Zwischen Imagegewinn und Kostenexplosion
Wenn renommierte Sammler ihre Schätze der Öffentlichkeit anbieten, zeigt sich die Politik oft entzückt und demütig wegen der großen Gaben. Hinter den Kulissen aber bricht oft Verzweiflung aus, denn die Gaben nicht nur Geschenke: die Dauerleihgaben verursachen Kosten. Die Falckenberg-Sammlung in Hamburg hat einen Weg gefunden, diesem Dilemma zu entgehen.
Versteckt in einer Toreinfahrt eines alten pittoresken Ziegelgebäudes in Hamburg-Harburg führt der Weg durch eine schwere schwarze Eisentür in die alten Phönix-Hallen: das Reich des Harald Falckenberg. Eine ehemalige Gummifabrik, die der Architekt Roger Bundschuh in einen weißen, minimalistischen Kunstpalast verwandelt hat. Hier wird auf fünf Etagen ein Teil der rund 2000 Werke umfassenden Sammlung Falckenberg gezeigt. Seit 1994 sammelt der Geschäftsführer einer Firma für Tankstellenzubehör zeitgenössische Kunst: Groteskes, Provokantes, querköpfige Außenseiter der 80er/90er Jahre und Gegenwartskunst von Thomas Hirschhorn bis Bjarne Meelgard. Falckenberg ist kein Kunsthistoriker sondern Jurist: Als Fachfremder hat er sich damals hineingeworfen in die Sammlerwelt…
"…und hat sich über den engen Austausch künstlerischer Positionen, aber auch mit Künstlern selber - wie Werner Büttner und anderen, Oehlen, Kippenberger - und dann der jüngeren Generation wie Meese, Bock, und natürlich auch Größen wie Roth und Hanne Darboven, oder Polke der in Hamburg lange auch gewirkt hat, hat er sich an die zeitgenössische Kunst herangetastet."
Erklärt Miriam Schoofs, seit Anfang 2011 Kuratorin der Sammlung Falckenberg. Sie übernahm den Job, als der Unternehmer seine umfassende Kollektion als Dauerleihgabe an die Stadt Hamburg übertrug. Nach fast fünf Jahren Verhandlungszeit schlüpfte die Sammlung Falckenberg organisatorisch, konzeptionell und teilweise auch finanziell unter das Dach der vom Hamburger Senat geförderten "Deichtorhallen". Dem großen Ausstellungshaus für zeitgenössische Kunst in Hamburg.
Die Kunstexpertin Schoofs führt durch die Sammlung, die laut "Zeit" - ein "Frontalangriff auf den gediegenen hanseatischen Geschmack" darstellt. Im Keller des fünfstöckigen Gebäudes befindet sich das begehbare Schiebelager:
"Das ist eine Art Handapparat, der es ermöglicht anhand dieser - wir können ja mal eine rausziehen, dieser Schiebewände - einzelne Kunstwerke sich anzusehen und auch in Relation zu den anderen zu setzen. Das ist jetzt prompt ein Bild von Jonathan Meese. Einer der Künstler, die Harald Falckenberg sehr früh bereits für sich entdeckt hat."
Nach knapp 20 Jahren Sammelleidenschaft bot Falckenberg die Kollektion der Stadt an - der damaligen Kultursenatorin Karin von Welck. Die war begeistert - erinnert sich Eva Gümbel, die unter schwarz-grün kulturpolitische Sprecherin der GAL-Fraktion war:
"Natürlich war es so, dass man nicht in dem Moment, wo Herr Falckenberg gesagt hat: 'Das würde ich Ihnen gerne geben und zur Verfügung stellen für einen Preis von..'. die Kultursenatorin sagen konnte: 'Ja super, machen wir sofort.' Sondern es war klar. dass auch das ne schwierige finanzpolitische Entscheidung sein würde. Und dass man da gemeinsam einen Weg finden müsste."
Der Weg war lang - rekapituliert Bert Antonius Kaufmann, der kaufmännische Direktor der Deichtorhallen. Doch…
"..man muss ganz deutlich sagen: Der Wille, die Sammlung in Hamburg zu halten, war schon sehr, sehr deutlich und sehr groß."
