Zygmunt Bauman

    "Eine Stimme der Flüchtlinge und Entwurzelten"

    Zygmunt Bauman (1925−2017) im März 2013 bei einer Buchvorstellung in Barcelona
    Zygmunt Bauman (1925−2017) im März 2013 bei einer Buchvorstellung in Barcelona © dpa / picture alliance / EPA / Toni Albir
    09.01.2017
    Zygmunt Bauman beschäftigte sich mit den Zurichtungen der Moderne und den Folgen der Globalisierung. "Ganz viele Menschen fallen aus diesem Raster heraus" − das habe Bauman immer wieder thematisiert, sagt Thorsten Jantschek über den 91-jährig gestorbenen Philosophen und Soziologen.
    Bauman wurde 1925 im polnischen Posen geboren. Er stammt aus einer jüdischen Familie und musste in seinem Leben zweimal seine Heimat Polen verlassen: Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs floh er vor den Nationalsozialisten in die Sowjetunion, später kehrte er zurück, arbeitete zeitweilig als politischer Offizier und lehrte ab 1954 in Warschau Soziologie.
    Ende der 1960er-Jahre ging er aufgrund antisemitischer Hetzkampagnen nach Israel; 1971 erhielt er einen Ruf an die britische University of Leeds. Seine Studien über Totalitarismus und Holocaust machten ihn international bekannt.
    Im Herbst letzten Jahres erschien Baumans Essay "Die Angst vor den anderen" auf Deutsch. Darin fordert er ein politisches Umdenken in Bezug auf die weltweiten Flüchtlingsströme. Wir müssen lernen zu teilen, betont er.

    "Gewisse Grundideen: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, auch eine Beziehung auf das Werk von Karl Marx natürlich, die Ideen der Konsumkritik − das sind schon Ideen, die sich bis zum Ende durchzogen, mit kleinen Widersprüchen. Vor allem sein Plädoyer für soziale Gerechtigkeit, das ist vielleicht der stärkste Wert, der ihn von Anfang an in seiner Karriere beflügelt hat."

    ... sagt der in Polen lebende Journalist Martin Sander im "Fazit"-Gespräch:

    "Er war eine Stimme der Flüchtlinge, der Staatenlosen, der Entwurzelten, der Arbeitslosen, also Personen, die erst einmal nicht viel miteinander zu tun haben. Aber er hat zusammengefasst: Die sind nutzlos geworden für ihre Gesellschaften. Die Gesellschaften haben sie sozusagen ausgespült. Und da zeigt sich ein Phänomen, das er in seinem langen Werk immer wieder thematisiert hat: Die Globalisierung ist eine Funktion der Moderne. Die Moderne hat sie produziert, hat bestimmte Mechanismen produziert, und ganz viele Menschen fallen aus diesem Raster heraus."

    ... sagt Thorsten Jantschek, Redakteur von Deutschlandradio Kultur, im "Lesart"-Gespräch:
    (abu/cre)
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