Zum Tod von Trevor Baylis

Der britische Daniel Düsentrieb

Der britische Erfinder Trevor Baylis in seiner Werkstatt (2013).
Der britische Erfinder des Aufziehradios und Hunderter anderer nützlicher Dinge: Trevor Baylis in seiner Werkstatt (2013). © imago
Wolfgang Heckl im Gespräch mit Max Oppel · 06.03.2018
Trevor Baylis war Erfinder des Aufziehradios und vieler Werkzeuge für Menschen mit Behinderung. Eine skurrile Persönlichkeit, die an Daniel Düsentrieb erinnert. Nun ist der Brite im Alter von 80 Jahren gestorben. – Ist für solche Tüftler in unserer heutigen Welt der Thinktanks noch Platz?
"Alle glauben, um ein Erfinder zu werden, müsse man genial sein und sehr, sehr klug", sagt Trevor Baylis einst in einem Fernsehbeitrag der BBC. "In Wirklichkeit entstehen Erfindungen durch Zufall." Und wer, wenn nicht Trevor Baylis sollte es wissen?
Hunderte Erfindungen hat er gemacht, wurde in Großbritannien dafür quasi als "Prototyp" des Erfinders verehrt, trat im Fernsehen auf und wurde mit Ehrendoktor-Würden überhäuft. Nun ist Baylis im Alter von 80 Jahren gestorben.

Nicht am Gewinn orientiert

Die bekannteste Erfindung des Eigenbrötlers war das Aufzieh-Radio, das es Menschen in abgelegenen Gegenden ermöglichte, auch ohne Strom Informationen zu empfangen. Aber auch elektrische Schuhe, mit denen man ein Handy aufladen kann, oder auch Werkzeuge für Menschen mit Behinderungen gehören zu Baylis Erfindungen.
Der britische Erfinder Trevor Baylis (2013)
Außer Erfinder war er auch Stuntman und arbeitete im Zirkus: Trevor Baylis.© imago
"Mich interessieren Dinge nicht nur aus kommerziellen Gründen, sondern auch aus sozialen", sagte Baylis, der alles auf Gewinn orientierte verachtete. An seinen Ideen tüftelte der Eigenbrötler mit weißen Haaren, Schnauzbart und Pfeife lieber allein in seiner Werkstatt, die mit Tausenden Dingen vollgestopft war: Dosen, Schrauben, alte Geräte. "Ich schmeiße kaum etwas weg", gestand Baylis. Schließlich ließe sich aus fast allem noch etwas machen.

Die "einfachen Sachen" wurden schon alle erfunden

"Der einsame Bastler zu Hause, im Keller", wie Baylis einer war, er wird jedoch immer seltener, sagt Wolfgang Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums. Die meisten erfolgreichen Erfindungen würden von Teams stammen und auf komplexen wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Schließlich seien "die einfachen Sachen" schon alle erfunden worden.
Nichtsdestotrotz sei der einsame Erfinder weiterhin "nötig". Allein schon, um jungen Menschen nahezubringen, wie viel Freude das Tüfteln an Ideen bringen kann. Auch wenn sie dann hinterher statt Erfinder vielleicht Mechatroniker werden.
Und was würde Baylis zum angeblichen "Aussterben" seiner Zunft sagen? – Er wäre sicher anderer Meinung. "Wir sind alle Erfinder", sagte der kauzige Individualist einst. Denn selbst, wenn wir nur etwas reparieren, würden wir es auf unsere ganz individuelle, kreative Art und Weise tun – und so etwas Neues schaffen.
Wer also demnächst versucht, das Leck unter dem Waschbecken mit Klebeband zu flicken, anstatt den Klempner zu rufen, dem sei gesagt: Baylis wäre bestimmt stolz auf Sie!
(lk)
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