Und so fand sich für Harald Falckenberg, die Stadt und die Deichtorhallen eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung. Bert Antonius Kaufmann:
"Wir bekommen eine jährliche Zuwendung. Die beträgt eine halbe Million. Und von dieser halben Million müssen wir die Fixkosten decken. Das Gebäude, die Energie, die Heizung. Und die Instandhaltung. Und wir können - und da bleibt dann auch nur noch ein kleiner Bereich übrig - von diesem Betrag Ausstellungen machen. Und alles, was dann mehr kostet, mehr gemacht wird, an zusätzlichen Ausstellungen kommt, wird von dem Privatsammler übernommen."
Die öffentliche Unterstützung in Höhe von 500.000 Euro wird nicht aus dem naturgemäß knappen Kulturetat bestritten, sondern kommt aus einem Topf der Senatskanzlei. Außerdem greift Harald Falckenberg nach wie vor in die eigene Tasche, wie Kaufmann erklärt:
"Und es ist mäzenatisch. Es ist nicht an eine sichtbare Gegenleistung wie Logos, und so was... Und wenn man dann sieht, dass hier im Grunde öffentliches Geld eingesetzt wird, was immer noch auf der anderen Seite durch privates Geld ergänzt wird... wo also von vorneherein verantwortungsbewusst gedacht wird und auch noch was dazu kommt, ist das eigentlich ein ganz interessantes Modell."
Es scheint, als ob beide Seiten davon profitieren. Harald Falckenberg erklärte bei einer Podiumsdiskussion im vergangenen Jahr, dass Museen heutzutage auf Wechselausstellungen angewiesen seien, um Besucher zu locken. Häufig fielen die Sammlungen dabei hintüber, so der 69-Jährige.
""Es sind viele Gedanken in Gang gebracht worden, wie man Sammlungen aktiviert im Ausstellungsbetrieb. Wie man beides in Verbindung bringt. Und da bin ich nun bei meiner ganz persönlichen Sache, dass die Deichtorhallen mir eine wunderbare Gelegenheit gegeben haben, eine Sammlung aktiv in einen Ausstellungsbetrieb einzustellen."
Für die Deichtorhallen im Gegenzug bedeutet der Falckenberg´sche Kunstschatz einen immensen Imagegewinn. Bert Antonius Kaufmann:
"Dadurch, dass die Sammlung Falckenberg unter dem Dach der Deichtorhallen ist, ist es für das Haus, für unsere internationale Wirkung und Außenwirkung, für den Leihverkehr, für den Kontakt mit anderen großen Museen und Privatleihgebern eine ganz tolle Unterstützung und eine wirklich große Hilfe, um die eh schon gute Ausgangsposition weiter zu stärken."
Bis 2023 läuft der Vertrag zwischen Harald Falckenberg und der Stadt Hamburg. Vielleicht wird aus der Dauerleihgabe dann eine Schenkung.
"…und hat sich über den engen Austausch künstlerischer Positionen, aber auch mit Künstlern selber - wie Werner Büttner und anderen, Oehlen, Kippenberger - und dann der jüngeren Generation wie Meese, Bock, und natürlich auch Größen wie Roth und Hanne Darboven, oder Polke der in Hamburg lange auch gewirkt hat, hat er sich an die zeitgenössische Kunst herangetastet."
Erklärt Miriam Schoofs, seit Anfang 2011 Kuratorin der Sammlung Falckenberg. Sie übernahm den Job, als der Unternehmer seine umfassende Kollektion als Dauerleihgabe an die Stadt Hamburg übertrug. Nach fast fünf Jahren Verhandlungszeit schlüpfte die Sammlung Falckenberg organisatorisch, konzeptionell und teilweise auch finanziell unter das Dach der vom Hamburger Senat geförderten "Deichtorhallen". Dem großen Ausstellungshaus für zeitgenössische Kunst in Hamburg.
Die Kunstexpertin Schoofs führt durch die Sammlung, die laut "Zeit" - ein "Frontalangriff auf den gediegenen hanseatischen Geschmack" darstellt. Im Keller des fünfstöckigen Gebäudes befindet sich das begehbare Schiebelager:
"Das ist eine Art Handapparat, der es ermöglicht anhand dieser - wir können ja mal eine rausziehen, dieser Schiebewände - einzelne Kunstwerke sich anzusehen und auch in Relation zu den anderen zu setzen. Das ist jetzt prompt ein Bild von Jonathan Meese. Einer der Künstler, die Harald Falckenberg sehr früh bereits für sich entdeckt hat."
