert

Horaczek: Nein, tun Sie leider nicht. Weil kein Mensch alle Zahlen der Welt im Kopf haben kann und sofort was überprüfen kann. Und was noch ganz wichtig ist, ist auch: Nehmen Sie einen Einzelfall und machen Sie ihn allgemein! Also, ein Asylbewerber macht was Kriminelles, macht was Böses, dann können Sie gleich sagen: Sie sehen, hier, die sind alle so! Und das weisen wir eigentlich auch bei so gut wie allen Demagogen nach, dass sie so arbeiten. Nehmen Sie einen Einzelfall, der in Ihr Bild passt, und blasen ihn groß auf, machen daraus eine Regel. Aber alles, was nicht in Ihr Bild passt, in Ihre Welt, wie Sie sie zeichnen in Gut und Böse, das ignorieren Sie am besten.
Der AfD-Landesvorsitzende von Thüringen, Björn Höcke, gibt am 13.02.2017 im Thüringer Landtag in Erfurt ein Pressestatement.
Der AfD-Landesvorsitzende von Thüringen und Rechtspopulist, Björn Höcke.© dpa-Bildfunk / Hendrik Schmidt
Rabhansl: Ist denn, Herr Ötsch, so etwas Einfaches, ganz Schlichtes wirklich automatisch immer falsch?
Ötsch: Es geht nicht um die Einfachheit, es geht um die Art der Intensität, in der das gemacht wird, und um die Implikationen dieses Denkens. Das heißt, wir und die ist ja etwas, was wir im Alltag verwenden, wir Männer und die Frauen. Das heißt, die Frage ist graduell: Wie viel Gemeinsames gibt es noch? Und das Gefährliche in der Demagoge ist, dass es eine sich verstärkende Spirale ist, dass man den anderen quasi nichts Menschliches mehr gibt. Das heißt, es finden dann psychologisch Prozesse von Depersonifikation statt oder Dehumanisierung. Das heißt, man kann dann den anderen ein Leid zufügen und die sind ja gar nicht mehr richtige Menschen, das zählt gar nicht mehr.
Rabhansl: So weit also bis hier hin schon mal diese Anleitung, wie man ein guter Populist, ein guter Demagoge werde, vielen Dank. Jetzt haben Sie mir erklärt, wie ich ein guter Demagoge werde, später in der Sendung werde ich noch von Ihnen wissen wollen, wie Sie sich dann gegen mich erwehren, wenn ich erst mal richtig gut geworden bin.
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Rabhansl: Weiterhin zu Gast in der "Lesart" sind Walter Ötsch und Nina Horaczek mit ihrem Buch "Populismus für Anfänger". Das Buch ist nämlich andererseits auch ein Werkzeugkasten für die Gegner von Populisten. Frau Horaczek, was sind denn die häufigsten strategischen Fehler im Umgang mit Populisten?
Horaczek: Ich würde sagen, ein klassischer Fehler ist, dass man Demagogen unterschätzt, dass man sie nicht ernst nimmt und so tut, als würden die eh nur Blödsinn reden. Der andere Fehler, der geht in die andere Richtung, ist, sie zu dämonisieren. Ein Fehler, würde ich sagen, ist auch die Wählerinnen und Wähler zu verteufeln oder zu sagen, das sind alles Loser oder Rechtsextreme oder Verrückte.
Da bestärke ich die Demagogen eigentlich, die ja den Leuten sagen: Die Elite sind so böse zu euch, die nehmen uns nicht ernst, die da oben haben was gegen euch. Da mache ich genau das eigentlich. Und ein weiterer Fehler, der oft nicht gesehen wird, ist, Eliten unkritisch zu verteidigen. Also all das, was Demagogen angreifen, automatisch völlig zu verteidigen, ohne genau hinzuschauen. Natürlich gibt es Probleme in der Gesellschaft, natürlich gibt es Ungleichheit, natürlich gibt es soziale Fragen. Da kann ich nicht so tun, als würde es sei nicht geben, nur weil die Demagogen auch dorthin hauen.
Rabhansl: Sie, Herr Ötsch, arbeiten auch als Kommunikationstrainer. Und insofern ist ein großer Teil des Buches auch wirklich recht praxisnah und Sie geben Empfehlungen für das direkte Gespräch mit demagogischen Populisten. Und da sagen Sie unter anderem: Man muss eigentlich gar nicht unbedingt auf der Sachebene argumentieren, wenn etwas kommt, sondern Sie empfehlen, die Ebene zu wechseln. Haben Sie mal ein Beispiel, wie das funktioniert?

