Terroranschläge in Paris

Hollande spricht von "Kriegsakt"

Ein Polizeiauto passiert in Frankreich den Eiffel-Turm.
Frankreich befindet sich nach der Anschlagsserie im Ausnahmezustand. © afp/Francois Guillot
Die Terrorgruppe IS hat sich zu den Anschlägen in Paris mit mindestens 127 Toten bekannt. Frankreichs Präsident François Hollande sagte, das Land müsse "die angemessenen Entscheidungen treffen". Er kündigte drei Tage Staatstrauer und eine Sondersitzung des Parlaments für Montag an.

Frankreich-Korrespondentin Ursula Welter über die aktuelle Lage am Tag nach der Anschlagsserie in Paris. Audio Player

Wo gab es Terroranschläge in der Stadt?
Mehrere Attentäter schossen am Freitagabend in der französischen Hauptstadt wild um sich und zündeten Bomben. Sie griffen an bis zu sieben Orten gleichzeitig an. Auch in der Nähe des Stade de France, wo das Freundschaftsspiel zwischen Frankreich und Deutschland stattfand. Dort ereigneten sich mehrere Bombenexplosionen. Weiter Ziele der Anschläge waren Bars, Restaurants und ein Einkaufszenturm.

Die ganze Gewalt des Terrors bekamen die Besucher eines Konzerts der Heavy Metal Band " Eagles of Death Metal" in der Konzerthalle "Bataclan" zu spüren. Dort feuerten Angreifer mit Maschinengewehrern in die Menge der 1.500 Besucher. Als die Polizei den Saal stürmte, zündeten sie Sprengstoffgürtel . Insgesamt wurden 100 Menschen getötet. Augenzeugen zufolge sollen die Täter sehr jung gewesen sein und "Allahu Akbar" - "Gott ist groß" – gerufen habe. Die Halle liegt nur wenige Hundert Meter von der Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo entfernt, wo es Anfang des Jahres breits einen Terroranschlag gab.
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© picture-alliance / dpa
Wer steckt hinter den Anschlägen?
Über die Täter und deren Motive gibt es noch keine offiziellen Angaben. Laut Staatsanwaltschaft wurden acht Angreifer getötet. Sieben sollen sich selbst in die Luft gesprengt haben, ein weiterer Attentäter wurde erschossen. Frankreichs Präsident François Hollande sagte am Samstag in einer Fernsehansprache: "Es handle sich um einen Kriegsakt.". Er machte die Extremisten-Miliz Islamischer Staat (IS) für die Anschläge verantwortlich. Sie seien im Ausland mit Hilfe aus Frankreich organisiert worden. In Bayern wurde unterdessen ein Verdächtiger festgenommen. Der Mann soll möglicherweise im Zusammenhang mit den Terroranschlägen in Paris steht. Wie der Bayerische Rundfunk unter Berufung auf das Landeskriminalamt meldet, wurde ein 51-jähriger Mann aus Montenegro bereits vor einigen Tagen mit seinem Fahrzeug auf einer Autobahnraststätte angehalten. Die Ermittler fanden in dem PKW acht Maschinengewehre und mehrere Handgranaten. Über die Festnahme seien die französischen Sicherheitsbehörden informiert worden.
Wie viel Menschen starben bei den Anschlägen?
Bei den Anschlägen gab es mindestens 127 Tote. Insgesamt 200 Menschen wurden verletzt, 80 von ihnen schwer.
Sind Deutsche unter den Opfern?
Auch dazu liegen vonseiten des Außenministeriums keine Angaben vor. "Das Auswärtige Amt hat noch am Abend einen Krisenstab eingerichtet, der mit der Botschaft Paris und den französischen Behörden die ganze Nacht über in Kontakt stand", sagte ein Sprecher am Samstagmorgen in Berlin.
Wie ist die Lage in Paris?
Frankreich befindet sich im Ausnahmezustand. Präsident Hollande sprach von Terrorangriffen von einem nie dagewesenen Ausmaß. "Es handele sich um einen "Kriegsakat", sagt er er am Samstag. Die Straßen sind voller Polizei und das Militär wurde mobilisiert. Bereits in der Nacht zu Samstag rief die Stadtverwaltung die Bewohner dazu auf, wegen der Anschläge zuhause zu bleiben. Der Metro-Verkehr in der Stadt ist weiterhin unterbrochen. Schulen und Universitäten im Großraum Paris bleiben am Samstag geschlossen, zudem wurden sämtliche Schulreisen für das Wochenende untersagt. Die Sicherheitsmaßnahmen an den Grenzen wurden verschärft. Auch das Nachbarland Belgien reagierte auf die Anschläge und verschärfte die Sicherheitsmaßnahmen an den Grenzen, den Flughäfen und im Zugverkehr. Hollande kündigte drei Tage Staatstrauer und eine Sondersitzung des Parlaments für Montag an.
Was ist mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft?
Das DFB-Team hat Frankreich mit einer Sondermaschine verlassen und ist in Frankfurt am Main gelandet. Die Spieler reisten anschließend in ihre Heimatorte. Bundestrainer Joachim Löw und das DFB-Team waren in der Nacht nach der 0:2-Niederlage gegen Frankreich nicht zurück ins Hotel gefahren, sondern im Stade de France geblieben. Bereits am Freitagvormittag wurde das Mannschaftshotel wegen eines Bombenalarms geräumt.
Welche Reaktionen gab es?
Weltweit reagierten Politiker mit Entsetzen und Bestürzung auf die Anschläge in Paris. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich am Samstagmorgen in Berlin zu den Anschlägen und sprach von einer der schrecklichsten Nächte, eine der schrecklichsten Nächte, die Europa seit langer Zeit erlebt habe.
(sima/has)
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