100 Jahre Musik im Radio

Die Musik verlässt den Konzertsaal

An einem historischen Radio lehnt eine Violine.
Musik war neben Nachrichten und Sportübertragungen der wichtigste Programminhalt, der zu Beginn immer live vor den Mikrophonen gespielt werden musste. © imago images / CSP_mcgill
Im Oktober 2023 steht das große Jubiläum unseres Mediums an: 100 Jahre Rundfunk. Im Jubiläumsmonat gibt es Blicke zurück und nach vorn. Zum Überblick unseres Themenschwerpunktes.
Im Oktober 2023 steht das große Jubiläum unseres Mediums an: 100 Jahre Rundfunk. Das erste Mal konnten Besitzer eines Radio-Gerätes ein für sie produziertes Programm empfangen.
Die Musik war von Anfang an Grundbaustein des Programms. Schon in der ersten Sendung der „Deutschen Stunde“, gestaltet von der "Gesellschaft für drahtlose Belehrung und Unterhaltung mbH“, bot am 29. Oktober 1923 eine Musikübertragung.

Aus dem Herzen Berlins

In zwei kleinen Dachkammern wurde Rundfunkgeschichte geschrieben. Im Dachgeschoss des (sogenannten,) am Potsdamer Platz liegenden Vox-Hauses begann um 20 Uhr die erste regelmäßig ausgestrahlte Radiosendung über den Äther.
Hier war der Sitz des Schallplattenkonzerns Vox, der schon vor geraumer Zeit Antennenanlagen auf seinem Haus installieren ließ. Den Sendungsstart legte der Konzernchef spontan auf den Sonntagabend im späten Oktober fest.

Kleine Räume, große Geschichte

Die Wände des Raumes waren mit Krepp- und Zeitungspapier für die Akustik gedämmt worden. Darin ein kleines Klavier, daneben ein Schränkchen, auf dem das Mikrophon platziert wurde.

Start des Unterhaltungsfunks

An einem Mikrophon eröffnete ein Sprecher mit ernster Stimme: „Achtung, Achtung! Hier ist die Sendestelle Berlin im Voxhaus auf Welle 400 Meter. Meine Damen und Herren, wir machen Ihnen davon Mitteilung, dass am heutigen Tage der Unterhaltungsrundfunkdienst mit Verbreitung von Musikvorführungen auf drahtlos-telefonischem Wege beginnt. Die Benutzung ist genehmigungspflichtig.

Buntes Musikprogramm

Die Aufregung des Pianisten und des Cellisten muss groß gewesen sein, als sie das allererste Mal live im Radio auftraten. Sie spielten das „Andantino im Stil von Martini“, von Fritz Kreisler. In den ersten Monaten dominierte die kammermusikalische Darbietung, denn die Räumlichkeiten waren beengt. Die Sendezeit betrug eine Stunde.

Ein neues Publikum

Die Musik im Rundfunk fand sich seit den ersten Monaten des Sendebetriebs in zwei Strömungen wieder. Zum einen wurde die Tradition des Musikhörens fortgeführt, indem konventionelle Konzertprogramme übertragen wurden.
Zum anderen sahen sich Programmgestalter, Komponisten und Musiker dem Bestreben ausgesetzt, dem neuen Medien auch eine erneuerte Musik zu bieten. Daraufhin entfaltete sich ein künstlerisches Experimentierfeld. Es sollte einerseits ein Publikum angesprochen werden, dass nun nicht mehr physisch anwesend war, andererseits konnte Musik losgelöst von einer Bühnensituation geschaffen werden: Neue Musik für das neue Medium für das neue Publikum, dem Hörer.

Erste Schritte für die Rundfunk-Musik

Zahlreiche Komponisten, Musiker und Künstler anderer Sparten eroberten diese Freifläche. In vielen unserer Sendungen wird genau diese Zeit beleuchtet, gewertet und wiederbelebt. Konzerte wie Reportagen berichten von der Musik, der im Rundfunk eine neue Rolle zugesprochen wurde.

Unsere Beiträge:

Es folgen:
29.10.23
Interpretationen: Der Dirigent Ferenc Fricsay
Konzert: Festkonzert 100 Jahre Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
31.10.23
Musikszene: Abriss deutscher Kulturgeschichte? Zur Zukunft der Rundfunkstudios