Nach knapp 20 Jahren Sammelleidenschaft bot Falckenberg die Kollektion der Stadt an - der damaligen Kultursenatorin Karin von Welck. Die war begeistert - erinnert sich Eva Gümbel, die unter schwarz-grün kulturpolitische Sprecherin der GAL-Fraktion war:
"Natürlich war es so, dass man nicht in dem Moment, wo Herr Falckenberg gesagt hat: 'Das würde ich Ihnen gerne geben und zur Verfügung stellen für einen Preis von..'. die Kultursenatorin sagen konnte: 'Ja super, machen wir sofort.' Sondern es war klar. dass auch das ne schwierige finanzpolitische Entscheidung sein würde. Und dass man da gemeinsam einen Weg finden müsste."
Der Weg war lang - rekapituliert Bert Antonius Kaufmann, der kaufmännische Direktor der Deichtorhallen. Doch…
"..man muss ganz deutlich sagen: Der Wille, die Sammlung in Hamburg zu halten, war schon sehr, sehr deutlich und sehr groß."
Und so fand sich für Harald Falckenberg, die Stadt und die Deichtorhallen eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung. Bert Antonius Kaufmann:
"Wir bekommen eine jährliche Zuwendung. Die beträgt eine halbe Million. Und von dieser halben Million müssen wir die Fixkosten decken. Das Gebäude, die Energie, die Heizung. Und die Instandhaltung. Und wir können - und da bleibt dann auch nur noch ein kleiner Bereich übrig - von diesem Betrag Ausstellungen machen. Und alles, was dann mehr kostet, mehr gemacht wird, an zusätzlichen Ausstellungen kommt, wird von dem Privatsammler übernommen."
Die öffentliche Unterstützung in Höhe von 500.000 Euro wird nicht aus dem naturgemäß knappen Kulturetat bestritten, sondern kommt aus einem Topf der Senatskanzlei. Außerdem greift Harald Falckenberg nach wie vor in die eigene Tasche, wie Kaufmann erklärt:
"Und es ist mäzenatisch. Es ist nicht an eine sichtbare Gegenleistung wie Logos, und so was... Und wenn man dann sieht, dass hier im Grunde öffentliches Geld eingesetzt wird, was immer noch auf der anderen Seite durch privates Geld ergänzt wird... wo also von vorneherein verantwortungsbewusst gedacht wird und auch noch was dazu kommt, ist das eigentlich ein ganz interessantes Modell."
Es scheint, als ob beide Seiten davon profitieren. Harald Falckenberg erklärte bei einer Podiumsdiskussion im vergangenen Jahr, dass Museen heutzutage auf Wechselausstellungen angewiesen seien, um Besucher zu locken. Häufig fielen die Sammlungen dabei hintüber, so der 69-Jährige.
""Es sind viele Gedanken in Gang gebracht worden, wie man Sammlungen aktiviert im Ausstellungsbetrieb. Wie man beides in Verbindung bringt. Und da bin ich nun bei meiner ganz persönlichen Sache, dass die Deichtorhallen mir eine wunderbare Gelegenheit gegeben haben, eine Sammlung aktiv in einen Ausstellungsbetrieb einzustellen."
Für die Deichtorhallen im Gegenzug bedeutet der Falckenberg´sche Kunstschatz einen immensen Imagegewinn. Bert Antonius Kaufmann:
"Dadurch, dass die Sammlung Falckenberg unter dem Dach der Deichtorhallen ist, ist es für das Haus, für unsere internationale Wirkung und Außenwirkung, für den Leihverkehr, für den Kontakt mit anderen großen Museen und Privatleihgebern eine ganz tolle Unterstützung und eine wirklich große Hilfe, um die eh schon gute Ausgangsposition weiter zu stärken."
Bis 2023 läuft der Vertrag zwischen Harald Falckenberg und der Stadt Hamburg. Vielleicht wird aus der Dauerleihgabe dann eine Schenkung.