Ai Weiwei

    Politische Verfolgung als Kunst

    Die Installation "Stools" des Künstlers Ai Weiwei im Berliner Martin-Gropius-Bau
    Die Installation "Stools" mit antiken Holzhockern im Berliner Martin-Gropius-Bau © dpa / picture alliance / Kay Nietfeld
    Gefängniszelle, Handschellen und Überwachungskameras: Der chinesische Künstler Ai Weiwei macht Erfahrungen in seinem Heimatland zur Kunst. Zu sehen ist sie in der Ausstellung "Evidence" im Berliner Martin-Gropius-Bau.
    Kameras aus Marmor erwarten den Besucher am Eingang - was ein ironischer Kommentar auf die tatsächlichen Überwachungskameras vor Ais Studio in Peking sein soll. Insgesamt sind Werke des Künstlers auf 3.000 Quadratmetern in 18 Räumen zu sehen.
    Ai Weiwei hofft weiter auf Ausreise
    "Ich habe vielleicht die Möglichkeit, zu der Ausstellung zu kommen. Ich hoffe es, aber ich weiß nicht, ob es in naher Zukunft sein wird", das sagte der chinesische Künstler und Regimekritiker Ai Weiwei in einer Video-Botschaft. Kulturstaatsministerin Monika Grütters appellierte an die chinesische Regierung, Ai Weiwei Reisefreiheit zu gewähren. Seit drei Jahren steht der Konzeptkünstler in China unter ständiger Überwachung, die Behörden hindern ihn an der Ausreise.
    Die Ausstellung zeigt auch den originalgetreuen Nachbau seiner Zelle, in der er unter folterähnlichen Bedingungen in Isolationshaft gehalten wurde. In vielen Installationen verwendet Ai Weiwei edle Materialien - wie beispielsweise für die Handschellen, die an seine eigene Haft erinnern sollen. Sie sind in Jade nachgebildet und werden wie ein kostbares Gut in einer Vitrine gezeigt.
    Besonders spektakulär ist eine Installation im Lichthof: Rund 6.000 Holzschemeln aus der Qing-Dynastie sollen den rücksichtslosen Umgang des chinesischen Systems mit der eigenen Vergangenheit symbolisieren.
    Viele Werke für die Berliner Ausstellung geschaffen
    Die Ausstellung schlägt einen Bogen von seinem in den Achtzigerjahren entstandenen Frühwerk bis zu aktuellen Arbeiten. Etwa die Hälfte der Werke hat er eigens für Berlin geschaffen, die anderen werden erstmals in Deutschland gezeigt.
    Was Ai Weiwei selbst am besten gefällt? "Mein Lieblingsstück ist die Tatsache, dass ich nicht an der Ausstellung teilnehmen darf", sagt der Chinese. Das sei ein Kunstwerk an sich. Es spiegele eine "menschliche Verfassung" wider.


    Der 56-Jährige selbst hofft darauf, doch noch zu seiner Ausstellung nach Berlin reisen zu können. "Ich habe vielleicht die Möglichkeit, zu der Ausstellung zu kommen", sagte er in einer Video-Botschaft anlässlich der Ausstellungseröffnung. Er hoffe, dass es passiere, wisse aber nicht, ob es in naher Zukunft sein werde. Ai Weiwei werde vom offiziellen China "seit Jahren tot geschwiegen", berichtete Peking-Korrespondentin Ruth Kirchner im Deutschlandradio Kultur.   
    Ai als Symbol für den Widerstandsgeist der Kunst
    Kulturstaatsministerin Monika Grütters appellierte an die chinesische Regierung, dem Künstler Reisefreiheit zu gewähren. "Wir alle versichern diesem unbeugsamen und freien Geist unsere tiefe Solidarität", sagte die CDU-Politikerin. Ai sei zu einem Symbol für den Widerstandsgeist der Kunst geworden.
    Nach Ansicht von Gereon Sievernich, Kurator der Schau, macht Ai Weiwei keine politische Kunst, aber Kunst mit einer politischen Aussage. In vielen seiner Arbeiten drücke sich auch "etwas Ironisches" aus, sagte Sievenich im Deutschlandradio Kultur. Das helfe dem Künstler, die Situation zu ertragen und zu überleben.
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    Programmtipp: Um die Ausstellung und um Chinas Kunstszene geht es auch in der "Ortszeit" ab 17:07 Uhr.

    Die Ausstellung "Evidence" von Ai Weiwei ist vom 3. April bis 7. Juli 2014 im Martin-Gropius-Bau Berlin zu sehen.
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