Zwei "Atlanten der Abenteuer"

Lesespektakel und Fakten

Das Riesenrad "London Eye" am Südufer der Themse ist das größte Europas.
Mit dem "Atlas der Abenteuer" von Lucy Letherland kann man zum Beispiel ins Riesenrad "London Eye" steigen, und die britische Hauptstadt von oben bewundern. © dpa / picture alliance / Daniel Kalker
Von Kim Kindermann · 03.06.2015
Zwei Mal ein "Atlas der Abenteuer" - doch die Autorinnen nähern sich dem Thema sehr unterschiedlich. Lucy Letherland lädt dazu ein, Länder aufgrund von Naturwundern und aufregenden Erlebnissen kennenzulernen. Sarah Sheppard setzt mehr auf geografische Fakten. Beide machen Lust auf Abenteuer.
Diese beiden Atlanten haben es in sich. Und obwohl sie den gleichen Titel tragen, zeigt schon die jeweilige Unterzeile, dass sich die beiden Autorinnen dem Thema Abenteuer sehr unterschiedlich nähern. Lucy Letherlands "Atlas der Abenteuer" ist ein farbenfrohes Lesespektakel und lädt dazu ein, Länder aufgrund ihrer "Naturwunder, aufregenden Erlebnissen und Spektakel" kennenzulernen. Etwa indem man nach Mexiko reist, aufs Pferd steigt und sich von 25 Millionen golden-orangefarbenen Monarchfalter umschwirren lässt. Oder aber man fliegt nach Japan ins Tal des Yokoyu- Flusses und badet mit Makaken in den heißen Quellen vor Ort. Diese Affen lieben es, sich so an Wintertagen vor der Kälte schützen.
Wem das zu exotisch ist, der kann auch nach London fahren, um dort ins größte Riesenrad der westlichen Hemisphäre zu steigen und die Stadt so von oben bewundern. Oder man besucht den Pariser Louvre, das größte Museum der Welt. Und so entfacht dieses Buch innerhalb kürzester Zeit Fernweh. Ein zauberhafter Altas.
Tektonische Platten und mystische Orte
Wer jetzt geografische Fakten sucht, der wird eher mit dem Atlas von Sarah Sheppard glücklich. Sie sortiert ihre Abenteuer nach Themen: Große Meere, hohe Berge und tektonische Platten finden sich hier genauso wie mystische Orte, Karten mit Tiefseegräben und solchen, die zeigen, wo die giftigsten und gefährlichsten Tieren leben. So erfährt man, dass der Mariannengraben im Pazifik etwa 12.000 Meter unter dem Meeresspiegel liegt und damit tiefer ist als der Mount Everest hoch. Dass die Malariamücke und die von ihr übertragen Krankheit jährlich mehr als eine halbe Million Menschen tötet und dass man die größten Chancen, Gold und Edelsteine zu finden, in Afrika hat.
Dazu gibt es zahlreiche kleine Infoboxen, die dann noch zahlreiche spannende Details rund ums Thema bieten: "Der Stern von Afrika" ist der größte aller Diamanten und ist ins Zepter der englischen Königin eingearbeitet. Und "Der Unvergleichliche" wurde 1980 von einem Mädchen beim Spielen auf einem Schutthang in der Demokratischen Republik Kongo gefunden.
Es bleibt die Qual der Wahl
Beide Atlanten sind aufwendig und schön gearbeitet. Das Buch von Lucy Letherland kommt im strahlenden Sonnenblumengelb daher und sprüht nur so von Farben. Netter kleiner Seitenaspekt hier: Im Buch gibt es immer zwei Kinder, die man auf jeder Seite neu suchen muss, und so geht man von Kontinent zu Kontinent. Sarah Sheppards kommt ohne diese Unterteilung aus. Sie geht thematisch vor, und so sind immer alle Kontinente auf einer Karte zu sehen. Erst am Ende ihres Atlas ist dann noch mal jeder Kontinent einzeln und grasgrün – außer der Arktis und Antarktis, die sind weiß - vor blauem Meereshintergrund abgebildet. Hauptstädte und Landesflaggen inklusive. Was der klassischen Wissensvermittlung schon sehr entgegen kommt.
Bleibt die Wahl der Qual, denn beide Atlanten machen Lust auf Abenteuer. Selbst die kleine Schwächen helfen da nicht wirklich: Sarah Shepprad schreibt oft in einem unlustigen ironischen Ton, gleichzeitig überzeugt sie mit ihrem geografischen Wissen. Genau das fehlt wiederum dem Atlas von Lucy Letherland, der dafür einlädt, in Farben zu schwelgen und auf innere Reisen zu gehen. Am besten nimmt man beide!

Lucy Letherland: Der Atlas der Abenteuer. Naturwunder, aufregende Erlebnisse und Spektakel rund um die Welt
Übersetzt von Elvira Willems
Kleine Gestalten, Berlin 2015
96 Seiten, 29,90 Euro

Sarah Sheppard: Atlas der Abenteuer. Weltkarten für Entdecker und Tagträumer
Übersetzt von Angelika Kutsch
Klett Kinderbuch, Leipzig 2015
40 Seiten, 14,95 Euro

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