Virtuelle Mode

Unser digitaler Kleiderschrank der Zukunft

08:30 Minuten
Smartphone mit der digitalen Darstellung eines Ausstellungsstücks.
Was man nicht auf der Straße trägt, wagt man im digitalen Raum möglicherweise anzuziehen. © Judith Brachem
Judith Brachem im Gespräch mit Mandy Schielke · 20.11.2021
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Ein Kleid aus Eis oder Feuer: In der digitalen Welt können wir das anziehen. Noch ist virtuelle Mode ein Randphänomen, doch bald werden alle einen digitalen Kleiderschrank besitzen, ist sich die Journalistin Judith Brachem sicher.
Brennende Schuhe oder ein Kleid, dessen Stoff Wasser gleicht: Digitale Mode kann fantastisch anmuten, die Grenzen des Möglichen sprengen. Ursprünglich wurden die Outfits für Avatare in Onlinespielen entwickelt. Doch längst können sich auch Nutzer und Nutzerinnen sozialer Netzwerke in solch ungewöhnliche Kostüme kleiden. Das erzählt die Modejournalistin Judith Brachem, die eine Ausstellung zu virtueller Mode kuratiert hat, um die ganze Bandbreite dieses Zukunftsmarktes deutlich zu machen.

Neue Kleidung für meinen Avatar

In Onlineshops lassen sich die Kreationen kaufen, auch die großen Modehäuser mischen dabei mit. Der Nutzer oder die Nutzerin sendet den Läden Videos oder Fotos von sich, das Kleid wird dann auf den Körper angepasst. Das Foto könne man dann posten. „Zum anderen kann man auch digitale Kleidungsstücke für seinen Avatar kaufen“, so Brachem.
Ein Besucher der Ausstellung "virtuelles Beiwerk" steht vor einer Wand mit Drucken.
In der Ausstellung "virtuelles Beiwerk" in Hamburg wurde die Bandbreite der virtuellen Mode gezeigt.© Judith Brachem
Bisher sind die Kleider meist noch teuer, kosten oft mehrere tausend Euro. In günstigeren Onlineläden lassen sich aber auch virtuelle Jeans für 30 Euro ergattern. Und manches sei sogar kostenlos, zum Beispiel durch Augmented Reality Filter auf Instagram oder Snapchat, wo man sich durch Gesichtsfilter beispielsweise einen Hut aufsetzen könne, sagt Brachem. „Das ist etwas, was schon in der breiten Masse angekommen ist.“

Etwas für Mode-Enthusiasten

Die wirklich digitalen Kleidungsstücke, die über Shops gekauft und direkt auf das Foto angepasst werden, würden bisher aber eher von „Mode-Enthusiasten“ gekauft, „die Lust haben, das auszuprobieren, und von Leuten, die in der digitalen Welt, in Computerspielen zu Hause sind“.
Langfristig aber sei digitale Mode ein großer Zukunftsmarkt, da ist sich Brachem sicher: In ferner Zukunft werden wir alle also zwei Kleiderschränke haben, einen realen und einen digitalen.
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