Kritische Fragen unter Elite-Verdacht

Ötsch: Ja, wenn ich jetzt zum Beispiel mit Ihnen im Studio sitzen würde und ich würde meine Botschaft anbringen und Sie würden jetzt mir eine kritische Frage stellen, dann würde ich sagen: Sie machen das nur, weil Sie ein Vertreter der Elite sind, weil Sie im Auftrag von anderen handeln, weil Sie Fake News produzieren. Das heißt, ich werde einen persönlichen Angriff starten. Und wenn Sie sich jetzt verteidigen würden, ganz wortrecht: Je mehr Sie reden, umso eigenartiger schaut das aus. Das heißt, Sie kommen eigentlich ins Hintertreffen. Und die Grundidee, die wir da im letzten Kapital ansprechen, ist: Wir müssen die Ebene wechseln. Das heißt, wir müssen über die Kommunikation reden. Sie könnten dann zum Beispiel sagen: Mir fällt auf, immer wenn ich Ihnen eine sachliche Vorhaltung mache, wenn ich eine sachliche Antwort von Ihnen erwarte, antworten Sie damit, dass Sie einen persönlichen Angriff gegen mich starten, und das ist genau die Art, wie Sie Politik machen, und genau das ist zu thematisieren.
Rabhansl: Sie haben ja aber auch solche Tipps nicht nur für Journalisten, sondern für das ganz alltägliche Gespräch, mit Nachbarn, mit Familienangehörigen, mit Arbeitskollegen. Und da sagen Sie auch, man solle immer den Humor bewahren, den Ärger zurückstellen, nicht alles auf die Goldwaage legen. Das kann aber sehr schwerfallen. Wenn zum Beispiel ein AfD-Funktionär das Holocaust-Mahnmal in Berlin als Denkmal der Schande bezeichnet, und mein Nachbar sagt mir: ja, genau so ist das – wie soll ich denn da humorvoll reagieren?
Ötsch: Na, das ist schwierig. Ich meine, es gibt schon Momente, und Sie haben ja ein Beispiel angeführt, wo man nicht humorvoll reagieren kann … Wichtig ist, den Ärger dahingehend zurückzustellen, dass man zum Beispiel den Angriff erwartet. Das heißt, wenn jemand zum Beispiel in ein Streitgespräch reinkommt und vom persönlichen Angriff überrascht ist, dann ist er im Hintertreffen. Das heißt, ich muss mich mental vorbereiten, jetzt kommt ein persönlicher Angriff und wie werde ich darauf reagieren? Im Ärger zu argumentieren ist ja nicht gut, weil man im Ärger dann oft Überreaktionen macht, man macht dann etwas, wo man sich vielleicht nachher schämt und so weiter.
Rabhansl: Und, Herr Ötsch, Sie warnen mich vor Killerphrasen, und gegen die solle ich trainieren. Was sind das für Killerphrasen?
Ötsch: Na ja, Killerphrasen sind zum Beispiel so Verallgemeinerungen: Man kann nichts machen, alle Politiker sind korrupt, niemand kümmert sich um mich und so weiter. So Verallgemeinerungen. Und viele Leute leiden ja darunter, weil sie dann so quasi sprachlos werden. Ich habe jetzt hier Beispiele angeführt im Buch, im letzten Kapitel, aus meinen eigenen Trainings. Da kann man das dann richtig üben, an bestimmten Killerphrasen zum Beispiel die Generalisierung zu hinterfragen. Sind alle Politiker korrupt? Kennen Sie nicht irgendeinen, der nicht korrupt ist und so weiter? Das heißt, so diese Energie rauszunehmen. Und ganz wichtig ist, die eigene Betroffenheit zurückzuhalten.

Was wir von Demagogen lernen können

Rabhansl: Insgesamt schreiben Sie also beide Mechanismen der Demagogie. Und Frau Horaczek, ich habe mich dann manchmal gefragt: Wenn man jetzt mal den Hass und das Ausgrenzende abzieht, bleibt dann nicht einfach sehr professionelles, politisches Marketing über, sodass eigentlich alle Parteien durchaus lernend darauf gucken könnten, um sich ein Scheibchen abzuschneiden?
Horaczek: Ja, es bleibt auch noch diese extreme Vereinfachung. Und ich glaube schon, dass Politik, die das zum Positiven verändern mag, jetzt nicht nur in Schwarz-Weiß/Hell-Dunkel denken darf, sondern dass einfach die Gesellschaft sehen muss, dass das, was sie ist als verschiedene Gruppen mit verschiedenen Interessen, die gemeinsam einen Weg finden wollen, demokratisch und friedlich miteinander auszukommen …
Was ich interessant finde, ist: Die Demagogen arbeiten ja auch immer damit, dass sie so einen Mythos verbreiten von so einer guten, alten Zeit, früher war alles besser, früher ist es uns allen gut gegangen, jetzt wird alles schlimm und furchtbar. Und was man daraus lernen kann von einem Demagogen, ist, dass, wenn man diese Politik erfolgreich zurückdrängen will, dann muss man den Menschen ein positives Bild einer Zukunft geben. Wie soll unsere Gesellschaft aussehen, wie stellen wir uns vor, dass wir zusammen leben können? Was kann sich sozusagen zum Positiven ändern, was ist unser Zukunftsbild? Also, wenn man kein Bild in der Zukunft zeichnen kann, dann gerät man gegenüber diesen Demagogen ins Hintertreffen. Weil, die haben ja ein Bild, das zwar nicht realistisch ist, aber das sie halt zeichnen von einer tollen Vergangenheit, wo sie wieder hinwollen.
Rabhansl: Vielen Dank, Frau Horaczek und Herr Ötsch! Danke schön!
Ötsch: Danke schön.
Horaczek: Danke schön.
Rabhansl: Der Kulturgeschichtler und Kommunikationstrainer Walter Ötsch und die Journalistin Nina Horaczek haben gemeinsam das Buch geschrieben: "Populismus für Anfänger. Anleitung zur Volksverführung". 224 Seiten für 18 Euro, erschienen im Westend Verlag.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. DLFKultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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