Zum Tod von Virgil Abloh

Sehr viel mehr als nur Modedesigner

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Virgil Abloh. Ein modisch gekleideter junger Mann mit Bart schaut die Kamera.
Designer Virgil Abloh habe die Zustände in der Modebranche auf den Kopf gestellt, so Kemi Fatoba. © imago images / Pacific Press Agency / Lev Radin
Kemi Fatoba im Gespräch mit Massimo Maio  · 29.11.2021
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Mit nur 41 Jahren ist der US-Designer Virgil Abloh an Krebs gestorben. Sein Tod hat viele schockiert. Als erster schwarzer Top-Designer setzte er neue Maßstäbe in der Branche. Zuletzt arbeitete er für Louis Vuitton.
Er galt als einer der wichtigsten Modemacher seiner Generation, als jemand der Hip-Hop, Streetwear und Luxusmode verband, und der erste schwarze Amerikaner, der 2018 für ein Pariser Label eine Modenschau machte.
Am Sonntag (28.11.) wurde bekannt, dass Virgil Abloh im Alter von 41 Jahren in Folge eines Krebsleidens gestorben ist. „Wir waren alle in einem Schockzustand", sagt Kemi Fatoba. Die Herausgeberin des Daddy-Magazins und Vogue-Kolumnistin, die sich in ihren Texten mit schwarzen Lebensrealitäten auseinandersetzt, erfuhr über Twitter vom Tod Ablohs.

Als Einwanderungskind ganz nach oben

Virgil Abloh war künstlerischer Leiter von Louis Vuitton Menswear, Gründer des Labels Off-White und der ehemalige Kreativdirektor von Kanye Wests Agentur Donda, sagt Kemi Fatoba. "Er war der erste schwarze Mensch, der es so weit nach oben geschafft hat in diesem Louis-Vuitton-Moët-Hennessy-Konglomerat, wo es oft einfach wenige schwarze Designer und Designerinnen gibt."
Virgil Abloh habe als Sohn ghanaischer Einwanderer auch nie vergessen, wo er herkam. So habe ihm seine Mutter das Schneidern beigebracht. Auf dem Weg nach oben habe er auch möglichst viele Menschen mitnehmen wollen. Für viele sei er deshalb auch eine große Inspiration gewesen, sagt Kemi Fatoba. Zudem sei er ein "wahnsinniger Workaholic gewesen", der andere miteingebunden und weltweit Talente gefördert hat.
So hat er ein Modestipendium für schwarze Studierende in den USA, Europa und Afrika ins Leben gerufen. Auf seiner Webseite gibt es Anweisungen und Hilfestellungen für Brands, die noch in der Anfangsphase sind.

Vordenker, der andere inspirierte

Als er 2018 bei Louis Vuitton anfing, habe er selbst den Zeitgeist perfekt verkörpert, meint Fatoba. "Louis Vuitton und die Modebranche generell bedienen sich ja immer wieder an schwarzer Kultur. Gleichzeitig werden die Communitys, aus denen diese Kultur kommt, abgewertet. Die Mode und alle Trends, die von dort kommen, werden nicht für ganz so voll genommen in der Modeindustrie."
Virgil Abloh habe diese Zustände in der Modebranche auf den Kopf gestellt, so Fatoba. Er habe auch immer wieder betont, seine Mode sei nicht Streetwear, sondern Designermode. Er wollte auf dem gleichen Level gesehen werden wie andere Brands auch.

Zusammenarbeit mit Kanye West

Den meisten Menschen dürfte Virgil Abloh aber für seine Anführungszeichen bekannt sein, sagt Kemi Fatoba, die er exzessiv eingesetzt habe, um Objekte zu hinterfragen. So hat er eine Tasche designt, auf der das Wort Skulptur in Anführungszeichen geschrieben stand. Damit habe er hinterfragen wollen, ob es sich dabei noch um eine Tasche handelt oder schon um ein Kunstobjekt.
Generell habe Virgil Abloh für seine Arbeiten für Off-White auch ironische Referenzen und politische Statements eingesetzt. So habe er nach einer Runway Show in Italien Gästen T-Shirts zukommen lassen, auf denen unter anderem die Anleitung für die Nutzung von Schwimmwesten aufgedruckt war. "Das war eine Anspielung auf die humanitäre Krise im Mittelmeer."
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