Was ist Bildung?
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit der Pädagogin Susanne Lin-Klitzing und dem Wirtschaftswissenschaftler Stephan A. Jansen. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de" target="_blank" href="https://www.deutschlandfunkkultur.de/im-gespraech.969.de.html">gespraech@deutschlandfunkkultur.de.
Was ist Bildung?
83:57 Minuten
Bildung ist der Schlüssel zur Welt, heißt es. Aber was bedeutet Bildung in Zeiten von Google, Alexa & Co? Welches Wissen brauchen wir, um die Welt zu verstehen – und wie sollte ein zukunftsfähiges Bildungssystem aussehen? Diskutieren Sie mit!
"Bildung ist unsere gelebte Neugier und nicht etwa unsere Zurichtung für eine Karriere oder für eine Verwendbarkeit auf dem Arbeitsmarkt", sagt Stephan A. Jansen, Professor für Management, Innovation & Finanzen an der Karlshochschule in Karlsruhe.
In Zeiten der Digitalisierung sei es wichtiger denn je, andere Wege einzuschlagen. Der alte Kanon habe ausgedient: "Belohnt wird nicht das Selbstdenken, sondernd das Repetieren von bereits anderweitig Gedachtem, Erkanntem, Aufgeschriebenem."
Aus Lehranstalten werden Anregungsarenen
Sein Gegenentwurf: "Bildung ist Stolpern, sich Fangen, sich Weiterbewegen." Den Bildungskanon könnten auch Alexa und Siri verwalten, Wissen sei weltweit mit ein paar Klicks verfügbar. Lehranstalten seien out, Schulen und Universitäten sollten "Anregungsarenen" sein. Seine Auffassung skizziert der Wirtschaftswissenschaftler in seinem Buch "Die Befreiung der Bildung".
"Bildung funktioniert nur über konkrete Inhalte", sagt Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes. Der Verband vertritt 90.000 Lehrerinnen und Lehrer an Gymnasien, Gesamtschulen, Hochschulen sowie an anderen Bildungseinrichtungen, die auf das Abitur vorbereiten. "Ich kann mich nicht über mich allein definieren, ich muss mich über irgendetwas definieren, in der Auseinandersetzung mit etwas. Das darf nicht beliebig sein."
"Wir brauchen vertiefte Allgemeinbildung"
Man müsse sich schon auf einen gemeinsamen Kanon verständigen, so die ehemalige Lehrerin und beurlaubte Professorin für Schulpädagogik an der Philips-Universität Marburg. "Wir brauchen Wissen, vertiefte Allgemeinbildung, um sicher und kompetent einschätzen zu können, was Google und Alexa uns anbieten. Natürlich habe auch ich ein Smartphone, aber ich habe die Kompetenz, um stutzig zu sein, wenn wir jemand etwas Idiotisches erzählen will."
Der Reiz von Google und anderen Diensten bestehe darin, dass sie jederzeit und an jedem Ort verfügbar seien. "Schule muss das Gegenteil sein: Ruhe, Gründlichkeit, Vertiefung. Bildung ist immer auch Selbstreflektion. Und das kann mir kein Gerät abnehmen."
(sus)
(sus)