Zum Tod von Tuvia Rübner

Lyriker des Paradoxen

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Ein Porträt-Foto des israelischen Schriftstellers Tuvia Rübner.
Der israelische Schriftsteller Tuvia Rübner war ein Brückenbauer zwischen Israel und Deutschland. © dpa / picture alliance / Winfried Rothermel
Carsten Hueck im Gespräch mit Gabi Wuttke |
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Der israelische Lyriker Tuvia Rübner ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Er war ein Brückenbauer zwischen Israel und Deutschland und schrieb seine Gedichte auf Deutsch und Hebräisch. In ihnen verband er das Schöne mit dem Sperrigen.
Der israelische Lyriker Tuvia Rübner ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Geboren wurde er 1924 in Bratislava. Als einzigem seiner Familie gelang ihm 1941 die Flucht ins heutige Israel. Seine Gedichte schrieb Rübner bis 1954 in deutscher, anschließend auch in hebräischer Sprache. Für sein Werk erhielt er viele Auszeichnungen. Eine davon war der Paul-Celan-Preis.
Tuvia Rübner "ist als Brückenbauer zwischen Israel und Deutschland sehr wichtig, weil er in beide Richtungen arbeitete und beide Kulturen kannte", erklärt unser Literaturredakteur Carsten Hueck im Deutschlandfunk Kultur. Rübners Identität beschreibt er als "eine sehr gebrochene und vielschichtige: Er war Dichter, Übersetzer, Hochschullehrer, Schafhirte. Er stammte aus einer deutschsprachigen Familie, war aber in der Tschechoslowakei aufgewachsen."
Tuvia Rübner habe versucht, sein Schicksal, sein Leben exemplarisch in seine Dichtung aufzunehmen, erklärt Hueck. Er sei ein Mensch des 20. Jahrhunderts gewesen, der all diese Brüche des 20. Jahrhunderts miterlebt habe.

Sich gegen den Sog der Sprache stellen

Diese Brüche zeichneten seine Sprache aus, erklärt Hueck: "Sie hat etwas Disparates, etwas Paradoxes. Tuvia Rübner versuchte, Dinge zusammenzubringen, die so erst mal nicht zusammenpassten."
Er schaffe es, "etwas Schönes mit etwas Sperrigem zu verbinden" und "sich gegen den glatten Strom, gegen den Sog der Sprache zu stellen - und trotzdem ist es eine klassische, eine schlichte, eine schöne Sprache".
Zeit seines Lebens habe Rübner die Möglichkeit des Sagbaren thematisiert - und dies vor dem Hintergrund seiner Erfahrung des Holocaust und des Überlebens. Dabei beschäftigte ihn bis an sein Lebensende die Frage: Wie kann man darüber schreiben?
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